Ihre besten Tage hat die Annenpassage hinter sich. Rund 30 leerstehende Geschäftsflächen und fehlende BesucherInnen werfen ein tristes Bild auf das ehemalige Einkaufszentrum am Bahnhof. Die List Group will das nun ändern und plant ein groß angelegtes Revival der Annenpassage.
Nur wenige Meter vom stark frequentierten Europaplatz am Grazer Hauptbahnhof führt eine Rolltreppe ein Stockwerk hinunter. Ein leicht verblasster Schriftzug heißt den Bummler in der Annenpassage willkommen. Unten angelangt erwartet einen aber keine idyllische Einkaufsstraße, ganz im Gegenteil. Schritte hallen durch die ausgestorbenen Gänge. Die verlassenen Geschäftsflächen, menschenleere Gänge und das schummrige Licht machen wenig Lust auf Shopping-Ausflüge.
Das war aber nicht immer so: Vor einigen Jahren war die Annenpassage das Shopping Center der steirischen Landeshauptstadt. Die rund 15.000 Menschen, die täglich durch die Annenpassage flanierten, machten die Geschäftsräume zu einem attraktiven Standort für Einzelhändler. Verantwortlich für ihren Niedergang ist wohl die Umstrukturierung des Straßenbahnnetzes am Hauptbahnhof. Früher befand sich die Station direkt in der Annenstraße und sorgte so für massig Laufkundschaft. 2010 begann aber der Bau einer unterirdischen Doppelhaltestelle etwas abseits der Annenpassage. Abgesehen von der Bäckerei Sorger, Tattoo- und Piercingshops und einem Billig-Discounter, ist die Annenpassage wie leer gefegt.
Technische und architektonische Erneuerungen
Oliver Pelz, Geschäftsführer der Hotel Europa-Graz GmbH, glaubt, dass es trotzdem noch Hoffnung für die Einkaufsstraße gibt: “Wir sehen das große Potential der Annenpassage.” Das Unternehmen mit Sitz in Wien hat im Sommer 2018 die Anteile der Vienna Insurance Group gekauft und ist seitdem der neue Eigentümer. Der Plan des Unternehmens ist, die Passage nun von Grund auf neu aufzubauen. Bis Ende 2020 soll es technische und architektonische Erneuerungen geben. Neue Rolltreppen sollen beispielsweise die Infrastruktur der unterirdischen Einkaufsstraße verbessern, denn die Annenpassage ist in die Jahre gekommen. Vor 33 Jahren öffnete sie ihre Pforten, das merkt man heute an veralteter Technik und Ausstattung.
„Die Annenpassage ist noch immer bekannt in Graz.“
Alles neu also in der Annenpassage? “Nein”, sagt Pelz. Denn die Bezeichnung soll die gleiche bleiben: “Die Annenpassage ist noch immer bekannt in Graz, darum werden wir den Namen vermutlich beibehalten. Allerdings soll das Logo neu und modern gestaltet werden.” Pelz ist überzeugt, dass sich nach der Renovierung genügend Mieter finden werden: “Wir gehen davon aus, dass es für Einzelhändler sehr interessant ist, sich in der Annenpassage einzumieten, vor allem wegen des Standorts und der Frequenz des Hauptbahnhofs.” Damit spielt der Geschäftsführer auf die rund 30.000 Personen an, die täglich den Hauptbahnhof passieren. Die Hotel Europa-Graz GmbH befindet sich bereits in Verhandlung mit ersten Interessen. Namen konnten aber noch keine genannt werden.
Neue goldenen Zeiten?
Ein ausgewählter Branchenmix, der die umliegenden Angebote ergänzt, soll BesucherInnen wieder in die Einkaufsmall locken. Shopping-Center typische Events, wie Weihnachts- und Ostermärkte, sind laut Geschäftsführer Oliver Pelz ebenfalls in Planung. Die goldenen Zeiten der Annenpassage sollen bald wieder zum Alltag gehören. Plan B gibt es keinen für die Annenpassage, das Vertrauen in das Konzept Shoppingmall ist groß: “Wir gehen davon aus, dass, mit einer baldigen, guten Umsetzung der überlegten Pläne, das Konzept der Annenpassage aufgehen wird.” Die Eröffnung soll voraussichtlich um den Jahreswechsel 2020-2021 stattfinden.
Die Hotel Europa-Graz GmbH ist Tochterunternehmen der List-Group. Die List-Group hat sich, seit ihrer Gründung vor 60 Jahren, neben der Hotellerie auch auf den Garagenbau und den Handel spezialisiert.