Talenteküche: So schmeckt Integration

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Die Talenteküche in der Reininghausstraße will junge Menschen, die nach Graz zugewandert sind, fit für die Lehre machen. Um damit auch etwas gegen den Fachkräftemangel zu tun, werden seit Februar dieses Jahres Talente im Gastronomiebereich gefördert und gefordert.

Talenteküche nennt sich das Projekt, eines von mehreren, mit denen Josef Missethons Unternehmen Talente-Entwicklung versucht, Menschen verschiedener Kulturen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Für die Grazer Küche, die Anfang des Jahres eröffnet hat und gerade mit dem Josef Krainer-Heimatpreis ausgezeichnet wurde, wurde ein ehemaliges Wirtshaus in ein modernes Restaurant umgewandelt. Die hippe Schrift in Kreideoptik an der Thekenwand, die selbstgemachten Bio-Produkte in den Glasvitrinen und der Homemade-Ice-Tea zeugen vom Neubeginn.

Talente sind grenzenlos

„Die Talenteküche ist ein innovatives Projekt, das mit vielen Partnern entwickelt wurde“, erzählt Isabella Huber, Projektleiterin und Ideengeberin der Initiative. 24 Frauen und Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren sind zurzeit in der Talenteküche beschäftigt, lernen und arbeiten hart, wenn sich die Küche mittags mit Gästen füllt. Denn die Talenteküche ist gleichermaßen Schule wie Restaurant.

Aufgenommen werden junge Talente, die nach Österreich zugewandert sind, Deutsch zumindest auf Sprachniveau A2 beherrschen und eine Lehre als Koch/Köchin oder Kellner/Kellnerin starten wollen. Ziel der Talenteküche ist es, die TeilnehmerInnen auf die Lehre vorzubereiten und eine Lehrstelle zu vermitteln. Außerdem erwerben sie das B1-Sprachzertifikat, das eine Grundvoraussetzung für die Berufsschule darstellt. Im Basisunterricht wird Deutsch, Mathematik, Geographie und Wertebildung gelehrt, nachmittags führen FachlehrerInnen sie in die Arbeit im Bereich Service und Küche ein.

Isabella Huber war es wichtig, ein „Echtrestaurant“ dabei zu haben: „Denn ob man seine SchulkollegInnen bedient oder einen Gast, der vielleicht sogar eine Reklamation erhebt, ist nicht dasselbe.“ Im Restaurant, das Montag bis Freitag geöffnet hat, werden zwei Mittagsmenüs nach österreichischer Küche angeboten. „Am Anfang kamen die Gäste noch eher spärlich, aber mittlerweile haben wir zu Mittag wirklich viel zu tun. Vor allem die Angestellten von Firmen aus der Umgebung verbringen hier ihre Mittagspause.“

Die Talenteküche - einige Tische und eine Bar
Das Restaurant dient als realer Übungsraum für die jungen Männer und Frauen – Foto: Lydia Pichler

Weitervermittlung an Gastronomiebetriebe

Wenn die ProjektteilnehmerInnen „jobready“ sind, werden sie entweder über den SFU (Service für Unternehmer), einen Beratungs- und Vermittlungsservice des AMS, oder an die rund 50 Partnerbetriebe vermittelt. Wenn sich die BewerberInnen während eines maximal vierwöchigen Praktikums bewähren, werden fixe Lehrstellen vergeben. Für Aris aus der Dominikanischen Republik steht dieser Schritt unmittelbar bevor. Er freut sich, dass er bald eine Lehre in einem Hotel in Schladming beginnen darf. Er ist schon seit einigen Jahren in Österreich, spricht daher schon sehr gut Deutsch und wirkt gut geübt im Umgang mit dem Tablett und den Gästen.

ProjektteilnehmerInnen der Talenteküche sitzen in einem Seminarraum
Der Basisunterricht bereitet die ProjektteilnehmerInnen auf die Berufsschule vor – Foto: Lydia Pichler

Besonders wichtig ist Huber ein respektvolles und harmonisches Zusammenarbeiten von Männern und Frauen in ihrer Küche. In den Kulturen mancher Herkunftsländer herrschten immer noch sind patriarchale Gesellschafts- und Rollenbilder vor. „Wenn ich heute mit 24 Jahren anfange zu lernen, kann es ohne weiteres sein, dass meine Vorgesetzte eine Frau und 21 Jahre alt ist. Und das muss ich dann auch akzeptieren“, sagt Huber, die selbst rund 20 Jahre zwei Gastbetriebe besaß und führte.

Projekt gegen Fachkräftemangel

Mit ihrem Programm will die Talenteküche auch dem Fachkräftemangel in immer mehr Lehrberufen entgegenwirken. Eine im September veröffentlichte Studie des AMS (Arbeitsmarktservice) Steiermark hat die Trends des steirischen Arbeitsmarktes bis 2030 ermittelt und einige Problemfälle aufgezeigt: Vom allgemeinen Mangel an Arbeitskräften sind besonders Lehrberufe betroffen. Hatten 2011 noch 41% der Erwerbsbevölkerung einen Lehrabschluss, so werden es 2030 nur mehr 33% sein. Vor allem in der Gastronomie bleibt der Nachwuchs aus: Der Anteil der Beschäftigten unter 25 Jahren betrug im Jahr 2008 noch 26,7%, im Jahr 2017 nur noch 19,7% und bis 2030 wird dieser weiter auf 12,6 Prozent sinken.

Auch Projektleiterin Huber hatte diese Entwicklungen beobachtet und danach die Talenteküche konzipiert. Trotzdem gibt sie sich nicht zu euphorisch: „Die Talenteküche ist ein tolles Projekt. Für die Leute, die hier sind, eine gute Chance. Aber sie wird das Problem nicht lösen, dass wir zu wenig Leute für eine Lehre in der Gastronomie haben. Aber es ist zumindest ein Beitrag!“

Singbegeisterte Murtalerin mit Kärntner Wurzeln und einer Schwäche für Jane Austen und „medical drama series". Bei Spritzer oder Kaffee immer gern dabei.

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