Smartphone mit geöffneter App

Essen retten per App: Too Good To Go

Lesezeit: 3 Minuten

Für hungrige Sparfüchse: Die App Too Good To Go gibt übriggebliebenen Schnitzeln, Sandwiches und Co. Tag für Tag eine zweite Chance – auch im Annenviertel.

Von: Sophie Aster, Celina Benda, Dominik Blümel

Was unsere Versorgung mit Lebensmitteln angeht, erwarten wir, zu jeder Zeit die beste Qualität zu günstigen Preisen zu bekommen. Entspricht die Ware nicht mehr den Verkaufsstandards, wird sie vom Handel weggeworfen. Nachhaltigkeitslandesrat Johann Seitinger (ÖVP) zufolge landen in der Steiermark jährlich Lebensmittel im Wert von mehr als 200 Millionen Euro im Müll. Um diesen Missstand zu lindern, gibt es seit Jahren verschiedene Initiativen, die Lebensmittel vor dem Müll retten. Soziale Halbpreisangebote von Unternehmen wie dem Pane von Martin Auer in der Mariahilferstraße oder die Lebensmittelspenden des Mangold´s an das Büro der Nachbarschaften, wie auch die von vielen Freiwilligen getragene Foodsharing-Bewegung mit ihren über die Stadt – und das Annenviertel –  verteilten Fairteilern. Seit einiger Zeit kann man auch mit dem Österreich-Ableger der App Too Good To Go Übriggebliebenes verwerten – allerdings gegen Entgelt.

App als Innovationskonzept gegen Lebensmittelverschwendung

2015 wurde in  Dänemark die App Too Good To Go (TGTG) aus der Taufe gehoben. Sie ermöglicht Unternehmen, statt übriggebliebene Lebensmittel wegzuwerfen, diese um einen geringeren Preis als dem ursprünglichen anzubieten. Mit dem Start in den USA Ende September ist die App nunmehr in 15 Ländern vertreten, Österreich ist seit etwas mehr als einem Jahr dabei. Laut Country Manager Georg Strasser steige das Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln immer mehr an. Infolgedessen gewinnt TGTG an Beliebtheit. Das lässt sich auch in der Steiermark beobachten, wo seit Start der App laut Website schon mehr als 43.000 Essensrationen vor der Mülltonne bewahrt wurden.

Als besonders nachhaltig und zukunftsweisend empfand den Gedanken der App auch die Jury der Ö1 Initiative „Reparatur der Zukunft“. Aus diesem Grund wird das Unternehmen am 10. Oktober 2020 beim Markt der Zukunft im Kunsthaus Graz im BürgerInnenforum vertreten sein.

„Win-Win“ im Annenviertel

Im Annenviertel bieten bereits mehr als 15 Betriebe den Service an. Das Angebot ist breit gefächert, es reicht von Fast-Food-Ketten wie Subway über Marktstände wie Lenz im Lend bis hin zu Catering-Unternehmen wie dem fest/essen Catering.

Bishoy Ghaly von Östa Konditorei und Café
Bishoy Ghaly ist der Inhaber von Konditorei und Café Östa – Foto: Celina Benda

Konditorei und Café Östa war einer der ersten Grazer Betriebe, der als Partner von TGTG ein Statement gegen Lebensmittelverschwendung setzte: „Jeden Tag bleibt bei uns etwas übrig. Wir wollen nicht alles wegschmeißen“, erklärt der Inhaber Bishoy Ghaly. Für ihn ist die App eine Win-Win-Situation. Einerseits muss das Unternehmen übrig gebliebene Gerichte und Süßspeisen nicht wegwerfen, andererseits verzeichnet es durch den Verkauf zusätzliche Einnahmen.

Redakteurin Celina holt Überraschungssackerl
Selbsttest: Redakteurin Celina holt das Überraschungssackerl ab – Foto: Dominik Blümel

Die App im Selbsttest

Doch wie funktioniert die App? Wir haben einen schnellen Selbsttest gemacht: Am Vorabend bestellten wir bei einer Fast-Food-Kette Sandwiches im Verkaufswert von 15 Euro und bezahlten dafür online schlanke fünf Euro. 20 Prozent dieses Betrags erhält TGTG. Angekündigt war das Angebot in der App  mit: „Freu dich über ein Überraschungssackerl und rette verschiedene Sub-Sandwiches.” Am nächsten Morgen konnten wir die Überraschung abholen. Große Aufregung: Was ist drin? Ist es gut? Haben wir eine Allergie dagegen? Denn die Allergene sind bei der Bestellung nicht ersichtlich. Probleme könnten sich zudem für VeganerInnen ergeben.

Redakteur Dominik beißt ins Sandwich
Redakteur Dominik beim Überraschungstest – Foto: Celina Benda

Die Abholung des Überraschungssackerls erfolgte rasch und unkompliziert durch Vorzeigen der Bestellbestätigung. Erwartet haben wir Sandwiches, diese haben wir auch bekommen. Den Geschmackstest haben „Chicken Fajita” und „Veggie Delite” einigermaßen bestanden.

Fazit: Wir haben etwas Neues ausprobiert, außerdem Geld gespart. Die Welt gerettet haben wir damit sicherlich nicht. Doch der Gedanke daran, dass wir unser Frühstück vor dem Müll gerettet haben, gibt uns schon ein gutes Gefühl.

 

[TITELBILD: Celina Benda]

 

Diese Betriebe sind im Annenviertel bei Too Good To Go dabei:
  • Asia Wok Royal, Eggenberger Allee 46
  • Bäckerei Sorger – Eggenberg, Eggenberger Allee 36
  • Bäckerei Sorger – Südtiroler Platz, Südtiroler Platz 14
  • Bäckerei Sorger – Wiener Straße, Wiener Straße 20
  • Cocoquadrat, Entenplatz 1a
  • Coffee & Kitchen, Metahofgasse 30
  • fest/essen Catering, Waagner-Biro-Straße 98a
  • Fleischwerkstatt, Lagergasse 158
  • HirschBauer, Prankergasse 24
  • Hussel – Citypark Graz, Lazarettgürtel 55
  • Koko, Südtiroler Platz 6
  • Kunsthauscafe, Südtiroler Platz 2
  • Lenz im Lend, Lendplatz Stand 9
  • Östa Konditorei-Café, Annenstraße 64
  • Platzhirsch am Markt, Kaiser-Josef-Platz 60
  • Subway – Graz Hbf, Europaplatz 2-9
  • Ugarit, Annenstrasse 16

 

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