Heute und morgen findet am Nikolaiplatz das Midsommar Fest von Omas Teekanne statt. Welche Aktivitäten es zu entdecken gibt und was das Ganze mit dem schwedischen Feiertag zu tun hat.
Hinter Verkaufsständen mit grünem Dach stehen lächelnde Kleinunternehmer:innen. Wimpelketten benennen die einzelnen Stände, das gute Wetter trägt zur ausgelassenen Stimmung bei. Aus einem Lautsprecher ertönt melodische Jazzmusik. Das Leben genießen, die Pandemie vergessen und den Sommer zelebrieren. Beim Midsommar Fest von Omas Teekanne treffen am 17. und 18. Juni ein nachhaltiger Designmarkt, kreative Workshops und Live-Musik aufeinander. Anlass ist das schwedische Mittsommerfest, bei dem am 24. Juni die Sommersonnenwende gefeiert wird.
Die Idee für das erstmalig im Gries stattfindende Midsommar Fest entstand im November 2021. Am Nikolaiplatz sollte im Advent ein nachhaltiger Weihnachtsmarkt, der Grieskindlmarkt, stattfinden. Dieser öffnete zwar Ende November, musste aber aufgrund strenger Corona-Maßnahmen nach wenigen Tagen wieder schließen. Fünf Tage vor dem geplanten Ende sperrte er mit Einschränkungen wieder auf, für viele Verkäufer:innen war das lukrative Weihnachtsgeschäft dennoch ausgefallen. „Wir arbeiten eigentlich nur mit regionalen Produzent:innen, mit Kleinbetrieben. Die meisten sind Ein-Personen-Unternehmen und da ist die Weihnachtszeit für viele die wichtigste Zeit des Jahres“, so Yuno Khripunova, eine der zwei Gründerinnen von Omas Teekanne. Vor leeren Ständen ohne Besucher:innen sei dann die Idee für ein Sommerfest gekommen.
Künstlerische Workshops
Im Rahmen des Festes können Interessierte an einer Reihe von Workshops teilnehmen. Beim Hand- und Brushlettering wird die Kunst des Schönschreibens erlernt, es werden Rezepte für ein gesundes Naschen zubereitet und Papierblumen gestaltet. Passend zum schwedisch angehauchten Konzept können auch Blumenkränze selbst gebunden werden. Diese symbolisieren die Fruchtbarkeit, die zu Mittsommer gefeiert wird. Mit Rosmarin, Margareten und Schleierkraut flicht Ursula Gabbauer von der „Stadtpflanze Graz“ den blumigen Haarschmuck. Die ersten Exemplare liegen bereits zwischen Pflanzen, Draht und Zange auf ihrem Standtisch.
Eine Band spielt Swingmusik, als Tanzfläche dient der Nikolaiplatz. Paare drehen sich zur Musik, Röcke wehen in der Luft und Passant:innen filmen das Geschehen. Das Tanzbein wird bei einem Workshop von „The Lindy Cats“ geschwungen, der Grazer Verein möchte Swingtänze in die Öffentlichkeit bringen. Bei Veranstaltungen, in Parks oder auf öffentlichen Plätzen soll durch Tanzen die öffentliche Wahrnehmung von Swing gesteigert werden. Für die passende musikalische Begleitung sorgt die junge Grazer Swing-Band „The Hummingbirds“.
Lokaler Handel
Holzspielzeug, vegane Zuckerpaste zur Haarentfernung, bunte Grillsaucen – an ausgefallenen Produkten fehlt es dem Designmarkt nicht. Voller Begeisterung erzählen Händler:innen den Vorbeigehenden über ihre Produkte und deren Herstellung. Den Großteil der Verkäufer:innen am Markt bilden die des Grieskindlmarktes im vergangenen Jahr, aber auch neue Gesichter präsentieren ihre Waren. Gefunden hat Yuno Khripunova die Standbetreiber:innen auf Instagram oder „Etsy“, einem Online-Marktplatz für handgemachte Produkte.
Zwei Kriterien spielten bei der Auswahl der Händler:innen eine Rolle: Nachhaltigkeit und Design. „Wenn Lokalunternehmen Produkte billig in China einkaufen und hier weiterverkaufen, interessiert uns das nicht“, so Khripunova. Omas Teekanne setze auf die Zusammenarbeit mit ökologischen und regionalen Betrieben. „Es gibt viele traditionelle Kunsthandwerksmärkte, aber das sind wir nicht“, sagt die Inhaberin. Beim Midsommar Fest sollen Keramik, Naturseife, Haarbänder und Co. eine bestimmte Ästhetik erfüllen, die skandinavischem Design ähnelt – schlicht, hell und holzig.
Urbanes Picknick
Auf der Wiese am Nikolaiplatz sind Liegestühle von Omas Teekanne aufgestellt, die ersten Besucher:innen machen es sich dort am Boden gemütlich. Im Halbschatten bietet das Stadtgrün den perfekten Ort, um sich auszuruhen und die lockere, sommerliche Stimmung zu genießen. Mit Picknickdecken und Sitzmöglichkeiten soll so die Grünfläche am Platz „eröffnet“ werden. „Es war immer schon unsere Philosophie und unser Anstreben, das Viertel zu beleben“, sagt Yuno Khripunova. „Der Nikolaiplatz, den viele vor fünf, sechs Jahren gar nicht gekannt haben, soll zum Hotspot werden“, ergänzt sie.
Für die kulinarische Versorgung ist Omas Teekanne selbst zuständig. Selbstgemachte Kuchen, hauseigene Limos – nach dem Motto „Selber machen, was geht“ verarbeitet das Café regionale und saisonale Zutaten. „Zurzeit gibt es Erdbeeren, Rhabarber, bald auch Marillen. Im Winter gibt es das bei uns nicht, wir kaufen keine italienischen Erdbeeren, die nach nichts schmecken. Dann wird es was anderes geben, was die Saison halt hergibt“, sagt Khripunova.
Eingelegten Hering und den traditionellen Tanz um den Maibaum sucht man beim Midsommar Fest am Nikolaiplatz vergeblich. Dafür erwarten Besucher:innen umso mehr Kreativität, Gemeinschaft und gute Laune.
Titelbild: Bei ihrem Stand bindet Ursula Gabbauer einen Blumenkranz. – Foto: Julia Rubin
Bildergalerie
Fotos: Julia Rubin
10:00-18:00 Uhr – Designmarkt mit Produkten aus der Region
Kreativworkshops
10:00-18:00 Uhr – Blumenkränze binden mit Stadtpflanze Graz
13:00-15:00 Uhr – Hand- und Brushlettering mit liv Kreativstudio
15:30-17:30 Uhr – Papierblumen gestalten mit Kreative Hände