Am Samstag den 22. Juni steht Graz wieder ganz im Zeichen der Regenbogenbewegung. Nach der traditionellen Parade zum Christopher Street Day (CSD) durch die Innenstadt schmeißen die RosaLila PantherInnen ein buntes Parkfest im Volksgarten. Wir haben uns angesehen, wer hinter den Veranstaltungen steckt.
Vor 50 Jahren, in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 in New York. Nach anhaltender Polizeiwillkür und gesellschaftlichen Ausgrenzungen gegenüber Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten kommt es im Zuge einer Razzia in der Szenebar Stonewall Inn erstmals zu Widerständen der anwesenden Gäste. In den folgenden Tagen versammeln sich mehr als 2.000 Menschen in der Christopher Street um gemeinsam gegen Unterdrückung und Ausgrenzung von Andersliebenden zu protestieren. Die Straßenschlachten in der Christopher Street bilden den Beginn einer Bewegung, die für die Gleichstellung und Rechte aller Geschlechter und sexuellen Ausrichtungen eintritt. Bis heute wird der Christopher Street Day weltweit als friedlicher Protestmarsch begangen.
Geburtsstunde in Graz
In Graz wird der CSD bereits seit 2009 zelebriert. Die ersten Aktionen fanden in Form von Infoständen am Hauptplatz statt und wurden vom Verein RosaLila PantherInnen organisiert. Da diese Stände gerade bei heißem Juniwetter weniger BesucherInnen anziehen, entschied sich der Verein mit dem Jahr 2011, den Christopher Street Day in den Volksgarten zu verlegen und dort ein buntes Fest für alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und von ihrem Geschlecht, zu bieten. Ziel war es bereits damals, den Vorkämpfern der LGBTIQ+ Bewegung zu gedenken und die Forderungen nach Gleichberechtigung mit Spaß und Freude weiterzutragen. Neben Grazer und internationalen Bands trifft man dort auch jedes Jahr Miss Desmond, auch bekannt als “Tuntenballmutti”, als Moderatorin auf der Bühne an.
Sorge um zu wenig TeilnehmerInnen
Joe Niedermayer, Vorsitzender der RosaLila PantherInnen, spricht davon, anfangs „feig” gewesen zu sein: „Die CSD Aktionen abseits von Wien waren in Österreich immer sehr schwach besucht. Wir hatten Angst, bei einer richtigen Parade nicht genug Menschen zu mobilisieren”. Mittlerweile ist die Gay- und Transcommunity, sowie die Gleichstellung aller sexueller Orientierungen in der Gesellschaft angekommen. Seit dem 1. Jänner 2019 ist in Österreich die Ehe für alle möglich. „Damit wurde ein gesellschaftlicher Grundwert festgelegt. Rechtlich gesehen haben wir heute eine fast 100 prozentige Gleichstellung”, meint Niedermayer. Jetzt müsse diese nur noch auf die Straße getragen werden.
Der Verein der RosaLila PantherInnen zählt mittlerweile etwa 600 Mitglieder. Jede und jeder engagiert sich hier ehrenamtlich. Der Verein finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge und den Tuntenball und wird außerdem vom Land Steiermark und von der Stadt Graz unterstützt. Der CSD ist und bleibt jedoch ein Nullsummenspiel. „Das ist unser persönlicher Feiertag und ein solidarisches Projekt”, lacht Joe Niedermayer.
„Die Heteros haben 2014 den CSD zu dem gemacht, was er ist”
Nach den großen Erfolgen des Parkfests wurden immer wieder Stimmen laut, welche sich für eine CSD Parade, ähnlich der Regenbogenparade in Wien, stark machten. Unerwartete Unterstützung bekamen die zögernden RosaLila Pantherinnen dabei von den Universitäten und Hochschulen in Graz. Die Queer Referate der Hochschüler*innenschaften sprachen sich für eine Parade aus. „Die Uni hat gesagt: ‘Wir machen das.’ Die Heteros haben 2014 den Grazer CSD zu dem gemacht, was er ist”, so Niedermayer. Mittlerweile arbeiten die RosaLila PantherInnen eng mit den Queer Referaten zusammen. Traditionell organisieren diese immer noch die Parade, an deren Anschluss das Parkfest im Volksgarten stattfindet. Seit 2013 dreht außerdem die CSD Tram ihre Runden und klärt ihre Passagiere über die Regenbogenbewegung auf.
Allen eine Stimme geben
Seit der ersten Parade 2014 hat sich viel getan. So konnten die VeranstalterInnen letztes Jahr mehr als 3.000 TeilnehmerInnen verzeichnen. Sarah Schindlbacher, Referent*in des Queer Referates der Uni Graz spricht von einem „stetigen Wachstum” der Veranstaltung seit 2014. Gesellschaftlich habe man schon viel erreicht, auch die Anzahl der Wagen steige jedes Jahr. „Immer mehr Gruppen beteiligen sich mit individuellen Botschaften. Daher ist es uns wichtig, dass die RednerInnen verschiedenste Themenbereiche abdecken, um allen Personen eine Stimme zu geben.”
Die Queer Referate sind auf den Hochschüler*innenschaften der Universität Graz, der Technischen Universität Graz und der Medizinischen Universität Graz vertreten. Die Referent*innenpositionen werden ausgeschrieben, nach persönlichen Gesprächen wird dann eine Entscheidung getroffen. Bewerben kann sich jedoch jeder, denn: „Die Referent*innen sollen Einsatz zeigen, egal ob und mit welchem LGBTIQ+ Hintergrund”.
Der Kampf ist noch nicht vorbei
Obwohl sich die Stadt Graz kooperativ zeigt und es auch sonst nicht zu größeren Gegenbewegungen oder Protesten kommt, würden andere Events laut Schindlbacher gerne bevorzugt. Die Route der Parade sei abhängig davon, was die Stadt Graz hergebe. Oftmals müsse sie zugunsten anderer Veranstaltungen angepasst werden. Davon lassen sich die VeranstalterInnen und TeilnehmerInnen jedoch nicht beirren. Die Geschichte des CSD und ein Blick darauf, wie viel seit dem richtunggebenden Juni im Jahr 1969 passiert ist, macht Mut. Joe Niedermayer fasst es zusammen: „Polemisch gesagt haben wir heute mit Luxusproblemen zu kämpfen. Das wird uns aber nicht davon abhalten, auf die Straße zu gehen. Der CSD ist wichtig und trägt einen großen Teil zur Bildung der Gesellschaft bei.”
Treffpunkt für die Parade: 12 Uhr vor der Oper
Start der Parade: 13 Uhr
Route: Jakominiplatz – Hauptplatz – Keplerbrücke – Lendplatz – Volksgarten
Parkfest: ab 15 Uhr im Volksgarten