Demo gegen Türkis-Blau: In Graz “ist jetzt Donnerstag”

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Am 29.11. findet die erste Grazer Donnerstagsdemo statt. Start: 17 Uhr am Lendplatz. Ein Gespräch mit zwei Mitorganisatoren.

Fast zwei Monate dauerte es, bis eine Gruppe von anfangs nur zehn Privatpersonen, die in Wien am 4. Oktober gestarteten Donnerstagsdemos gegen die türkis-blaue Regierung auch nach Graz brachten. Diese Woche, am 29. November, heißt es nun also auch in Graz “Es ist wieder Donnerstag!”. In Wien wird an diesem Tag  bereits zum neunten Mal unter diesem Motto demonstriert. Wie in Wien versteht sich auch die Grazer Initiative als “überparteilich”, anders als in Wien soll anfangs aber nur alle zwei Wochen eine Demo stattfinden.

Durch den Kontakt zu den Wiener OrganisatorInnen kam es im Vorfeld zu einem regen Austausch, erzählen Tom und Lisa. Mehr als 40 Privatpersonen und Organisationen wie die Omas gegen Rechts sind mittlerweile involviert. Tom und Lisa verstehen sich als Teil dieses Kollektivs aus Bürgerinnen und Aktivisten, auch soll es kein offizielles “Gesicht” der Demo geben, daher gibt es von Tom und Lisa auch kein Foto. „Auch wenn einige von uns privat in Organisationen aktiv sind, treten wir als überparteiliche Initiative auf und agieren dementsprechend. Wir sind eine BürgerInnen- Bewegung und involvieren daher keine Parteien“, erzählte Lisa.

Die geplante Route

Treffpunkt der ersten Grazer Donnerstagsdemo  am 29.11. um 16.30 ist am Lendplatz. Vom Bauernmarkt aus geht es über die Mariahilferstraße, den Lendkai und die Neutorgasse bis zum Griesplatz. Dort ist eine Abschlusskundgebung mit drei Sprecherinnen und einem Sprecher geplant. Geschlechtergerechtigkeit spiele eben eine wichtige Rolle, sagen Lisa und Tom. Demo und Kundgebung werden vom Masala Brass Kollektiv musikalisch begleitet,  das soll auch zum Tanzen einladen. Ursprünglich war die Herrengasse als Startpunkt angedacht, der Weihnachtszauber in der Innenstadt, sowie der Verkehr in der Innenstadt verhinderten diese Pläne  aber.

„Es ist ermutigend zu sehen, dass in ganz Österreich etwas passiert“, so Lisa, die sich privat engagiert. Nach Wien begann es auch in den anderen Bundesländern zu rumoren. Den Anfang machten Proteste in Klagenfurt, Linz, Innsbruck und Salzburg. ”Die Demonstrationen sollen Politiker unter Druck setzen und aufzeigen, dass sich etwas ändern muss”, sagt Tom.

Geplanter Weg der Demostration
Weg der Demonstration – Grafik: @rettetdiemur

Wandern wie damals

Die Donnerstagsdemos greifen eine Tradition auf, die aus dem Jahr 2000 stammt. Denn als Donnerstagsdemos wurden auch schon die zivilgesellschaftlichen Proteste gegen die schwarz-blaue Koalition unter Kanzler Wolfgang Schüssel bezeichnet, die vom Februar 2000 bis ins Jahr 2002 allwöchentlich durch Wien führten. Gegen Rassismus, Nationalismus und Sozialabbau richtete sich der Protest damals, insbesondere gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ, die auch auf EU-Ebene zu Sanktionen gegen Österreich geführt hatte.

Diesen Geist wollen auch die Donnerstagsdemos in ganz Österreich wieder wecken, das “widerständige Knistern in der Luft” wieder auf die Straße bringen, wie es auf der Website heißt. „Wir kommen zusammen, um unseren Protest gegen die derzeitige Politik auszudrücken. Es geht nicht darum, Ziegelsteine zu schmeißen“, erklärte Lisa. Die OrganisatorInnen legen sehr großen Wert darauf, dass die Demonstration gewaltfrei verläuft. So laden sie am Donnerstag auch dazu ein, Lichterketten und Lampions mitzubringen, um “gemeinsam die Stadt zu erleuchten”.

Weil wir mehr sind!

Auch die Grazer Demo steht unter einem Motto. „Weil wir lieber zusammen als gespalten sind. Weil wir einander zuhören, verstehen und respektieren. Weil wir mehr sind“, steht auf der Facebookseite zur Demo, an der sich bisher [Stand: 28.11., 13.00] mehr als 2300 Menschen”interessiert” gezeigt haben.

„Es geht nicht allein um einen österreichischen Kampf gegen den Rechtspopulismus sondern um einen europaweiten. Es gibt mehr Menschen mit einer offenen Einstellung als solche, die fremdenfeindlich sind“, glaubt Lisa. Für Tom hat das Motto  “Weil wir mehr sind” auch mit den Ereignissen in Chemnitz zu tun, wo es im August zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen war, nachdem rechte und rechtsextreme Gruppen zu Demonstrationen aufgerufen hatten. Ziel sei es, die Donnerstagsdemo langfristig in Graz zu etablieren. Demonstrationen sind „der Kampf der Demokratie für eine sozial gerechtere Gesellschaft“, ist Tom überzeugt. Die Welt werde zunehmend komplexer, daher sei es wichtig, sich politisch zu interessieren und zu engagieren.

Zwei Fixtermine der Donnerstagsdemo stehen bereits fest. Bei der ersten Demo wird den geplanten vier SprecherInnen noch kein Thema vorgegeben, aber es gibt bereits einen Leitspruch: “Wir sind Graz – Wir sind Diversität – Wir sind fix zusammen!”. Bei der zweiten Demonstration am 13.12 wird es bereits ein genaueres Thema geben, der“12-Stunden-Tag” biete sich an, sagen die beiden Mitorganisatoren.

 

Donnerstagsdemo Treffpunkt:

29.11.2018 um 16.30 am Lendplatz

13.12.2018 um 16.30 am Freiheitsplatz

 

Verschwindet ab und zu hinter Büchern und taucht stundenlang ab. Eskortiert von ihrem rosa Smartphone und Unmengen an Kakao begibt sie sich täglich ins Real Life.

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