Fred Owusu lehnt an einer Wand.

Fred Owusu: „Musik ist für mich eine Form von Therapie“

Lesezeit: 3 Minuten

Finalist bei Starmania 21, Mitorganisator der Grazer Black Lives Matter”-Demonstrationen und Model – das alles ist Fred Owusu. Mit der Annenpost spricht er über Rassismus, Musik und seine Heimatstadt Graz.

Der Volksgarten ist recht leer, ein paar Menschen sitzen auf Bänken und füttern Enten, während sie Gespräche führen. Die Enten baden im Brunnen und der Himmel zeigt sein bestes Grau. Der Annenviertler Fred Owusu nimmt auf einer Parkbank Platz.

Annenpost: Letztes Jahr hast du nach dem Tod von George Floyd gemeinsam mit Precious Nnebedum die Black Lives Matter-Proteste in Graz organisiert. Gibt es seit den Protesten unter der Grazer Bevölkerung mehr Bewusstsein für Rassismus?

Fred Owusu: Auf jeden Fall! Die meisten sind dem Thema Rassismus und Diskriminierung gegenüber sensibler geworden. Weil das Thema so oft in den Medien war, ist es vielen viel bewusster geworden.

Findest du, dass sich die Situation für People of Colour seit den Protesten verbessert hat?

Jein. Einfach aus dem Grund, dass ich mir denke, es geht noch besser. Ich möchte nicht, dass meine Geschwister das Gleiche durchmachen müssen wie ich. Deshalb muss es noch besser werden!

Was sind deine persönlichen Erfahrungen mit Rassismus in Graz und wie haben diese Erfahrungen dich als Person geprägt?

Es gab so viele rassistische Vorfälle! Es hat in der Kindheit mit Beschimpfungen und Ausgrenzen begonnen. In der Jugend ist das Ganze dann auch körperlich geworden. Diese Vorfälle prägen einen total und hinterlassen ganz viele offene Wunden. Anfangs schwächen sie einen. Man glaubt immer, dass es an einem selbst liegt, dass etwas mit einem falsch ist. Aber irgendwann kommt man drauf, dass es nicht so ist und dass man sein Ding einfach weiterhin durchziehen muss. Im Endeffekt machen einen diese negativen Erfahrungen stärker.

Findest du es wichtig, deine durch generierte Aufmerksamkeit erzeugte Plattform zu verwenden, um diese Message zu verbreiten?

Ich finde es sehr wichtig. Aber ich möchte auch nicht, dass es das einzige Thema ist, das ich mit meiner generierten Aufmerksamkeit anspreche. Ich will nicht die ganze Zeit alles bemängeln. Ich möchte das Ganze positiv angehen: Einfach sagen ‚Es wird schon besser‘ oder ‚Da könnten wir sensibler sein‘.

Fred Owusu vor einem Ententeich.
Fred Owusu beim Spaziergang durch den Volksgarten – Foto: Leila Hüller

Welche Bedeutung hat die Musik für dich?

Musik ist für mich eine Form von Therapie. Ich war ein sehr schüchternes Kind, weshalb ich mit 14 Jahren begonnen habe, meine eigenen Texte zu schreiben, um meine Gefühle zu verarbeiten. Die Musik ist für mich eine Ausdrucksmöglichkeit.

Du hast dich in Interviews oft als schüchtern bezeichnet, hast aber nichtsdestotrotz bei Starmania 21 mitgemacht. Wie hat es sich angefühlt, zum ersten Mal vor laufenden Kameras und einer Jury zu stehen?

Ich war total überwältigt von der Situation. Man hat die ganze Zeit im Hinterkopf, dass da tausende Leute zusehen. Ich hatte Angst, dass irgendetwas Peinliches passieren könnte, das dann auf YouTube verewigt werden könnte. Ich habe mir aber gedacht: Spring ins kalte Wasser und schau was passiert. Das ist auch ein Appell an alle schüchternen Leute dort draußen: Probiert es einfach!

Du hast bereits eigene Lieder veröffentlicht. Wer oder was sind deine größten Inspirationen für das Songwriting?

Meine Haupt-Inspiration ist mein eigenes Leben. Wie vorhin erwähnt, ist die Musik für mich die beste Therapie. Ich verarbeite meine Gefühle und schreibe über das, was ich erlebt habe. Von den Künstlern her ist Michael Jackson natürlich eine große Inspiration. Auch Khalid, weil er einfach noch so jung ist, aber schon so viel erreicht hat und sehr authentisch wirkt. Ansonsten Chris Brown, und zwar aus dem Grund, dass er so performancelastig ist und immer so viel Energie auf die Bühne bringt.

Was sind fünf Lieder, die deiner Meinung nach jede und jeder einmal gehört haben muss?

Schwierig, nur fünf Lieder! „September“ von Earth, Wind and Fire, „River“ von Leon Bridges, „Billie Jean“ von Michael Jackson, „Better“ von Khalid und „A change is gonna come“ von Sam Cooke.

Du hast schon immer in Graz gelebt. Was macht diese Stadt für dich zu etwas Besonderem?

Ich finde, die Stadt hat so ein besonderes Flair! Die Menschen sind gelassen und offen, auch anderen Kulturen gegenüber. Die Stadt ist jung und vital, sie ist eine richtige Studentenstadt und das ist was Schönes! In Graz passiert immer so viel!

 

Titelbild: Leila Hüller

Leidenschaftliche Köchin und Esserin, Rock Musik Liebhaberin, Film und Serien Junkie und Tee Trinkerin, die gerne einmal in die Welt der Literatur abtaucht.

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