Graz-Reininghaus: Zuerst die Bewohner und dann die Bim?

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Ein Meilenstein in Graz-Reininghaus: Nach über 15 Jahren Planung sind die ersten MieterInnen Ende Dezember in einen Teil der Linse eingezogen. Aber wie lebt es sich inmitten einer Baustelle und wie sieht es eigentlich mit der Verkehrsanbindung aus?

Die Gehwege sind wie leergefegt, die Straßen nahezu unbefahren – Schotter und Erde, soweit das Auge reicht. Einsam, kahl und verlassen – so ist die Reininghausstraße aber nur an Sonn- und Feiertagen – erzählt Nino Cunk, der erste Bewohner von Reininghaus 10 (siehe Foto oben). An Werktagen wird durch vielbefahrene Straßen und Baustellenlärm nur noch deutlicher, wie viele Kräne und Rohbauten den Horizont zieren. Bis vor Kurzem war diese Gegend noch unbewohnt. Aber nachdem im Norden des Areals ein Teil des Quartiers 4 fertiggestellt wurde, leben schon die ersten MieterInnen in der Reininghausstraße 10.

Nino Cunk zeigt sich überrascht von der rasanten Entwicklung: „Anfang Dezember, als ich die Wohnung besichtigt habe, sind wir noch mit Helm hineingegangen – und seit Ende Dezember wohne ich hier!“ Auch Andreas Goritschnig und Julia Wohlfahrt vom Stadtteilmanagement sind zufrieden mit der Entwicklung in Reininghaus. „Die ersten Leute, die hierherziehen, sind auf jeden Fall Pioniere, sie sind bei der Entwicklung dabei. Sie sehen dem Stadtteil beim Wachsen zu.“

Das Wohnhaus des Österreichischen Siedlungswerks verfügt über sieben Geschosse und 155 Mietwohnungen. Derzeit sind drei bis vier Wohnungen belegt, ab März sollen weitere MieterInnen einziehen. Eine ältere Frau überlegt hierherzuziehen, sie sagt: „Die Energie im Innenhof ist sehr gut und er schaut freundlich aus.“

Graz-Reininghaus
Ein Blick in den Innenhof. Foto: Julia Schuster

Nachhaltige Mobilität liegt im Fokus

Seit Beginn der Planungen für das Reininghaus-Areal steht fest: Das Quartier soll ein Zukunftsmodell für sanfte Mobilität werden. Ziel ist, die Autonutzung in Reininghaus möglichst zu reduzieren – mittels Sammelgaragen und wenigen Stellplätzen pro Wohnung. Stattdessen sollen die BewohnerInnen mit Fahrrädern und öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein.

Nun sind die ersten MieterInnen eingezogen – doch wann wird die erste Straßenbahn nach Reininghaus fahren, und gibt es schon eine gute Radverbindung?

Mit Bus und Bim Richtung Zukunft

„Der gesamte neue Stadtteil wird so erschlossen, dass die zumutbare Haltestellenentfernung von 300 Metern überall unterschritten wird“, verspricht ein Mitarbeiter des Büros von Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ). Aktuell gehen BewohnerInnen der Reininghausstraße 10 zur nächsten Bim-Haltestelle, Alte Poststraße, Linie 7, nämlich zirka acht Minuten. Für Nino Cunk ist das kein Problem: „Ich bin sowieso lieber zu Fuß oder mit dem Longboard unterwegs.“

In Reininghaus sollen insgesamt vier Straßenbahnhaltestellen installiert werden. Die Haltestelle Reininghausstraße wird sich an der Gabelung zur Linse befinden. Die Station Reininghauspark soll zentral an der Unesco Esplanade liegen. An der Kreuzung am Jochen-Rindt-Platz wird die gleichnamige Haltestelle installiert und die Endstation soll sich bei der Kirchner Kaserne befinden.

Die Straßenbahnlinie 4 wird ab Herbst 2020 von Liebenau in die Laudongasse fahren. Sie gilt somit als Auftakt für die Weiterführung der Reininghauslinie. Ab 2021/2022 fährt sie alle vier Stationen in Reininghaus an.

Neben der 4er soll parallel die Buslinie 65 über die Alte Poststraße fahren. Sie wird vom Süden kommend über die Peter-Rosegger-Straße das Reininghausgebiet bedienen. Zusätzlich fährt sie weiter bis nach Gösting.

Noch länger dauern wird es mit der neuen 8er Südwestlinie. Diese soll vom Jakominiplatz über den Griesplatz, Citypark und den Nahverkehrsknoten Don Bosco bis nach Reininghaus und weiter in den Süd-Westen fahren. Die geplante Endstation ist Webling. In Reininghaus würde die 8er die Stationen im südlichen Abschnitt anfahren, darunter den Jochen-Rindt-Platz und die Haltestelle Reininghaus. Als Zeithorizont gilt 2023 bis 2030.

Bereits seit September 2019 verkehrt im Süden des Areals die Buslinie 66 über die Wetzelsdorferstraße. Diese Linie gilt, laut Martin Bauer von der Stadt Graz, als „wichtige Ost-West-Achse in Graz“.

Radinfrastruktur in Planung

Neben dem Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel soll der neue Stadtteil auch mit dem Rad gut erreichbar sein. Die Abteilung für Verkehrsplanung tüftelt derzeit noch an einer verbesserten Route von Reininghaus in die Innenstadt. Ziel ist, die bestehende Achse Friedhofgasse – Prankergasse – Elisabethinergasse – Kernstockgasse – Belgiergasse damit aufzuwerten.

Reininghaus 10. Foto: Julia Schuster

Wohlbefinden in Reininghaus

Laut Makler Klaus Deutsch „tut sich jetzt jede Woche etwas“. Besser vermieten würden sich die Wohnungen aber, wenn jetzt schon mehr Infrastruktur da wäre. Für die ersten BewohnerInnen des Wohnhauses in Reininghaus ist dies jedoch bisher kein Problem. Einen Mieter hat es hierhergezogen, weil sein Arbeitsplatz in der Nähe ist und er es nicht weit zu seinem Elternhaus hat. Für einen anderen Bewohner hat das Preis-Leistungs-Verhältnis gut gepasst und er konnte sofort einziehen. Von der umliegenden Baustelle fühlen sich die MieterInnen nicht gestört. Der erste Bewohner, Nino Cunk, ist auch bezüglich der Öffis optimistisch gestimmt: „Der Weg zur Bimhaltestelle Alte Poststraße ist ohnehin nicht weit, aber wenn die Bim hier in der Nähe dann einmal fertig ist, ist das natürlich purer Luxus!“

Musikbegeisterte Weltenbummlerin, die gerne als Gastgeberin fungiert. Lässt sich leicht für Wochenendtrips begeistern, ist ehrgeizig, abenteuerlustig und gesellig.

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