Dux Records und die Wiederbelebung der Schallplatte

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Das Dux Records in der Annenstraße ist einer der beiden letzten Plattenläden in Graz. Im Gegensatz zu anderen hat das Geschäft auch der Digitalisierung standgehalten. Die Betreiber orten in letzter Zeit eine Renaissance der Schallplatte.

von Maria Allmann und Severin Dringel

Die rauchenden Silhouetten auf den Fensterscheiben erinnern an die 90er Jahre  und sind einem Plattencover von Sonic Youth entnommen. Das Dux Records lässt bei vielen KundInnen die eigene Jugend nochmals aufleben. Vom Plattenspieler ertönt im Hintergrund der bekannte Weihnachtssong “Rudolph the Red-Nosed Reindeer”. An den Wänden hängt ein Poster von den Beatles neben einem der Hardcore-Punk-Band Minor Threat. Über 5000 Schallplatten sind in den Regalen fein säuberlich alphabetisch geordnet. Die Auswahl im einzigen Plattenladen des Annenviertels ist vielfältig.

Ein dynamisches Duo

Was von 1987 bis 1997 das “Rock and Rock” in der Mondscheingasse war, ist heute das Dux Records in der Annenstraße. Seit über 20 Jahren betreibt Wolfgang Neubauer den Laden. Peter Pfister, ein ehemaliger Stammkunde, ist seit 15 Jahren sein Geschäftspartner. So konnten beide ihre Passion für Schallplatten auch beruflich ausleben. Seit er denken kann, interessiert sich Neubauer für Musik, vor allem für weniger bekannte Singer-Songwriter. Am liebsten hört er “Deerhunter”, eine amerikanische Indie-Rock Band. Er selbst singt allerdings nur für sich selbst – und zwar Black Metal, erklärt er grinsend.

Ständig im direkten Austausch: Besitzer Wolfgang Neubauer (links) mit Partner Peter Pfister – Foto: Maria Allmann

Mehr als nur ein Business

Früher war das Dux Records einer unter vielen Plattenläden in Graz, jedoch spezialisiert auf sogenannte Underground-Musik wie Punk und Metal. „Damals fuhren wir noch die unbekannte Schiene, Nirvana hat noch kaum jemand gekannt“, sagt Pfister. Heute verkaufen sie Platten aus allen möglichen Genres – von Michael Jackson bis hin zu Abba. Klassiker wie Pink Floyd, The Beatles, Rolling Stones und Queen verkaufen sich damals wie heute sehr gut.

Mittlerweile gibt es nur noch einen weiteren Plattenladen in Graz, nämlich das Inandout Records. Viele Läden konnten der Digitalisierung nicht Paroli bieten. Während des Aufkommens der digitalen Musikanbieter, wie Spotify und Co., galt es für Dux Records einige Hürden zu überwinden. „Wir sehen den Laden nicht als reines Business, das nur auf die Zahlen achtet. It’s more than music“, sagt Pfister. Mit dieser Einstellung konnte sich Dux Records ohne Werbung durchsetzen und bis heute nur durch Mundpropaganda behaupten. Auf Anfrage können Kunden Schallplatten vorbestellen. Über den Online-Markt werden Platten weltweit versandt. Neue Schallplatten bekommt Dux Records von Einzelhändlern aus Deutschland und Holland. Außerdem gibt es auch Second Hand Ware zu kaufen, die immer beliebter wird, wie Pfister weiß: „Hinter jeder gebrauchten Platte steckt eine Geschichte. Hin und wieder finden sich sogar Liebesbriefe in den Covers.“

Dux Records bietet Schallplatten von allen möglichen Genres an – Foto: Maria Allmann

Trendwende in den vergangenen Jahren

Im Laufe der Zeit haben sich auch die Kunden verändert. Hieß es in den 90ern noch „men‘s only“ in den Plattenläden, ist das heutige Klientel überwiegend weiblich. Doch viele sind bis heute treue Stammkunden, wie zum Beispiel Thomas Piralitsch. Er war bereits Stammkunde in der Mondscheingasse, ist nebenberuflich als DJ tätig und stolzer Besitzer von fast 3000 Schallplatten. Das Spannende für ihn ist das Stöbern im Geschäft. „Man sucht nichts und findet trotzdem immer etwas Passendes. Das ist es, was einen Plattenladen ausmacht”, sagt der Musikfanatiker.

In den letzten 5 bis 10 Jahren konnte Pfister eine Art Renaissance der Schallplatten feststellen. Die Nachfrage wurde wieder größer. Aber wie ist diese Wiederauferstehung zu erklären? Warum kommen die Leute noch immer in die Läden, obwohl man heutzutage auch alles online bestellen kann? Für Pfister gibt es viele ausschlaggebende Aspekte: “Den Kunden gefällt es, die Schallplatten zu fühlen. Das Haptische gibt es nur im Laden, auf Amazon beispielsweise nicht”, sagt Pfister. Die Kunden tauschen sich auch gerne mit Gleichgesinnten im Laden aus. Außerdem betont er, dass man Digitales viel leichter verlieren könne und er deshalb neben den Schallplatten ausschließlich auf CDs setzt.

Empfehlungen für Weihnachten

Vor Weihnachten läuft der Laden auf Hochtouren. Für die beiden Betreiber ist es zwar eine stressige, aber gleichzeitig auch erfolgreiche Zeit. In Sachen Weihnachtsmusik führt laut Pfister kein Weg an Dean Martins Weihnachtsalbum vorbei: “Diese Scheibe bietet super Musik und verbreitet vorweihnachtliche Stimmung.” Was sich gerade ebenfalls gut sehen lässt ist das neue Album der Grazer Band “The Base”. Die Neuerscheinung “Tribal Instincts” ist der aktuelle Topseller des Ladens, was auch dem Release kurz vor Weihnachten geschuldet ist. Speziell in der stressigen Vorweihnachtszeit kann der Klang von Schallplatten Ruhe und Entspannung einbringen – denn “für diese Musik benötigt man vor allem Zeit”, sagt Neubauer.

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