Das Semester stand kurz vor dem Ende und die Mehrheit der Austauschstudenten in Graz unmittelbar vor ihrer Rückreise in die Heimat. Der perfekte Zeitpunkt für eine große letzte Party – mit Freunden aus der ganzen Welt.
Von Nino Groß und Rok Kaspar
Am Mainfloor in der Postgarage
Die Postgarage war voll mit jungen Leuten, Feierlaune lag in der Luft. „Wir können es nicht glauben, dass es vorbei ist. Es kommt uns vor, als wären wir erst gestern nach Graz gekommen“, sagte Matt aus Kalifornien. Das Austauschsemester hätte ihn verändert und vor allem unabhängiger werden lassen. Über der Theke hingen Flaggen, die die rund 30 verschiedenen Nationen in einem Club symbolisierten. 30 verschiedene Länder, rund 400 Studierende und nur ein Ziel – „having a blast“.
Volles Haus
Aus der DJ-Perspektive
Turn it up man
Selbstständigkeit versus Heimweh
Die Party wurde von ESN organisiert, das Erasmus Student Network ist eine international agierende Non-Profit-Studierendenorganisation, deren Bestreben es ist, Programmstudierenden aus anderen Ländern die Integration am jeweiligen Studienort zu erleichtern. Aktuell ist ESN in 36 Staaten aktiv, also über die Grenzen der Europäischen Union hinaus. In 370 lokalen Sektionen sind rund 12.000 Mitglieder tätig. Obwohl die Veranstaltung ganz im Zeichen der Erasmus-Studenten stand, kamen auch viele ihrer österreichischen Kollegen. Danach gefragt, was sie am Erasmus-Programm mögen, gab uns das Partyvolk unterschiedliche Antworten:
Man treffe viele junge Leute, oft würden sie zu Freunden, antworteten die meisten. „Ich wollte schon immer mal im Ausland leben. Jetzt bin ich hier und habe eine gute Zeit in einer multikulturellen Umgebung“, sagte Estela aus Spanien. Viele Studierende erzählten, dass sie selbständiger geworden seien. “Jetzt kann ich endlich selbst mein Abendessen kochen und meine Kleidung waschen“, erzählte Matias aus Finnland. Da Sitten und Bräuche von Land zu Land variieren, fragten wir nach Kulturschocks im für viele bis zu ihrem Austauschsemester fremden Österreich. „Ich selbst hatte keinen, aber ich hörte von einem Studenten aus Mexiko, der es sehr merkwürdig fand, dass sein Taxifahrer mitten in der Nacht vor einer roten Ampel hielt, obwohl die Straße leer war. Das fand er verrückt.“ Das Leben als Erasmus-Student erweitere definitiv den eigenen Horizont. „Das Beste ist, dass man Kontakte auf alle Kontinente knüpfen kann. Nächsten Sommer werde ich viel reisen und meine Freunde in Frankreich, Spanien, Amerika und Südkorea besuchen“, so Maria aus Portugal. Doch ab und an mache einem die große Distanz zur Familie zuhause ein wenig zu schaffen. „Manchmal haben wir Heimweh“, erklärten uns drei junge Damen aus Kanada.
Krawall und Remmidemmi
Das Thema der Veranstaltung war „Moustache&Hats“ und viele der Gäste beherzigten diese Vorgabe. Am Höhepunkt der Party war die Postgarage bis zum Bersten gefüllt, der Weg zur Bühne konnte da klaustrophobische Gefühle erzeugen. Dass es für die Erasmus-Studenten die letzte gemeinsame Party vor der Rückkehr in die Heimat war, war förmlich zu spüren. Es schien, als würde das Wissen über die baldige Abreise bei vielen der Erasmus-Studenten automatisch ihre letzten vorhandenen Energiereserven aktivieren. Doch auch mit intensivstem Marathontanzen konnte der bevorstehende Abschied nur etwas hinausgezögert werden. In den frühen Morgenstunden war es an der Zeit „Servus“ zu sagen. Zu neuen Freunden und zu Österreich.