Die spürbare Anspannung der Athlet*innen, die Jubelrufe der Fans und ein Startschuss zum Sprint. Ein Leichtathletik-Wettkampf ist ein aufregendes Ereignis. Viele sehen allerdings nur den ausgetragenen Wettkampf und die Topleistungen der Athlet*innen. Doch hinter jedem dieser Medaillengewinner*innen steckt ein*e mindestens genauso erfolgreiche*r Trainer*in. Und für einen von diesen wird das „Horst Mandl Memorial“ im ASKÖ Stadion diesen Sommer ausgetragen.
Im ASKÖ Stadion in Eggenberg findet diesen Sommer ein Leichtathletik-Meeting der Spitzenklasse statt. Bekannte Gesichter der Leichtathletik werden am 17. Juli 2021 ins Stadion einlaufen. Unter ihnen Topstars wie die Siebenkämpferin Ivona Dadic, Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger und die beiden Sprinter Markus Fuchs und Alexandra Toth. Für die Olympia-Starter*innen wird das der letzte Wettkampf vor den Olympischen Spielen in Tokio sein. Somit werden die Zuseher*innen die Stars in Topform erleben dürfen. Der Wettkampf soll allerdings nicht nur eine Vorbereitung für die Spitzensportler*innen sein, sondern wird zu Ehren eines ganz besonderen Grazer Trainers ausgetragen: Horst Mandl.
Vom Spätstarter zum Spitzentrainer
Die Grazer Trainerlegende war jemand, den man in der Leichtathletik als Spätstarter bezeichnet. Allerdings hat er nach seinen Anfängen im Alter von 24 Jahren bewiesen, auch wenn man spät den Einstieg in einen Sport findet, kann man sehr erfolgreich sein. Im Jahr 1965 brach er den österreichischen Rekord im Zehnkampf und drei Jahre später gelang ihm die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Mexiko. Dem aber noch nicht genug, feierte Mandl seinen größten Erfolg bei der Europameisterschaft in Athen, wo er den 6. Platz erreichte. Zahlreiche internationale Medaillen folgten. Bis zum Alter von 66 Jahren blieb er in der Kategorie der “Masters” sportlich aktiv.
Horst Mandl war aber viel mehr als nur ein begabter Leichtathlet. Neben seiner aktiven Sportlerkarriere vermittelte er als Trainer jungen Talenten sein Wissen und trieb sie zu Höchstleistungen an, die sie zu den Spitzensportler*innen machten, die sie heute sind. 200 österreichische Meistertitel erreichte er als Trainer mit seinen Athlet*innen. Außerdem war er viele Jahre als ÖLV (Österreichischer Leichtathletik-Verband) Nationaltrainer im Mehrkampf tätig.
Das Horst Mandl Memorial
Die Idee, einen Wettkampf ihm zu Ehren auszutragen, kam von Elisabeth Pauer, einer erfolgreiche Speerwerferin und ehemaligem Schützling von Mandl. Nach Absprache mit Familie Mandl war klar, dass das Horst Mandl Memorial keine Eintagsfliege werden sollte. Auch wollte man nicht nur das „Wettkampfprogramm mit den Olympioniken präsentieren, sondern auch die Kleinen motivieren, Spaß an Bewegung und Leichtathletik zu finden. Deshalb auch einige Side Events in der Family Zone”, wie Elisabeth erklärt. Bei den Meetings in der Leichtathletik sind die Austrian Top Meetings die höchste Kategorie, in welche auch das Memorial eingestuft wird.
Warum allerdings so ein großes Event für genau diesen Trainer? „Er war immer sehr väterlich und hat auch die Schulsituation verstanden. Er hat keinen Leistungsdruck aufgebaut, sondern uns das Ganze mit Spaß machen lassen. Das war für uns als Jugendliche sehr wichtig“, erinnert sich Elisabeth zurück. Dazu kommt noch der Hintergedanke, dass einem als Athlet*in oft nicht klar vor Augen ist, wie viel Zeit ein*e Trainer*in in ihre*seine Schützlinge steckt. „Es sind nicht nur die Trainingseinheiten, die Trainer*innen in ihrer Freizeit unterbringen. Die Wettkämpfe an den Wochenenden beanspruchen viel Zeit, welche natürlich auch vom Zusammensein mit der Familie abgeht“, so die Speerwerferin.
Mehr Attraktivität für die Leichtathletik
Obwohl die Sportart Leichtathletik bekannter ist als so manch anderer Sport, fehlt oft das begeisterte Publikum am Rande der Laufbahn oder auf den Tribünen. Um leere Ränge beim Horst Mandl Memorial zu vermeiden, haben sich Elisabeth und ihr Organisationsteam etwas ganz Besonderes ausgedacht: „Wir wollen ein Fest daraus machen, bei dem für jede*n etwas dabei ist.“ Das Hauptprogramm bilden die olympischen Topstars, allerdings können auch begeisterte Hobbyathlet*innen teilnehmen und in ihrer Stärkeklasse gegeneinander antreten. Die Anmeldung zur Teilnahme läuft noch bis 12. Juli 2021 auf der Website des Österreichischen Leichtathletikverbands.
Aber auch für den Nachwuchs wurde etwas geplant. Neben einer Bastel- und Malecke gibt es die verschiedenen Leichtathletik-Disziplinen zum Ausprobieren. „Die Idee dahinter ist, dass der Nachwuchs seine Vorbilder in der Leichtathletik hautnah erleben darf und die Stars zum Greifen nahe sind“, sagt Elisabeth und fügt hinzu: „Die Topstars sind Idole und zeigen unserem Nachwuchs, wo es mit viel Fleiß und Motivation hingehen kann.”
Perfekte Kulisse
Das ASKÖ-Stadion bietet als einziges Stadion auf dem rechten Murufer die Möglichkeiten, einen Wettkampf der Spitzenklasse austragen zu können. Mit dem Horst Mandl Memorial wird die Spitzenklasse der Leichtathletik wiederum gefördert und dem Grazer Publikum ein großes Stück nähergebracht.
Im Jahr 2019 fanden im Stadion große Umbauarbeiten der Halle A und B statt und auch die Indoor-Laufbahn im Mitteltrakt feierte ihre Eröffnung. Außerdem wurden alle bereits vorhandenen Anlagen wettkampftauglich hergerichtet. Aufgrund der Größe des Areals steht genug Platz zur Verfügung, um den Wettkampf des Horst Mandl Memorial austragen zu können und auch eine Family-Zone einzurichten. Der Wunsch von Elisabeth Pauer und ihrem Team: Ihren jahrelangen Trainer Horst Mandl würdig in Erinnerung behalten!
Titelbild: Marlene Borkenstein