Viele Zettelchen und eine Person, die auf ein solches schreibt

Snapshot-Bar: Lend-Moment statt Getränk

Lesezeit: 3 Minuten

Nachdem normale Bars vergangene Woche wieder öffnen durften, haben fünf Annenpost-Redakteurinnen am Samstag eine etwas andere Bar aufgemacht: Mit einer mobilen Snapshot-Bar machten sie sich am vorletzten Lendwirbel-Wochenende auf die Suche nach Anekdoten, Eindrücken und G’schichten aus dem Lend.

Die Wäscheleine über dem Laderaum des Lastenrades ist gespannt und die ersten Zettelchen sind befestigt. „Teile deinen Lend-Moment mit uns!“, steht auf einem davon. Vorne auf der Box klebt ein Schild: Snapshot-Bar. Getränke gibt es bei dieser Bar nicht, dafür die Möglichkeit, sogenannte Snapshots aus dem Lend auf kleine Zettel niederzuschreiben und diese auf die Wäscheleine zu hängen. Was zu Beginn noch leer und farblos wirkt, soll am Ende ein buntes Stimmungsbild aus dem Viertel ergeben.

Ein Lastenrad, über dessen Laderaum eine Wäscheleine mit Zettelchen gespannt ist
Zu Beginn wirkt das Lastenrad noch leer.

Kaum haben wir uns am Lendplatz stationiert, nähern sich erste Passant*innen. Unserer Einladung, ihren Lend-Moment zu teilen, kommen sie nach kurzem Zögern nach.

Zwei Menschen stehen beim Lastenrad und schreiben.
Die ersten Kärtchen werden befüllt.

Langsam beginnt sich die Wäscheleine zu füllen.

Immer mehr Zettel füllen die Wäscheleine.
Nachdem die Snapshots niedergeschrieben sind, werden sie auf die Wäscheleine gehängt.

Ausgerüstet mit Wäscheklammern, Stiften und viel buntem Papier ziehen wir weiter, vorbei an den Marktständen des Lendplatz, bis in die Josefigasse. Vor der Galerie gegen Sexismus stehen einige Personen. Eine der Kuratorinnen nutzt die Gelegenheit, um das Thema der Ausstellung zu thematisieren. „Machen wir sexuelle Belästigung gemeinsam strafbar“, schreibt sie.

"Machen wir sexuelle Belästigung gemeinsam strafbar!!!" steht auf einem grünen Kärtchen
Machen wir sexuelle Belästigung gemeinsam strafbar!!!“

Aber auch weniger ernste Themen finden ihren Weg auf die Wäscheleine. Nach einem Konzert der Band Bilderbuch hat ein junger Mann mit den Musikern 2019 in einem Lokal einen besonderen Lend-Moment geteilt:

"2019 mit Bilderbuch einen Ofen im Blended Keller geteilt" steht auf dem Kärtchen
2019 mit Bilderbuch einen Ofen im Blended Keller geteilt.“

Vor der Haarschneiderei…

Frau schreibt auf Kärtchen

…und vor dem Büro des Lendwirbel-Organisationsteams treffen wir auf die nächsten Menschen, die Anekdoten niederschreiben möchten.

Zwei Personen sitzen an einem kleinen Tischlein, das am Gehsteig steht

Als Lend-Bewohner*innen wissen sie das Viertel mit all seinen Facetten besonders zu schätzen:

"Gemeinschaft. Das beste und Schönste am Lend ist das "Dorf" in der Stadt. Gemeinschaft und Individualität ist Lend." steht am Kärtchen
Gemeinschaft. Das beste und Schönste am Lend ist das Dorf“ in der Stadt. Gemeinschaft und Individualität ist Lend.“

Gemeinschaft, Individualität und Gespräche werden hier großgeschrieben. „Und das Bier“ gehört auch dazu.

"Das Beste am Lend sind die Begegnungen und tollen Gespräche! Und das Bier!!"
Das Beste am Lend sind die Begegnungen und tollen Gespräche! Und das Bier!!“

Auch Juri, ein junger Viertelbewohner, erzählt bildlich von seinen Erfahrungen im Lend. „Es regnet oft“, erklärt er seiner Mutter die Zeichnung, auf der eine große Regenwolke zu sehen ist. Er hat sich vermutlich vom Wetter der letzten Wochen inspirieren lassen.

Zeichnung mit Regenwolke
Ein Snapshot der anderen Art: Eine Regenwolke, Regentropfen und einen Mensch mit Schirm hat der junge Juri gezeichnet.

Nach vielen interessanten Gesprächen erreichen wir schließlich den Mariahilferplatz, unsere letzte Station. Dort begegnen wir überraschend zwei jungen Menschen, die zwar nicht aus dem Lend sind, das Viertel aber trotzdem bestens kennen: Zwei ehemalige Annenpost-Redakteur*innen. Auch sie befüllen jeweils ein Zettelchen.

Zwei Menschen halten jeweils ein Kärtchen hoch
Die beiden ehemaligen Annenpostredakteur*innen kennen den Lend aus ihrer Annenpost-Zeit sehr gut.

Ihr Lend-Moment:

"Recherche für die Annenpost"
Recherche für die Annenpost“

Auch vor dem Atelier Schmuckes, in dessen Schaufenster noch bis Samstag, 29. Mai, Gedichte des Slam-Kollektivs ausgestellt sind, machen wir Halt und Snapshots werden verfasst.

Menschen sprechen miteinander
Beim Schreiben der Anekdoten erwachen Erinnerungen.

Den Abschluss bildet eine Dame, der wir mitten am Platz begegnen.

Eine Dame schreibt etwas auf ein Kärtchen

Sie teilt eine Anekdote aus ihrer Jugend. Nach einer durchfeierten Nacht im Lend wäre ihr Auto beinahe abgeschleppt worden. Als Dankeschön dafür, dass die Marktverkäuferin das Auto nicht abschleppen ließ, hat die Dame ein riesiges Allerheiligengesteck für das Grab ihres Opas gekauft.

"Versumpft im Centraal. 5 Uhr zum Auto am Lendplatz, Marktbestückerin hat Nachsicht mit mir so hat mein Opa einen schönen Allerheiligenkranz bekommen."
Versumpft im Centraal. 5 Uhr zum Auto am Lendplatz, Marktbestückerin hat Nachsicht mit mir & so hat mein Opa einen schönen Allerheiligenkranz bekommen.“

Die Tour durch den Lend ist damit vorbei, die Snapshot-Bar schließt wieder. Über 20 Lend-Momente konnten wir sammeln. Die Gespräche, Anekdoten und Snapshots haben gezeigt, wie bunt und vielfältig das Viertel ist und welche Stimmung dort herrscht. Und auch das Lastenrad selbst hat einiges an Farbe dazugewonnen.

Viele Zettel hängen am Ende auf der Snapshot-Bar
Am Ende der Tour ist die Snapshot-Bar geschmückt mit vielen bunten Lend-Momenten.

 

Fotos: Sophie Aster & Fanny Gasser

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