Annenstraße, grün

Wie grün ist das Annenviertel?

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Die Grünen wurden bei den Wahlen am Sonntag stärkste Partei in den Bezirken Gries und Lend. Warum ausgerechnet im ehemaligen Arbeiterviertel mit hohem MigrantInnenanteil und wenig Grünflächen? Eine Erkundung.

Von: Nico Lang, Fabian Legerer und Sarah Kowatschek

Seit der Wahl am vergangenen Sonntag ist das Annenviertel grün – zumindest politisch gesehen: In den Bezirken Gries und Lend sind die Grünen mit knapp einem Viertel der Stimmen  stärker als alle anderen Parteien. In Eggenberg fehlen nur fünf Prozentpunkte auf die ÖVP. Das war nicht immer so: Bei der Nationalratswahl 2017 erreichten die Grünen in den drei Bezirken des Annenviertels vier bis sechs Prozent der Stimmen und lagen damit weit hinter den anderen großen Parteien.

Gründe für Grün

Tristan Ammerer, grüner Bezirksvorsteher von Gries, spaziert dieser Tage sehr zufrieden durch die Straßen seines Bezirks. „Ich habe zwar schon damit gerechnet, dass sich die Grünen stark verbessern werden, aber dass wir ein Viertel der Stimmen bekommen, war nicht vorhersehbar“, sagt Ammerer. Als Beweggrund der WählerInnen vermutet er nicht nur das aktuelle Klimabewusstsein. Ebenso habe der Nicht-Einzug der Grünen ins Parlament beim letzten Mal viele überrascht. Deswegen hätten heuer viele AnnenviertlerInnen “die Grünen wieder reingewählt.” Außerdem waren viele Menschen mit Migrationshintergrund auf der Grünen Liste für die Nationalratswahl, das habe ÖsterreicherInnen mit Migrationshintergrund überzeugt.

Der Bezirksvorsteher von Gries, Tristan Ammerer, freut sich über das Ergebnis – Foto: Sarah Kowatschek

Ähnliche Gründe nennt die grüne Umweltstadträtin Judith Schwentner: “Das Ergebnis fiel gerade im Stadtzentrum so grün aus, weil der Leidensdruck enorm ist. Alles ist versiegelt.” In den Randbezirken gebe es Grünflächen und Erholungsgebiete, die im Zentrum fehlten. “Was die Grünflächen anbelangt, ist das Annenviertel nicht grün genug“, erklärt die Stadträtin. Die WählerInnen würden sich eine grünere, verkehrsberuhigte Stadt wünschen. Befragungen zur Lebensqualität der Stadt Graz haben ergeben, dass die BewohnerInnen des Annenviertels die Lebensqualität zuletzt als schlechter empfunden haben.

Der Soziologe Markus Hadler von der Uni Graz sieht den Grund für den grünen Wahlerfolg im Annenviertel vor allem in der demographischen Zusammensetzung: „In den Bezirken Gries und Lend – ebenso wie in der ganzen Innenstadt – wohnen viele junge Leute mit guter Ausbildung, die sich mit dem Parteiprogramm der Grünen identifizieren können, nicht nur mit der Klimapolitik.“ Laut Statistik sind die 20-29-Jährigen die in den Bezirken Lend und Gries am stärksten vertretene Bevölkerungsgruppe, viele von ihnen sind Studierende.

Grünen-Stadträtin Judith Schwentner: „Das Annenviertel ist nicht grün genug“ – Foto: Sarah Kowatschek

 

Abenteuerlustige Chaosregentin. Ohne Musik, Sport und Büchern nicht überlebensfähig. Das Jahr in Spanien hat seine Spuren hinterlassen.

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