Am 14. Dezember veranstaltet der Megaphon-Chor ein Benefizkonzert in der Pfarre St. Andrä. Ein Einblick in den einzigartigen Chor der Kulturen.
Meinen Zivildienst bei der Straßenzeitschrift Megaphon habe ich zwar schon im Juni dieses Jahres abgeschlossen, die wöchentlichen Proben mit dem Megaphon-Chor, die perfekte Abwechslung zum Studienalltag, lasse ich mir trotzdem nicht entgehen. „Chorsingen ist nicht nur, musikalisches Talent zu haben, sondern vor allem Disziplin. Regelmäßig zu den Proben zu kommen, um etwas aufbauen zu können“, sagt auch Daniel Erazo-Muñoz. Im November 2014 hat der passionierte Dirigent gemeinsam mit der damaligen Leiterin des Megaphons, Annelies Pichler, Singing Megaphon ins Leben gerufen.
„Der Chor ist vor allem auch kulturell eine sehr interessante Mischung, wir haben nicht nur Megaphon-Verkäufer aus Afrika dabei, sondern auch Asylwerber – und natürlich viele Leute mit einem sehr offenen Geist aus Österreich“, freut sich der Kolumbianer, der im Oktober 2007 nach Österreich gekommen ist, nachdem er zuvor ein Jahr Tonsatz in Frankreich studiert hatte. Auf Empfehlung hat es den Tenor dann ohne Deutschkenntnisse an die Kunstuniversität Graz verschlagen, wo er die Ausbildung zum Orchester- und Chordirigent absolvierte. Nun leitet er neben vielen anderen Projekten auch Singing Megaphon, einen Chor, der zu einem großen Teil aus Amateuren besteht. „Man wird hier nicht kritisiert, wenn man einmal einen Ton nicht trifft“, sagt der Südamerikaner. „Vor allem bei den Afrikanern, denen der Chor großen Spaß macht, wäre dann wohl die Freude vorbei. Für mich als Chorleiter ist das jedoch eine große Herausforderung.“
Musik verbindet
Jude Eghebi ist einer von acht AfrikanerInnen, die den Chor nicht nur musikalisch, sondern vor allem auch menschlich bereichern. Der Nigerianer ist im Juli 2014 aus dem Burgenland nach Graz gekommen, nachdem er dort bereits ein Jahr als Megaphon-Verkäufer tätig war. Seither trifft man ihn beim Spar in der Grottenhofstraße und seit März 2017 auch als Tenor bei Singing Megaphon an. „Ich liebe es, zu singen. Als ich die Möglichkeit bekam, beim Megaphon-Chor mitzusingen, war ich sehr glücklich“, sagt der im Staat Delta geborene Verkäufer – noch auf Englisch. Deutsch zu lernen, ist für ihn aber sehr wichtig, momentan bereitet er sich auf seine Prüfung für das Sprachniveau A2 vor. Mindestens genauso wichtig ist für ihn ist aber die Musik: „Der Chor ist eine tolle Möglichkeit für mich, mein Talent zu entdecken. Jetzt weiß ich, dass ich gut singe. Davor wusste ich nicht einmal, dass ich überhaupt singen kann.“
I want to touch lives with my voice – Faith Osawaru
Ähnlich ging es auch Dieter Zeiringer. Der Steirer ist seit der ersten Probe Teil des Chores, obwohl er davor keinerlei Gesangserfahrungen hatte. „Ich wollte einfach unkonventionelle Lieder singen und dann las ich in der Zeitung, dass die Caritas einen Chor zusammenstellt“, erzählt der Bass, der nun schon auf drei Jahre mit dem Chor zurückblicken kann. Noch nicht so lange dabei ist Faith Osawaru. Die Nigerianerin ist im Juni 2017 nach Graz gekommen und verstärkt seit Oktober als einziges weibliches afrikanisches Mitglied den Alt. Aus Edu stammend, hat Faith große Pläne mit Singing Megaphon: „Ich will mit dem Chor weit kommen, außerhalb von Graz, außerhalb von Österreich singen, in die USA und in andere Länder reisen.“ Ob dieser Wunsch in Erfüllung geht, wird sich weisen, aber auch so ist Faith glücklich: „Ich mag jeden hier, ich mag es, wie Daniel den Chor leitet, wie der Chor organisiert ist – da ist Liebe!“
Zusammen für einen guten Zweck
Diese Liebe zeigt sich auch morgen wieder. Gemeinsam mit dem Her(t)zfrequenz-Chor und dem Vokalatelier-QL gestaltet der Megaphon-Chor am Donnerstag, den 14. Dezember, in der Pfarre St. Andrä ein Benefizkonzert. Alle Einnahmen aus den freiwilligen Spenden kommen den singenden Megaphon-VerkäuferInnen zugute, um ihnen ein Stück weit den schwierigen Einstieg in das Leben in Österreich zu erleichtern. Auf die Besucher wartet ein umfassendes Programm mit Musik aus Südamerika („Guantanamera“), Afrika („Bambelela“) und anderen Kontinenten der Welt. Sowohl Singing Megaphon, als auch die beiden anderen Chöre, werden jeweils ihre Soloprogramme zum Besten geben. Rund 100 Stimmen werden außerdem unter der Leitung von Rahela Duric, Rodrigo Algara Woodhouse und Daniel Erazo-Muñoz drei gemeinsame Lieder performen. Für Speis und Trank am Pfarrhof wird gesorgt sein und wer weiß – vielleicht schenkt dem einen oder anderen Leser der Autor dieser Zeilen höchstselbst einen Schnaps ein.
Wer: Megaphon-Chor, Her(t)zfrequenz-Chor, Vokalatelier-QL
Wo: Pfarre St. Andrä
Eintritt: Freiwillige Spende