Refill statt mehr Müll

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Flasche austrinken, anfüllen, wiederverwenden – das ist die Idee hinter Refill Graz. Bereits 27 Grazer Lokale und Unternehmen werden dabei zu Trinkwasserspendern und helfen, die Umwelt und das Geldbörsel zu schonen.

Laut CareElite wurden seit dem Jahr 1950 weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff erzeugt, von denen nur 600 Millionen Tonnen tatsächlich recycelt wurden. Dadurch gibt es mindestens fünf riesige sogenannte Müllstrudel (Plastikmüll-Ansammlungen die durch Meeresströmungen entstehen) in den Ozeanen. In der Steiermark werden pro Jahr ungefähr 20 Kilogramm Plastik pro Erwachsenem gesammelt. Wenn der Plastikkonsum so voranschreitet wie bisher, wird im Jahr 2050 dreimal mehr Plastik im Meer sein als Fische.

Plastik ist ein immer größer werdendes Problem für uns und unsere Umwelt – Foto: Constanze Seidl

Die Initiatorin von Refill Graz, „Das Gramm“-Gründerin Verena Kassar, will genau dem entgegenwirken: „Das Wichtigste an der Aktion ist für mich die Vermeidung von Plastikflaschen. Man ist unterwegs, kauft eine Plastikflasche, trinkt sie aus und schmeißt sie weg. Das ist so sinnlos!“ Das Konzept ist sehr einfach: Eine mitgebrachte Flasche in einem Lokal, einem Geschäft oder einem Unternehmen, das mit dem „Refill Graz“ Aufkleber gekennzeichnet ist, auffüllen und weiter verwenden. „Gerade in Österreich finde ich es auch blödsinnig, dass man teilweise für Wasser so viel Geld verlangt. Man muss die Leute sensibilisieren, dass es der Umwelt schadet und noch dazu Geld kostet. Und das Pickerl soll einfach die Hemmschwelle nehmen, wo hineinzugehen und nach Wasser zu fragen“, meint Verena Kassar weiter.

Die Idee aus Bristol

Ursprünglich kommt der Refill-Gedanke aus der englischen Stadt Bristol. 2015 ins Leben gerufen, gibt es in ganz Großbritannien nun schon über 1600 refill stations. Um diese leichter zu finden, wurde auch eine gratis App entwickelt. Anfang 2017 schaffte die Idee den Sprung nach Deutschland, Refill Hamburg entstand. Von dort ausgehend verbreitete sich die Idee schnell im ganzen Land, mittlerweile sind 55 deutsche Städte dabei. Eine Karte auf der Webseite zeigt deutschlandweit alle verfügbaren Auffüllstationen an. „Ich habe im Juli 2017 während eines Hamburg-Aufenthaltes den Sticker gesehen und wollte das sofort auch in Graz machen. Die Umsetzung ist dann sehr schnell gegangen, seit Herbst 2017 gibt es Refill Graz“, erzählt Verena Kassar.

Refill in Graz

In Graz gibt es derzeit 27 Lokale, Bars, Geschäfte und Unternehmen mit einem Refill Aufkleber, darunter immerhin sieben am rechten Murufer. Eine Karte auf der Webseite zeigt alle verfügbaren Stationen an:

Inka Werner von Zerum Lifestyle in der Mariahilferstraße hat von Anfang an mitgemacht: „Es geht darum, mit den Ressourcen, die wir haben, sorgfältig umzugehen und ein wenig darauf zu schauen, wie man lebt. 100% richtig gibt es dabei nicht, da muss jeder seinen eigenen Weg finden und wenn es ‚nur‘ bedeutet mit dem Rad statt mit dem Auto zu fahren, oder eben auf übermäßigen Einkauf von Plastik zu verzichten.“ Auch bei den Fahrradkurieren Pink Pedals in der Griesgasse kann jeder vorbeikommen, um die Trinkflasche aufzufüllen, meint Florian Stecker: „Ich sehe das als eine Selbstverständlichkeit, die leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Es ist eine nette Möglichkeit, um Leuten zu signalisieren, dass man für Wasser nichts bezahlen muss.“ Sylvia Hintersonnleitner von den Druck-Experten der Invinitive Factory war die Idee schon aus Bristol bekannt: „Ich finde es sehr toll, dass man den Menschen die Möglichkeit gibt, auf Plastikflaschen zu verzichten. Es ist extrem wichtig, dafür ein Bewusstsein zu schaffen. Und ihnen die ‚Angst‘ zu nehmen, wo hineinzugehen und nach etwas zu fragen.“

Weiter verbreiten

Mit Hilfe des Vereins Zero Waste Austria soll es Refill ab April/Mai 2018 auch in Wien geben. „In Wien war das Interesse da und es ist viel leichter, wenn man eine Ansprechperson vor Ort hat. Aber im Grunde kann es jeder umsetzen, man kann die offene Datei haben und dann statt Graz etwas anderes hineinschreiben“, erzählt Verena Kassar. Der Refill-Gedanke soll so weit wie möglich verbreitet werden: „Ich wünsche mir, dass man Anderen nicht immer irgendetwas neidisch ist, sondern dass man draufkommt, dass es einfach um etwas ganz anderes geht.“

Verena Kassar, Initiatorin von Refill Graz – Foto: Constanze Seidl

Nicht nichts machen

Für April/Mai 2018 ist noch ein umweltfreundliches Projekt in Graz geplant: Ein Pfandrückgabesystem für Coffee-to-go-Becher. Auch dafür sind deutsche Städte, in denen das schon einwandfrei funktioniert, Vorbilder. Die Idee dahinter: Man kauft Kaffee in einem wiederverwendbaren Becher, den man dann jedem anderen Lokal, das Teil der Aktion ist, zurückgeben kann. „Wir sind derzeit im Gespräch mit der Stadt Graz und hoffen, dass wir das so schnell wie möglich umsetzen können“, erzählt Verena Kassar. Auch für dieses Projekt ist Refill Graz eine Hilfe: „Man kommt mit den anderen Lokalen ins Gespräch, lernt sich kennen und baut ein kleines Netzwerk auf, dann gehen die zukünftigen Dinge schon leichter. Es hängt alles ein bisschen zusammen.“ Sie ergänzt, dass es durchaus ein Umdenken in der Gesellschaft gibt. Nachhaltigkeit und grüne Produkte boomen. Und hier will sie ansetzen: „Ich kann nicht nichts machen“.

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