Zuhause in der Smart City

Lesezeit: 3 Minuten

Die Smart City Graz-Waagner Biro gilt als eines der innovativsten Bauprojekte der Stadt Graz. Aber wie ist es, tatsächlich hier zu wohnen?

Über 60 Meter ragt er in die Höhe – der Science Tower. Er ist das Flaggschiff des neu entstehenden Stadtteils Smart City Waagner Biro. Der Tower, in dem sich vorwiegend Büros befinden, wurde als einer der ersten Bauteile der Smart City am 21. September 2017 feierlich eröffnet. Ein paar Tage später bin ich in den besagten Stadtteil gezogen – in das Studentenwohnheim, das sich direkt gegenüber vom Science Tower befindet. Mir war bereits vor meiner Ankunft im Viertel klar, dass sich dieses noch im Bau befindet und mein Wohnhaus eines der ersten fertigen Gebäude hier ist.

Zu Semesterbeginn war wenig los in der neuen Smart City. Aber das sollte sich schon nach kurzer Zeit ändern. Nach und nach zogen immer mehr Studenten in das Wohnheim ein. So standen schließlich immer mehr Autos auf dem hinteren Abschnitt der Waagner-Biro-Straße, das belebte das Viertel zumindest optisch. Hinter dem Wohnheim entstanden währenddessen drei weitere Wohnkomplexe, sowie ein Kindergarten. Mittlerweile sind dort die ersten Familien eingezogen.

Daheim ist es doch am schönsten – Foto: Maximilian Tenschert

Allgemein hat die Smart City Waagner Biro als Familienviertel Potential: Vor Kurzem haben die Bauarbeiten für eine neue Volksschule begonnen, die bereits im nächsten Jahr eröffnen soll. 2023 soll dann eine Neue Mittelschule an die Volksschule angeschlossen werden. In der Nähe befindet sich zudem das BORG Dreierschützengasse, es sind also sowohl grundbildende als auch weiterführende Schularten in weniger als fünf Minuten Fußweg erreichbar.

Hier entsteht die neue Volksschule, an die später auch eine Neue Mittelschule anschließen soll – Foto: Maximilian Tenschert

Die Kinder sind also versorgt, jetzt müssen nur noch die Eltern in die Arbeit kommen – was sich momentan als schwierig erweist. An den öffentlichen Verkehr ist das Viertel bis jetzt nur mäßig angeschlossen. Am Rande des Viertels verkehren zwei Buslinien: Im Norden die Buslinie 62 Richtung Carnerigasse beziehungsweise Puntigam und im Süden die Buslinie 85 in Richtung Gösting und Hauptbahnhof. Gerade diese Buslinie ist bei den Viertelbewohnern schon oft in Verruf geraten. Veronika Atzelstorfer lebt in der Smart City und nutzt unter der Woche die Linie 85, um von hier an die Karl-Franzens-Universität zu pendeln. Sie hält nicht viel von der Buslinie, bezeichnet sie als nicht verlässlich und unpünktlich. Des Öfteren fallen Fahrten aus oder die Busse kommen mit Verspätungen bis zu 10 Minuten. Ein Lichtblick für sie und die weiteren Bewohner des Viertels ist der Plan des Baus einer neuen Straßenbahnlinie in das Viertel. Hierzu soll entweder die Linie 3 oder die Linie 6 bis 2020 bis zum Waagner-Biro-Viertel verlängert werden. Fürs Erste müssen die Bewohner der Smart City-Waagner Biro auf eine der beiden bestehenden Buslinien ausweichen.

Oder sie steigen auf das Auto um. Allerdings gestaltet sich das im neuen Stadtteil ebenfalls schwierig – denn das Parkplatzproblem, das es in der ganzen Stadt Graz gibt, hat auch hier im neuen Viertel Einzug gehalten. Vor allem abends ist es schwierig, sein Auto abzustellen – insbesondere während den Veranstaltungen in der nahegelegenen Helmut-List-Halle. Diese hat zwar eigens für ihre Gäste mehrere Parkplätze, aber die reichen für die vielen Besucher nicht aus. Wenn keine Veranstaltungen in der Halle stattfinden, wird der Parkplatz gesperrt und darauf geparkte Fahrzeuge werden abgeschleppt. Hier könnte die Stadt Graz das Parkplatzproblem ein wenig lindern, indem sie den Parkplatz für alle öffnet, sodass auch Viertelbewohner dort parken können.

Im Hintergrund soll die Wendeschleife der neuen Straßenbahnlinie entstehen – Foto: Maximilian Tenschert

Ansonsten sieht es infrastrukturell in der Smart City Waagner Biro nicht schlecht aus: Mehrere Supermärkte und ein Drogeriegeschäft sowie der Hauptbahnhof mit seinen Linien und Geschäften sind in unter 15 Minuten Fußweg zu erreichen. Ursprünglich sollte auch ein Supermarkt in der Smart City gebaut werden – im Erdgeschoss des Studentenwohnheims. Diese Pläne wurden aber zugunsten des Restaurants Streets wieder verworfen, das sich mittlerweile an besagter Stelle befindet.

Die Baupläne der Stadt Graz bieten viele Möglichkeiten, die Smart City Graz-Waagner Biro aufleben zu lassen. Vor allem für Familien ist das Viertel durchaus interessant mit den geplanten Schulbauten und der weiteren geplanten Infrastruktur. Bis alles jedoch nach Plan fertig ist, dauert es noch einige Jahre. Ich persönlich könnte es mir in Zukunft durchaus vorstellen, hier nochmal zu wohnen. Da allerdings die Infrastruktur momentan noch eher mäßig ist, verschlägt es mich ab Sommer in ein anderes Grazer Viertel.

Wahlgrazer. Münchner Kindl. Rundfunk- und Serienjunkie. Quasi Medizin studiert dank Dr. House und Grey's Anatomy. Ansonsten auch gerne mal beim Radio zu finden - oder im Zug.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

2 × zwei =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

Eat’n’Art in Lend

Nächste Geschichte

Little Afghanistan in der Annenstraße

Letzter Post in VIERTEL(ER)LEBEN