David Steinwender von „Transition Graz” versucht mit Aktionstagen und Workshops den Bauernmarkt in der Triestersiedlung attraktiver zu machen. Finanziert wurde das Projekt über den „Klima-Euro”. In den Bezirken warten weitere 300.000 Euro auf kluge Klimaprojekte.
Von Jana Leimlehner und Paulina Tesarz
Die bunten Schirme schützen an diesem Novembertag die frischen Produkte am Triester Bauernmarkt vor dem leichten Nieseln. Das Angebot erstreckt sich von Milchprodukten, Eiern und Fisch, über Brot und Backwaren bis hin zu frischem Obst und Gemüse. Familie Kirchberger aus Seiersberg bietet hier an den Markttagen schon seit über 40 Jahren regionales Gemüse an, derzeit am Mittwoch- und Samstagvormittag. Doch die Standpreise steigen dauerhaft an, erzählt Anton Kirchberger, während er eine Zucchini für den Kunden einpackt. Früher seien es einmal 15 Verkaufsstände gewesen, mittlerweile gibt es nicht einmal mehr halb so viele.
Workshops zur Wiederbelebung
Das Stadtteilzentrum Triester gab deswegen eine Studie beim Interdisziplinären Forschungszentrum in Auftrag. David Steinwender, Leiter des Vereins “Transition Graz”, war ebenfalls der Meinung, dass im Bereich der Nahversorgung im Triesterviertel mehr Potential stecke. Obwohl die Studie noch bis kommenden Februar läuft, lassen sich schon erste Ergebnisse ablesen. „Es ist rausgekommen, dass der Bauernmarkt wenig bekannt ist und immer kleiner wurde, weil die Altstandler*innen aufgehört haben beziehungsweise gestorben sind“, erklärt Steinwender.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, rief er die Initiative zur Belebung des Triester Bauernmarkts ins Leben. Ein Teil des Projektes war ein „Beschilderungsrundgang“. Damit startete die Planung für die Anbringung von Informationen, die zum Bauernmarkt hinweisen sollen. Außerdem gab es Aktionstage gemeinsam mit den Standler*innen vom Bauernmarkt und fünf verschiedene Workshops rund um die Verarbeitung von regionalen und nachhaltigen Lebensmitteln. Die Auswahl reichte von der Fermentierung von Herbstgemüse, bis hin zur Herstellung von Suppenwürze. Ziel: das Angebot regionaler, umweltschonender und leistbarer Lebensmittel im Triesterviertel nachhaltig zu verbessern.
Vom Bauernmarkt in den Kochtopf
„Heimisches Super Food kennenlernen und verarbeiten“ lautete etwa der Titel des Workshops Anfang November, den Michaela Schneebacher leitete. Schneebacher, die an der FH Joanneum Lebensmittelmanagement studiert hat und das Catering-Unternehmen „miria” betreibt, bereitet an diesem Tag Leinensamenpudding, Rote Bete-Porridge und einen Smoothie zu. Die Zutaten für die einfachen, aber schmackhaften Rezepte stammen zum Großteil direkt vom Triester Bauernmarkt. Zu ihrem Bedauern gibt es an diesem Tag wenig Interesse für den Kochkurs. Bei früheren Workshops sei das anders gewesen, so Schneebacher. „Und natürlich stellt sich immer die Frage: Kommen da eh nur die Leute, die schon nachhaltig denken?”, sagt sie.
Noch 300.000 Euro im Topf
Finanziell ermöglicht hat Steinwenders Projekt der „Klima-Euro” der Stadt Graz, den der Gemeinderat im Dezember 2020 auf Empfehlung des Klimaschutz-Beirats der Stadt beschlossen hatte. 326.000 Euro stehen seither als Sonderbudget für Klimaschutzprojekte in den 17 Bezirken zur Verfügung. Jeder Bezirk bekam einen Basisbetrag in der Höhe von 10.000 Euro sowie weitere 50 Cent pro Einwohner*in zur Verfügung gestellt. Anträge können online gestellt werden, der Bezirksrat entscheidet mit Mehrheit.
„Bisher wurden 13 Projekte über den Klima-Euro gefördert. Dabei wurden rund 17.500 Euro Fördermittel für Projekte zum Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung in den Bezirken verwendet”, berichtet Thomas Drage, der Klimaschutzbeauftrage der Stadt Graz, auf Anfrage. Sieben Bezirke nutzten das Angebot bisher, Andritz und Gösting am intensivsten. Neben dem Projekt von „Transition Graz” gab es zum Beispiel auch Radserviceaktionen, Initiativen zur Vermeidung von Plastik und Bildungsprojekte mit Schulen zum Thema regionale Lebensmittelversorgung.
Die Ursache, warum viele Bezirke das Angebot bisher kaum oder gar nicht nutzten, wird sich erst in nächster Zeit klären, sagt Drage. Es seien Gespräche mit relevanten Akteur*innen geplant: „Man muss zudem wissen, dass der Klima-Euro das reguläre Budget der Bezirke in etwa verdoppelt hat. Das heißt: Es war für die Bezirke von Beginn an ein sehr hoch bemessenes Budget, welches mit doch begrenzten personellen Ressourcen in den Bezirken bearbeitet werden sollte.”
Wie es mit dem Bezirksbudget weitergeht
„Das Projekt Klima-Euro wurde vorerst als eine temporäre Aktion aus dem Klimaschutzfonds beschlossen, die mit Ablauf des ersten Quartals 2022 endet”, erklärt Drage. Die Entscheidung über die Weiterführung liege aber bei der Politik. Der Fachbeirat für Klimaschutz werde lediglich die Projekte und ihre Klimawirksamkeit kritisch betrachten und dann eine Empfehlung aussprechen.
Titelbild: David Steinwender (2. v.l.) und Michaela Schneebacher (1. v.l.) beim Kochen – Foto: Jana Leimlehner