Geocaching – die moderne Schatzsuche

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Heute begebe ich mich im Annenviertel auf Schatzsuche. Mein Equipment: ein Smartphone mit GPS-Empfang, ein Block mit Kugelschreiber, eine frisch ausgedruckte Schatzkarte und eine gehörige Portion Abenteuerlust.

Von Jennifer Polanz

 

Schatzsuche am Lendplatz

Es ist ein sonniger Freitagnachmittag. Ich stehe vor dem Feuerwehrgebäude am Grazer Lendplatz und betrachte mit aufkommender Verzweiflung die acht großen Tore, die mit beeindruckenden, professionell wirkenden Graffitis besprüht sind. In meiner Hand halte ich meine frisch aus dem Internet ausgedruckte Schatzkarte, die ich schon mehr als einmal aufmerksam studiert habe. Um die Endkoordinaten meines Schatzes herauszufinden, muss ich erst ein zeitintensives Rätsel lösen: Auf meiner Karte sind Ausschnitte von Graffitis abgebildet, jeder mit einem Buchstaben von A bis J durchnummeriert – diese gilt es nun auf den Toren wiederzufinden.

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Das Feuerwehrgebäude am Lendplatz

 

Geocaching – die Schatzsuche der Gegenwart

Wie eine typische Schatzsuche abläuft ist wohl allseits bekannt: Man besitzt ein altes Stück Pergament, auf dem der Weg zum versteckten Objekt der Begierde verzeichnet ist, muss meist Schritte zählen oder Rätsel lösen und schlussendlich einige Meter tief ins Erdreich graben, um die Schatztruhe heben zu können.

Doch Schatzsuchen gehört keineswegs der Vergangenheit an – vielmehr hat es sich unter dem Begriff „Geocaching“ zu einem Phänomen der Gegenwart gewandelt. Auf zahlreichen Websites im Internet, wie beispielsweise geocaching.com, finden sich Anleitungen zur Suche der sogenannten „Geocaches“. Allein schon das Finden dieser Schätze belohnt einen für die Mühen und Strapazen der Suche. Man darf hier jedoch keine Truhen gefüllt mit Wertgegenständen erwarten – vielmehr kleine Behälter wie Filmdosen, die allerlei Krimskrams und ein Logbuch beinhalten.

 

Rätsel & Ratlosigkeit

Um meinen „Geocache“ zu finden, muss ich jedoch erst das Rätsel um die Graffitiausschnitte lösen. Wie bei jeder Schatzsuche gilt es auch beim „Geocaching“ keinerlei Aufmerksamkeit zu erregen, und den Schatz am Ende ungesehen zu heben. Doch dies gestaltet sich schwieriger als erwartet – während ich jedes einzelne Feuerwehrtor in Detail betrachte, bemerke ich die ersten verwunderten Blicke, die mir die Passanten zuwerfen.

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Suche nach den Graffitiausschnitten

 

Als ich nach einer halben Ewigkeit alle Ausschnitte gefunden und notiert habe, kommt endlich mein Smartphone ins Spiel: Bei der modernen Schatzsuche gilt es nicht mehr die Schritte bis zum „X“ zu zählen, sondern die Koordinaten anhand einer angegebenen Formel zu errechnen.

Mein Smartphone führt mich zu dem Bereich um das p.p.c. und das Café Immervoll. Die Nachteile von wenig bis kaum Geocaching-Erfahrung machen sich nun bemerkbar: Ich habe keine Ahnung, welche Verstecke typischerweise für „Caches“ verwendet werden.

Zu Beginn bin ich noch euphorisch und erwarte in jeder Mauerritze, jedem offenen Rohr und jedem unbenutzt wirkenden Briefkasten das Versteck meines Schatzes. Nichts!

Schnelles Aufgeben liegt mir nicht – und so überprüfe ich meine Berechnung doppelt und dreifach, schließlich bin ich sogar schon so weit, dass ich versuche Kanalgitter anzuheben.

Als immer mehr Leute eintreffen, und ich bemerke, wie sie mich mit misstrauischen Blicken mustern, gebe ich schließlich widerwillig auf.  Doch obwohl ich den „Geocache“ nicht entdeckt habe – auf meine Leistung bin ich trotzdem stolz, schließlich heißt es ja auch „Schatz suchen“ und nicht „Schatz finden“.

 

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