Graffiti gegen den Klimawandel

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Im Herbst 2021 fiel im Annenviertel der Startschuss des Erasmus+ Projekts „Graffiti Art Takes the Street“. Zwanzig junge Künstler:innen aus Graz, Portugal, Serbien und Nordmazedonien drücken in Graffitis ihre Gedanken und Gefühle zum Thema „Klimakrise“ aus.

Wenn man durch die Feuerbachgasse nahe des Kunsthauses schlendert, stechen Skizzen von Igeln und Quallen an Häusern und Garagentoren ins Auge. Verschnörkelte Schriftzüge verlieren wetterbedingt an Farbe und am Ende der Gasse erscheint eine türkis-gestrichene Wand. Auf dieser Fläche schlängeln sich Algen von oben nach unten und ein Hund mit einer Plastikflasche im Maul ist darauf zu sehen. Flaniert man weiter an der Wand entlang, ist ein QR-Code mit der Aufschrift „Graffiti Art Takes the Street“ zu finden.

Die Graffiti-Szene legitimieren

Der Verein „uniT“ fördert junge Künstler:innen und möchte mit dem „GATS“-Projekt die Grazer:innen auf die Graffiti-Szene aufmerksam machen, um sie als Kunstform stärker zu legitimieren und etablieren. UniT und die Partnerorganisationen aus Portugal, Serbien und Nordmazedonien haben im Sommer 2021 jeweils fünf Künstler:innen ausgewählt, die am Projekt teilnehmen dürfen. Am 9. November 2021 wurden dann bei einer Eröffnungsveranstaltung die Skizzen der fünf Graffiti-Künstler:innen aus Graz präsentiert. Ob schleckende Hunde oder brüllende Wölfe, die jungen Sprayer zeigten ihre kreativsten Arbeiten und stimmten sich so auf die bevorstehende Arbeit ein.

Diashow bei der Eröffnungsveranstaltung im November 2021. – Foto: Wolfgang Rappel/uniT

Ludwig Zeier ist der Geschäftsführer von uniT und derzeit als Projektleiter bei der Erasmus+ Initiative „Graffiti Art Takes the Street“ tätig. Sein Team hat bereits in der Vergangenheit an einigen Erasmus+ Projekten mitgearbeitet und ist dadurch in ganz Europa vernetzt. Durch einen ehemaligen Partner aus Nordmazedonien seien die Teammitglieder zu ihrem neuesten Projekt gekommen. „Für uns und vor allem für mich ist das ein ganz neues Feld. Wir haben in der Vergangenheit mit Street-Art nur hin und wieder bis gar nichts zu tun gehabt“, erklärt Zeier.

Kunst für’s Klima

Die Künstler:innen bekamen die Aufgabenstellung, sich mit dem Thema „Klimakrise“ auseinanderzusetzen und in ihren Kunstwerken widerzuspiegeln. „Oftmals ist der Zusammenhang zwischen dem Graffiti und der Krise auf Anhieb zu sehen, jedoch nicht immer“, erklärt Noah Jakob, einer der fünf beteiligten Grazer-Künstler:innen. Auf einem der Graffitis seiner Kolleg:innen seien Roboter, welche die Modernisierung darstellen sollen zu sehen und an einem anderen ein Drache, der aufgrund seiner blauen Farbe viel Raum für Interpretation lässt. 

Wandflächen für Graffitis zu finden, sei laut Zeier nicht einfach gewesen. Viele Genehmigungen seien nötig, um Kunst im öffentlichen Raum darstellen zu dürfen. Als sich einige Hausbesitzer:innen der Stadt dazu bereit erklärt hatten, ihre Wände oder Garagentore zur Verfügung zu stellen, konnte im März die Arbeit in der Feuerbachgasse und Waagner-Biro-Straße beginnen. Mit Ende April 2022 sollten die Kunstwerke in allen Ländern vollendet sein. In Graz konnten die Graffitis schon Ende März finalisiert werden.

Ein müllsammelnder Hund am Meeresgrund. Zu sehen am Ende der Feuerbachgasse. – Foto: Marlies Bender

Förderung junger Künstler:innen

Noah Jakob lebt für seine Werke, bezeichnet diese jedoch nicht als reine Kunst: „Ich male von Punkt zu Punkt, das ist mehr wie Mathe.“ Mit seiner Arbeit will er dazu anregen, Dinge neu zu interpretieren.  Er ist aber nicht nur mit dem GATS-Projekt beschäftigt, sondern wirkte auch beim diesjährigen Lendwirbel mit. In seinem dreidimensional gesprayten Bus, welcher in der Papierfabrik in Gries zu sehen ist, steckt viel Arbeit. „So ausgelastet war ich schon lange nicht mehr“, erzählt der Künstler. Mit seinen Ergebnissen sei er aber immer mehr als zufrieden.

Enden wird „GATS“ mit einem Film, der die entstandenen Werke und die Ideen dahinter zeigen soll. Im Juli findet ein Treffen zum Austausch aller beteiligten Künstler:innen in Portugal statt, auch Jakob will daran teilhaben. „Ich freu mich schon sehr, viele neue Gleichgesinnte kennenzulernen. Das ist fast das Beste am ganzen Projekt“, so der Künstler. Er ist voller Hoffnung, dass die Zukunft für die Graffiti-Szene besser wird. Kunstprojekte wie GATS würden dabei helfen, schneller und leichter Genehmigungen für Street-Art zu bekommen. Vor allem ist Noah Jakob von der Verschönerung durch Graffitis überzeugt: „Wer möchte schon durch eine graue Stadt laufen? Die Welt braucht Farbe!“

   

Titelbild: Julia Kaar, Künstlerin von GATS, im Gespräch über ihr Kunstwerk bei der Eröffnungsveranstaltung. – Foto: Wolfgang Rappel/uniT

Schon immer Südoststeirerin - mit Herz und Blut. Seit kurzem Grazerin - aus Leib und Seele. Schon länger Kernölexpertin - einfach aus Prinzip.

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