„I am coming out.“

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28 Millionen Aufrufe hat das Video, in dem die Youtuberin Nikkietutorials (25) vor der Kamera erklärt, dass sie eine Transfrau ist. Auch in Graz leben viele Transgender, doch ihnen folgt kein Millionenpublikum. Geschützt vor der Öffentlichkeit treffen sie sich in der Selbsthilfegruppe “Transgender Graz”.

Die Influencerin beginnt ihr Video mit den Worten: „So wie ich musst du deine eigene Geschichte schreiben und dein eigenes Leben leben.“ Man beginnt sich Fragen zu stellen. Woran merke ich, dass ich Transgender bin und wie werde ich eine Frau wenn ich doch als Mann geboren wurde? Wie gehe ich am besten mit Transgender-Personen um?

Transgender-Mamas

“Ich bin eine Transfrau.” Sandra Hofmann leitet in Graz die Selbsthilfegruppe, bei deren Gründung sie dabei war. Davor gab es für Transgender-Personen kaum Vernetzungsmöglichkeiten in der Steiermark. Transgender, das sind Personen, die mit dem falschen Geschlecht geboren wurden.

Die Grazerin Sandra Hofmann hat sich vor 20 Jahren geoutet. Heute ist sie Mitte fünfzig und arbeitet als Computertechnikerin. Schon in der frühen Kindheit merkte sie, dass etwas nicht stimmt. “Ich bin in der falschen Rolle. Ich würde lieber mit den Mädchen spielen, mich lieber mit Mädchensachen beschäftigen.”, beschreibt sie ihre Gedanken.

Zur monatlich stattfindenden Selbsthilfegruppe Transgender Graz kommen viele Menschen die regelmäßig, manche schauen auch nur einmal vorbei. Es geht um die richtige Kleidung, Make Up, die Stimme oder auch die Sexualität.

Das Outing

Sandra Hofmann beschreibt, dass Transgender drei Phasen durchlaufen. Da wäre zuerst ein inneres Outing, also der Schritt bei dem man sich selber eingesteht, transsexuell zu sein. Dieser Schritt sei geprägt von dem Gefühl, in der falschen Rolle zu sein. Nikkietutorials erzählt, dass sie sich gefangen fühlte und wütend war. “Wieso genau ich?”

Hier findet ihr das Video der Youtuberin: https://www.youtube.com/watch?v=QOOw2E_qAsE&t=146s

Die Angleichung

Der nächste Schritt ist das externe Outing. Hier werden Partner, Familie und FreundInnen eingeweiht, später meistens auch die Leute in der Schule oder am Arbeitsplatz. “Meine Erfahrung ist, dass man nicht einschätzen kann wie eine Person reagiert”, so Sandra Hofmann.

Hofmann hat sich in der breiten Öffentlichkeit geoutet, es gibt Artikel und Fernsehbeiträge über sie. Doch bei weitem nicht jede Transgender-Person möchte ihre Transsexualität thematisieren. Manchmal sehen sich Betroffene mit Unverständnis, Ausgrenzung oder offenem Hass konfrontiert.

Sandra Hofmann. Quelle: https://stmk.arbeiterkammer.at/ueberuns/gremien/kammerraetinnen/auge/Sandra_Hofmann.html

Die Operation

Und schließlich die Angleichung. Dazu gehören vor allem eine Hormonbehandlung, beziehungsweise eine angleichende Operation sowie eine Personenstandsänderung, sprich die Änderung des Geschlechts und des Namens auf dem Pass. Für beides braucht es eine psychologische Stellungnahme. Nicht alle Transgender-Personen nehmen diese Schritte vor. Gerade die angleichende Operation ist mit einem hohen gesundheitlichen Risiko verbunden.

Nikkietutorials möchte ganz klar als Frau wahrgenommen werden: “Du willst nicht ständig mit diesem einen Part deines Lebens assoziiert werden, aber es passiert immer wieder.”

Transgender in den Medien

In den 19 Jahren des Bestehens der Gruppe habe sich die Akzeptanz in der Gesellschaft gebessert. “Heute wissen die Menschen, dass es Transgender gibt.”, so Hofmann. Es geht also nicht mehr darum zu erklären was Transsexualität ist, sondern wie man mit Transgender-Personen umgeht.

Sie, er oder ihr?

“Es ist wichtig, Transgender mit dem richtigen Pronomen anzusprechen. Wenn man es nicht weiß, einfach nachfragen”, so Hofmann. Außerdem sollte man die sexuelle Orientierung nicht mit dem Geschlecht verwechseln. Wen Transgender lieben ist ganz individuell.

Von Nikkietutorials war trotz ihrer Popularität nicht bekannt, dass sie eine Transfrau ist. Sie wurde von einem Unbekannten gedrängt, sich zu outen. Dieser drohte ihr, Informationen an die Öffentlichkeit kommen zu lassen.

Trotzdem erklärt die Influencerin heute:
“Es fühlt sich so befreiend an. Ich bin Nikkietutorials und ich bin ich. Wir brauchen keine Labels.”

Infobox
Wenn du merkst, dass du im falschen Körper geboren wurdest, kannst du dir hier Hilfe und Unterstützung suchen: http://graz.transgender.at/

Hier findest du Informationen zu den verschiedenen Begriffen
https://www.br.de/puls/themen/leben/transgender-begriffe-und-formulierungen-100.html

 

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