Badminton, Nähtreff und Deutschkurse: Der Verein „Peace and Hope” bietet AsylwerberInnen verschiedenste Möglichkeiten, sich in Österreich zu integrieren. Wir haben uns das Begegnungscafé und das Badmintontraining in der ASKÖ-Halle in Eggenberg näher angesehen.
Bitterer Kaffeeduft vermischt sich mit dem Aroma von schwarzem Tee. Etwa 30 Personen unterschiedlichen Alters und Herkunftslandes sitzen an drei Tischen und unterhalten sich angeregt. Gelächter schallt durch den Raum, beim Kartenspiel hat gerade jemand den schwarzen Peter gezogen. Sprachen vermischen sich: Farsi, Deutsch, und Bosnisch. Bei Schokokuchen und Liptauerbrötchen treffen verschiedenste Kulturen aufeinander. Wir befinden uns im Begegnungscafé des Vereins „Peace and Hope”.
Der Verein „Peace and Hope”
Im Jahr 2015 suchten rund 95.000 Personen um Asyl in Österreich an. Daraufhin schlossen sich mehrere christliche Organisationen in Graz zusammen, um den Flüchtlingen bei der Integration zur Seite zu stehen. Aus diesem übergemeindlichen Zusammenschluss entstand im Sommer 2016 der Verein „Peace and Hope”. Heute besteht der aus sechs Vorstandsmitgliedern und ca. 40 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Durch vielseitige Angebote, wie zum Beispiel Deutschkurse, Nähtreffs oder Badminton soll AsylwerberInnen die Integration in Österreich erleichtert werden. Dabei soll die Zusammenkunft der österreichischen und der fremden Kultur im Mittelpunkt stehen. Die MigrantInnen gewöhnen sich dabei an die einheimische Lebensart, was ihnen das Zusammenleben erleichtern soll. „Unsere Vision ist praktische Nächstenliebe, dass wir den Menschen begegnen, wie sie sind und sie unterstützen, wo sie Hilfe brauchen“, erzählt Hans Schmidt, der Projektleiter von „Peace and Hope”.
„Das Christentum ist nicht erlaubt”
Muhammad N., der Name wurde aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes geändert, stammt aus dem Iran und lebt seit drei Jahren in Österreich. Er kommt gerne ins Begegnungscafé von „Peace and Hope”, um seine Erlebnisse zu mit anderen zu teilen. Muhammad erzählt, dass ihn bereits in seinem Heimatland das Christentum fasziniert habe und er heimlich die Bibel zu lesen begann. Ihm zufolge werde im Iran starker Druck auf Muslime ausgeübt, die vom Islam zum Christentum konvertierten. „Der Iran ist eine Islamische Republik, das Christentum ist dort nicht erlaubt. Trotzdem gibt es Christen, aber nur im Geheimen.“ In diesem Land haben Christen mit muslimischem Hintergrund mit langen Haftstrafen zu rechnen, auch Muhammad verbrachte ein halbes Jahr im Gefängnis. Das brachte ihn aber nicht von seinem Glauben ab. „Ich bin in einem Schwimmbecken heimlich getauft worden“, erzählt Muhammad. Danach gab er seine gesamte Existenz im Iran auf und wanderte mit seiner Familie nach Österreich aus.
Integrationsmaßnahme Badminton
Neben dem Begegnungscafé bietet der Verein „Peace and Hope” auch ein Badmintontraining an. Durch eine Kooperation mit dem Badmintonclub Smash Graz können AsylwerberInnen mit ÖsterreicherInnen gemeinsam einmal pro Woche in der ASKÖ-Halle in Eggenberg Badminton spielen. Die Kosten dafür trägt die ASKÖ Steiermark. Badmintontrainerin Britta Rudolf spielt seit ihrer Schulzeit Badminton und hat dann an der Bundessportakademie die staatliche Trainerausbildung gemacht. Die Arbeit mit Flüchtlingen macht ihr besonders viel Spaß, da sie den Willen haben , teilzunehmen und Badminton eine leicht lernbare Sportart für sie ist.
Kulturelle Unterschiede beim Training
Während des Trainings gibt es kaum sprachliche Barrieren, da die Trainer die Bewegungsabläufe vorzeigen können. Weiters stammen die Fachbegriffe im Badminton vorwiegend aus dem Englischen, deshalb sind sie für alle Spieler neu und alle sind auf demselben Stand. Sollte jemand die Anweisungen nicht verstehen, weiß Rudolf sich auch zu helfen: „Wenn ich merke, dass jemand etwas komplett falsch macht, gehe ich davon aus, dass er meine deutsche Erklärung nicht verstanden hat. Dann zeige ich es ihm einfach ein zweites Mal vor.“ Zwischen dem Spielverhalten der österreichischen SpielerInnen und dem der MigrantInnen sieht die Badmintontrainerin allerdings große Unterschiede. „Wenn die Asylwerber einen Fehler machen, lachen sie einfach total. Sie lachen aber alle miteinander, auch der, dem der Fehler passiert ist. Bei uns Österreichern ist der Ärger viel größer, wenn man zum Beispiel einen Ball fischt.“ Sie führt das auf die kulturellen Unterschiede zurück, laut Britta Rudolf ist die europäische Kultur viel mehr auf Leistung ausgerichtet. Im Bezug auf die Einstellung zum Spiel habe sie viel von den AsylwerberInnen gelernt: „Eigentlich haben sie ja Recht, man kann über einen Fehler lachen, warum auch nicht?“