Was haben Samuel Kirschner, Markus Isopp und Stephanie Wöhrer gemeinsam? Sie alle lieben Tanzen. Gemeinsam erschufen sie das “Tanz Haus Graz”, welches am 1. März im Annenviertel eingeweiht wird.
Von: Laura Rattensberger, Viktoria Spitzbart
Yoga am Morgen vor der Arbeit, ein HipHop-Kurs am Nachmittag oder ein Salsa-Kurs am Abend – all das und viele weitere Tanzkurse bietet schon bald das Tanzhaus Graz. Die Vision dahinter ist, einen gemeinschaftlichen Raum für alle zu schaffen, der zum Austausch anregt und verschiedene Tanzstile aufeinandertreffen lässt.
Als Samuel Kirschner letztes Jahr für den Verein “Tanz Graz”, in dem er ebenfalls im Vorstand ist, einen Proberaum suchte, hörte er sich bei anderen Tänzer*innen und Tanzstudios um, wie es ihnen in Zeiten von Corona ginge. Er erfuhr, dass die Pandemie viele Einrichtungen hart getroffen hat, dass die Raummieten ohne Kurseinnahmen kaum leistbar sind. „Passt, jetzt tun wir uns zusammen, gemeinsam sind wir stärker”, dachten sich die Betroffenen, erzählt Kirschner im Video zur Crowdfunding-Kampagne für die zwei neuen Räume. Beim Crowdfunding beteiligen sich viele verschiedene Geldgeber*innen mit kleineren Summen an einem Projekt, vergleichbar mit einer Spende.
Mehr als 10.000 Euro kamen da bis Mitte Februar für Beleuchtung, Einrichtung, Mobiliar und eine Musikanlage zusammen. „Mich hätte es schon gefreut, wenn 3.000 Euro zusammen gekommen wären”, sagt Kirschner. „Das allein ist schon ein Zeichen dafür, dass Leute das Projekt unterstützen und zeigt, was alles gemeinsam erreicht werden kann.”
Am 1. März ist es soweit, dass Tanzhaus öffnet seine Tore in der Lagergasse 55, vorerst jedoch online. Es verwirklicht damit eine Idee, die in Graz seit gut 20 Jahren diskutiert wird. Denn es bietet endlich das, wonach die Tanzszene schon jahrelang fordert – Diversität in den verschiedenen Tanzstilen, die an einem Ort zusammentreffen.
Das neue Tanzhaus im Bezirk Gries will leistbare Raummieten bieten. Auch wenn gerade keine Kurse stattfinden dürfen, ist sich Kirschner, der an der Bruckner-Uni in Linz studiert hat, sicher, dass genau jetzt der richtige Moment für den Projektstart ist. „Mir gefällt es, zu absurden Zeitpunkten ein Konzept zu schaffen. Vor Corona herrschte eine Übersättigung, überall wurden Reize gesetzt und jeder konnte alles machen. Nun ist man durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise eingedämmt. Jetzt ist es umso leichter, solchen Projekten Aufmerksamkeit zu schenken.”
Anfangs blieb der genaue Standort des Tanzhauses Graz geheim, um das Interesse zu wecken. „Nach den ersten Social Media Postings haben wir zahlreiche Anfragen bekommen, wo das Tanzhaus sein wird. Daraufhin kamen wir zum Entschluss, dass wir mit genau dieser Spannung arbeiten möchten”, erzählt Kirschner. Man wolle damit erreichen, dass die Aufmerksamkeit aufrecht bleibe und sich die Leute weiterhin über das Tanzhaus informieren. Außerdem sei es derzeit nicht wichtig, wo es ist, da die Umstände die Teilnahme an Präsenzkursen nicht erlauben. Man müsse den Lockdown und die Baufortschritte beim Tanzhaus abwarten, so Kirschner.
Alle guten Dinge sind drei
Der zeitgenössische Tänzer Samuel Kirschner kommt aus Kärnten. Schon in seiner Kindheit begann er mit dem Tanzen. Es folgten ein Studium an der Bruckner-Universität in Linz und viele Auslandsreisen, bevor er vor fünf Jahren nach Graz zog. Im Jahr 2015 gründete er das mehrtägige “Dynamic Movement Festival” am Wörthersee, das – wie das neue Tanzhaus – versucht, möglichst vielen Tanzsportarten Raum zu geben.
Dort traf Kirschner auch Markus Isopp, der nun Mitinitiator des “Tanz Haus Graz” ist. „Wir kennen uns schon sehr lange und hatten immer wieder mal gemeinsame Projekte”, sagt Kirschner über seinen Freund, der ebenfalls aus Kärnten stammt und nun seit Kurzem auch in Graz lebt. Er ist Trainer für freien Tanz und in der Salsaszene ebenso wie in der HipHop-Szene unterwegs.
Neben Samuel und Markus spielt der Verein Sportunion “Let’s Move” eine wichtige Rolle. „Let’s Move und der Verein Tanz Graz sind von Anfang an dabei, und sind eine große Unterstützung”, so Kirschner. Im Frühling 2019 hat Stephanie Olga Wöhrer die Leitung von “Let’s Move” übernommen. Stephanie ist Trainerin und schon von klein auf in der Tanzszene unterwegs. Sie tanzt vor allem Afro Fusion, HipHop und Locking, eine in den Siebziger entstandene Tanzrichtung, die dem Funk zugeordnet wird. Insgesamt sind rund 30 weitere Tänzer*innen, und Helfer*innen am Projekt beteiligt – bei der Organisation, der Umsetzung oder als Trainer.
Titelbild: Das Tanzhaus Graz soll einen gemeinschaftlichen Raum für alle schaffen. – Foto: Jakub Micorek