Rainer Binder-Krieglstein im Café Wolf - Foto: Anthea Grassegger

Live-Labor statt Wettbewerb

ca. 1 Minute Lesezeit

Der Designer Thomas Maitz und der Musiker Rainer Binder-Krieglstein haben mit ihren Dienstagskonzerten im Café Wolf eine sehr spezielle Reihe geschaffen.

Von: Anthea Grassegger, Christina Harrich, Florian Hofbauer

Ein schmaler Schlurf mit ein paar Sitzkojen und der Theke, dahinter ein zweiter Gastraum, in den sich zur Not auch eine Minibühne quetschen lässt. Stark gedimmtes Licht, verblichene Stoffbezüge und das Holzfurnier verleihen dem Café eine Patina mit 70er-Jahre-Charme. Eigentlich passt da auch die von der Decke hängende Discokugel dazu. Vor mittlerweile drei Jahren haben Thomas Maitz und Michael Stoiser das alteingesessene Café Wolf übernommen und seither sanft adaptiert und wiederbelebt. Wer aber meint, hier vormittags Kaffee schlürfen zu können, liegt falsch. Denn die hübschen Pforten – im Design der 1930er – öffnen sich nur von Dienstag bis Donnerstag am Abend.

Wo jeder Gig einmalig ist

Die Idee hinter den Dienstagskonzerten sei es gewesen, einmal unter der Woche ein anspruchsvolles Kulturprogramm anzubieten, erzählt Rainer Binder-Krieglstein. Weiters will er “schwierige” Musik, die nicht immer der Norm entspricht, fördern und arbeitet deshalb bewusst außerhalb der typischen Konzert- und Kunstinstitutionen. Sehr wichtig ist es dem Musiker, einen ungezwungenen Rahmen für Publikum und Band zu schaffen.

Ähnlich vielfältig wie seine eigene musikalische Vergangenheit ist auch das Programm am Dienstag. Alternative Pop-Bands – wie zuletzt die Leipziger Trip-Hopper Tuggy2 und der Salzburger Opernpunk Traashboo – können da ebenso passieren wie Ausflüge in die Neue Musik oder eine Impro-Operette. Einmal im Monat ist sowieso Impro angesagt. Am zweiten Dienstag im Oktober wurde nicht nur musikalisch sondern auch künstlerisch experimentiert. Der Architekt Armin Lixl war mit seiner Cosmobilities-Langzeitforschung zu Gast, die er zuletzt in einem Atelier auf den Reininghausgründen weiterentwickelt hat. Mithilfe seiner Lichtinstallation ließ er “bunte Schatten” an den Wänden im Wolf entstehen, die zusammen mit der Musik eine sphärische Stimmung kreierten.

Konzertsetting mit Armin Lixls Lichtinstallation – Foto: Anthea Grassegger

Das Café als kultureller Schmelztiegel

Experimente wird es auch künftig im Wolf geben. Die Vielseitigkeit der Musik spiegelt sich auch im Publikum wider, da treffen Menschen jeden Alters und unterschiedlicher Herkunft aufeinander. “Bei uns gibt es Platz für alle verrückten Dinge, die sonst nirgends Platz finden”, sagt Binder-Krieglstein, der seine stilistische Vielseitigkeit zuletzt auf dem Album “Trommeln der Nacht” unter Beweis stellte. Erschienen ist es auf dem eigens gegründeten Label der Cooks of Grind, die man ebenfalls regelmäßig im Café antreffen kann. Präsentiert wurde das Album natürlich vor Ort. Was im Wolf als nächstes am Programm steht, erfährt man übrigens recht kurzfristig auf der Facebook-Seite des Lokals. Robbie Williams lässt leider weiter auf sich warten.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

18 − fünfzehn =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

Ein Handwerk im Fadenkreuz

Nächste Geschichte

Mantel, Samurai-Schwert, Gebiss – Alltag im Fundbüro

Letzter Post in KULTUR