Künstlerin Alexandra Gschiel mit ihrem Projekt "restart possible"
Alexandra Gschiel mit ihrem Projekt "restart possible".

Schaumbad-Schau: Kalt brennt die Welt

Lesezeit: 2 Minuten

Das Schaumbad, das freie Atelierhaus in der Puchstraße, erkundet in seiner aktuellen Ausstellung die Potenziale von Kunst in Zeiten digitaler Entgrenzung. Jetzt ist die Schau endlich wieder live zugänglich.

Der Globus zieht sofort alle Blicke im Ausstellungsraum auf sich. Er dreht sich stetig, glitzert und spiegelt sich im Licht. Aus ihm dringt ein bizarres Zusammenspiel verschiedenster Klänge. Dahinter stecken Sounds aus 26 Ländern, die Alexandra Gschiel, seit 2009 Mitglied im Schaumbad, gemeinsam mit anderen Künstler*innen gesammelt hat. Als Suche nach dem Lebendigen unter der versiegelten Erdoberfläche lässt sich die hoffnungsvoll „restart possible“ betitelte Arbeit lesen. Zugleich aber auch als Akt der globalen Vernetzung in der Kunstszene, die dank digitaler Technologien auch in Zeiten des „Social Distancing“ möglich ist. 

Internationale KünstlerInnen im Schaumbad

Diese und zahlreiche andere Arbeiten erwarten einen in der Ausstellung „Digitales Brennen“ in der Puchstraße. Künstler*innen aus Österreich und insgesamt 22 anderen Ländern eröffnen im Schaumbad neue Perspektiven auf die digitale, vernetzte Welt. Bereits 2018 wurde die Reihe „Rendezvous im Bad“ als internationales Kooperationsformat zwischen Künstler*innen aus unterschiedlichsten Sparten und Ländern ins Leben gerufen. „Zusammenarbeit, Emotionen und die Nähe der Künstler*innen zueinander“ stehen diesmal im Mittelpunkt, erzählt Andrea Sadjak. „Common Emotions in Viral Times“ heißt die Arbeit, die sie gemeinsam mit der spanischen Tänzerin Viviana Escalé für die Schau gestaltet hat – mit dem Handy aufgenommene Kürzestfilme, die sich Sadjak und Escalé im ersten Lockdown geschickt hatten. 

Auch die übrigen Arbeiten entstanden unter Nutzung digitaler Kommunikationskanäle und thematisieren diese auch zum Teil. Von Schaumbad-Mitglied Stefan Lozar und der in Brüssel und Helsinki lebenden Künstlerin Val Smets stammt etwa eine Skulptur aus Holz- und Metallresten. Erst bei einem Blick durchs Smartphone-Display offenbart die Skulptur mittels Augmented Reality ihr wahres Erscheinungsbild. Die digitale Ansicht zeigt die Skulptur in Flammen. Ein Verweis auf die Ambivalenz digitaler Medien, die ebenso kühle wie hitzige Blicke auf unsere Realität erlauben. 

Der Ausstellungsraum im Schaumbad.

Die Ausstellung „Digitales Brennen“ im Schaumbad. – Foto: Alexandra Gschiel

Not macht erfinderisch

Auch Eva Ursprung hat in der Ausstellung mitgewirkt. Unter anderem hat sie als sogenannte Soundspenderin mehrere Tonaufnahmen für das Projekt „restart possible“ zur Verfügung gestellt. Seit 2008 ist Ursprung Präsidentin des gemeinnützigen Vereins „Schaumbad“ und setzt sich für die Entwicklung der freien Kunstszene der Stadt ein. Als im Jahr 2008 die Ateliers der Stadt Graz aufgelöst wurden, standen Ursprung und viele ihrer Künstlerkolleg*innen vor dem Problem, keine Räume für ihr künstlerisches Schaffen mehr zu haben. Aus der Not heraus mieteten sie das ehemalige „Bäderparadies“ hinter dem Hauptbahnhof an. 2013 übersiedelten die Schaumbad-Künstler*innen dann in die Puchstraße. Eine sieben Meter hohe Lagerhalle auf einer Fläche von über 1000 Quadratmetern wurde in Zusammenarbeit mit der HTBLVA Graz-Ortweinschule Schritt für Schritt für die Zwecke des Vereins umgebaut. 

Heute bietet das Schaumbad 23 Ateliers, eine Dunkelkammer, ein Video- und Tonaufnahmestudio und eine Werkstatt für Holz-, Metall- und Keramikarbeiten. Der Ausstellungs- und Veranstaltungssaal bildet das Herzstück des Gebäudes. Hin und wieder wird der Raum auch für Konzerte oder Theateraufführungen genutzt. Zwischen 40 und 50 Mitglieder beteiligen sich aktiv an den Tätigkeiten des Vereins, der regelmäßig auch die unmittelbare Nachbarschaft des Viertel zu erforschen und einzubeziehen versucht. 

Künstler Georg Dinstl in seinem Atelier im Schaumbad. – Foto: Magdalena Münzer

Ein Straßenfest für das Triesterviertel

Ein besonderes Anliegen ist Eva Ursprung das „Triester Hafenfest“, das auch 2021 wieder auf der Tändelwiese stattfinden soll. „Das Fest widmet sich Kunst und Kultur und soll den mediterranen Flair des Triesterviertels deutlich machen“, erklärt Ursprung. „Es ist irrsinnig spannend, wie viele neue Aspekte, Religionen und Kulturen man in seiner unmittelbaren Nähe entdecken kann. Und wie viel Offenheit uns entgegengebracht wird.“

Schaumbad - Freies Atelierhaus Graz

Noch bis 28. März kann man die Ausstellung „Digitales Brennen“ im Schaumbad besuchen.

Öffnungszeiten der Ausstellung:

Mi  13:00-17:00
Do  13:00-17:00
Fr   13:00-17:00
Sa  13:00-17:00

sowie mit Voranmeldung unter schaumbad@mur.at
Tel. 0664 8973412

Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz
Puchstraße 41
8020 Graz

Titelbild: Alexandra Gschiel mit ihrem Werk „restart possible“. – Foto: Eva Ursprung 

Zeitreisende, zumindest in Gedanken. Trägt Socken einfach anders und ist glücklich, sobald Bücher in Reichweite sind.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

1 × 3 =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

Schubi Dubi und Potenzerl aus der Prankergasse

Nächste Geschichte

„Es muss mehr Platz für Radfahrende geben“

Letzter Post in KULTUR