Foto: Lupi Spuma

Scherbe und Capperi! im Corona-Schlaf

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Ein geselliges Abendessen mit Live-Musik im Hintergrund wird es in naher Zukunft nicht geben – zumindest nicht wie gewohnt. Wie geht es derzeit Betrieben, die ihren Gästen nicht nur Speis und Trank, sondern auch Kultur bieten? Ein Blick in die Scherbe und das Capperi!, zwei Stammlokale des Lendwirbels, deren Küchen im Moment beide kalt stehen.

Von: Vilja Schiretz, Michaela Gsell 

Zwei bis drei Leute sitzen im Büro der Scherbe und füllen die Formulare des AMS aus, um die Kurzarbeit der rund dreißig MitarbeiterInnen zu gewährleisten. Keinem Kellner und keiner Köchin musste gekündigt werden, darauf ist das Lokal stolz. Ansonsten ist die Scherbe leer: Die Küche bleibt kalt, der Konzertkeller ohne Besuch. Die Schließung ging schneller voran, als gedacht, erzählt Paul Hermann von der Scherbe. Dass der Normalbetrieb fürs Erste enden würde, zeichnete sich schon vorher ab. „Am Sonntag vor Inkrafttreten der Regierungsmaßnahmen hatten wir nur zwei Gäste“, berichtet Hermann.

Auch wenn der Betrieb gerade stillsteht, ist das Team der Scherbe guter Dinge, dass sie diese Zeit überbrücken werden. Bei der nächsten Gelegenheit will das Lokal beim Lendwirbel mitmischen.

Besucher bleiben in der Scherbe fürs erste aus. – Foto: Alexander Karelly

Die Maßnahmen der Regierung stoßen hier auf Verständnis. Die Scherbe hatte schon frühzeitig alle Konzerte abgesagt, obwohl sie nicht in die ursprüngliche „100-Personen-Regel“ für Veranstaltungen im geschlossenen Raum gefallen wären.

Außerdem weiß die Scherbe die gästefreie Zeit zu ihrem Vorteil zu nutzen: Die Esstische werden in einer Werkstatt hergerichtet, der Boden könnte demnächst geschliffen werden. Alles wird vorbereitet für einen möglichst erfolgreichen Start, sobald die Kunden wieder kommen dürfen.

Die Scherbe „wirbelt“ mit

Doch auf einen Ansturm von Gästen bei der Wiedereröffnung macht sich Paul Hermann keine großen Hoffnungen. Vielmehr wird es wahrscheinlich erst kleine Frühstücks- oder Mittagsbuffets mit Vorsichtsmaßnahmen wie Abstandhalten und Gesichtsmasken geben. Das gesellige Feierabendbier oder die Freitagnachtpartys werden noch eine Weile warten müssen.

Auch der Lendwirbel kann erst verspätet über die Bühne gehen. „Es ist total schade, das muss man wirklich sagen. Der Lendwirbel ist auch für unsere Kellnerinnen und Kellner immer ein Highlight“, so Paul Hermann. Aber ganz will sich die Scherbe das Viertelfest nicht nehmen lassen: Das Team ist fest entschlossen, wann immer es möglich ist, „mitzuwirbeln“ – sei es online, im Herbst oder erst im Jahr 2021. 

Capperi! Treffpunkt für Kulturliebhaber

Seit seiner Eröffnung 2014 ist das Capperi! ein Treffpunkt für Kulturliebhaber. Sogar international erfolgreiche KünstlerInnen melden sich bei Anton Waibl, um in seinem Lokal auftreten zu können. „Es gibt keine Gage bei uns, sondern nur eine tolle Atmosphäre“, erzählt er. Diese wissen auch seine Gäste zu schätzen. Jugendliche wie auch Senioren versammeln sich daher im Capperi!, um der Musik zu lauschen. 

Anton Waibl und Stefania Rotili freuen sich schon, wenn das Capperi! wieder öffnen kann.  – Foto: Capperi! Facebook

Für den heurigen Lendwirbel wäre eine Ballettperformance vor dem Lokal geplant gewesen. Jetzt plagen Waibls Partnerin Stefania Rotili aber andere Sorgen: Mit ihrer Mindestwitwenpension übersteigt sie bereits die Obergrenze für staatliche Hilfe, die Vorfinanzierung der Kurzarbeit ist so unmöglich. Alle MitarbeiterInnen mussten gekündigt werden, damit das Capperi! “nach der Krise wenigstens eine Chance auf eine Wiederauferstehung” hat. Schulden lassen sich dennoch nicht vermeiden. „Ich habe finanziell immer geleistet, was ich konnte. Ich bin es nicht gewohnt, mich so stark zu verschulden, dass alles den Bach runtergeht“, erzählt Rotili. Wann die Lokale wieder aufsperren dürfen, ist noch unklar. Keinesfalls sollten zu früh aufgehobene Maßnahmen zu einem erneuten Anstieg der Corona-Fälle führen. „Es ist eine Gratwanderung. Man muss alles unter einen Hut bringen. Die Wirtschaft, die Gesundheit und alles, was uns wichtig ist.“, sagt Waibl. 

Wenn der Kochtopf brodelt

Auf eines ist auch in schlechten Zeiten Verlass: Das Miteinander im Lendviertel. Waibl gerät ins Schwärmen, wenn er über den “Dorfcharakter” und das besondere Flair im Bezirk spricht. Nachbarschaftshilfe ist hier selbstverständlich: „Wenn in der Zeitung steht, wir müssen zusammenhalten, lese ich das nicht. Das weiß ich.“ 

Der Lendwirbel macht dieses Lebensgefühl für eine größere Masse zugänglich. Dass das Fest heuer nicht Anfang Mai stattfinden kann, hat Waibl akzeptiert. Der Idee eines Online-Wirbels kann er allerdings weniger abgewinnen. „Da müssen wir Menschen uns etwas zurücknehmen. Vielleicht entsteht aber auch etwas ganz Neues, wenn der Kochtopf brodelt und man darf nicht hinaus.“ 

Hortet Buttons, nur um sie sofort wieder zu verlieren. Hat ihre Seele an Japan, Schokolade und die Farbe schwarz verkauft.

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