Am 10. November eröffnete am Griesplatz die vom Kulturverein mişmaš gestaltete Ausstellung „Zu dir, zu mir, zu uns“. Sie soll realitätsnah zeigen, wie die Menschen verschiedener Kulturen in Graz wohnen und was ihr Zuhause ausmacht.
Aufklärung über Migration und Kulturenvielfalt
Im Annenviertel treffen mehr Kulturen aufeinander als in anderen Teilen von Graz. In den letzten Jahren kamen daher unter den Bewohner:innen immer mehr Fragen und Unsicherheiten zum Thema Migration auf. Was es hierbei braucht: Aufklärung und ein Näherbringen des Themas an die Menschen. Das ist einer der Gründe, warum der Kulturverein mişmaš 2015 von acht Kulturschaffenden ins Leben gerufen wurde.
Die Idee hinter dem in Gries ansässigen Verein ist es, in Form von spielerischen Darstellungen und Projekten den Leuten das Thema Migration und kulturelle Vielfalt näher zu bringen. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass Migration normal ist und schon immer ein Bestandteil der Menschen“, sagt Christina Rajković. Sie ist seit 2016 Mitglied des Kulturvereins und hat zuvor in Wien Geschichte und Slawistik studiert. Neben ihrer Arbeit bei mişmaš absolvierte sie 2021 erfolgreich ihren Master in Geschichte des südöstlichen Europas. Das Wissen hilft ihr besonders bei der Arbeit im Kulturverein, da viele der Besucher:innen ursprünglich aus diesem Gebiet stammen.
Einblicke ins Leben verschiedener Kulturen
Zurzeit gibt es für Interessierte am Griesplatz 5 die Ausstellung „Zu dir, zu mir, zu uns“ zu besichtigen. Das Projekt ist als eine Art Wohnung gestaltet, die die Lebensqualität der Grazer Bewohner:innen wiedergeben soll.
Um eine möglichst realitätsnahe Gestaltung der verschiedenen Räume zu gewährleisten, trafen sich die Mitglieder:innen des Kulturvereins vorab immer wieder in Form von Projekten mit Menschen aus verschiedenen Kulturen, die über ihren Alltag und ihr Zuhause berichteten. Die Einrichtungsgegenstände, die dabei am häufigsten erwähnt wurden, fanden dann auch ihren Platz in der Ausstellung. Größtenteils handelt es sich bei den Objekten um Leihgaben oder gebrauchte Möbelstücke. „Die Inhalte der Ausstellung stammen direkt aus dem Leben der Menschen. Wir wollten keine Vorgaben machen, da sich der Kulturverein als Plattform für die Menschen sieht“, betont Christina Rajković. In Folge wurden die gesammelten Ideen an die Ausstellungsdesignerin Guggi Schneider weitergegeben, welche diese dann eindrucksvoll in die Praxis umsetzte.
Eine Ausstellung der anderen Art
Die verschiedenen Räume der gestalteten Wohnung laden die Besucher:innen zum Entdecken ein. Direkt nach dem Eingangsbereich findet sich ein Wohnzimmer, in dem die Flagge der Roma die Wand schmückt. Auch diese weist auf die kulturellen Hintergründe der Menschen hin. Spaziert man in der Wohnung weiter, trifft man unter anderem auf ein Badezimmer, das fast vollständig ausgestattet ist. Darin steht eine Cognacflasche auf einem kleinen Kästchen, da in der Vorbereitung des Projekts ein Besucher meinte, er trinke in der Badewanne sehr gerne Cognac zum Entspannen.
An den Wänden finden sich außerdem Info-Tafeln und kleine Geschichten, auf denen die Ausstellungsgegenstände näher beschrieben werden. Rajković ist es dabei wichtig, dass die Besucher:innen, anders als in einem gewöhnlichen Museum, dazu eingeladen werden, die Objekte der Ausstellung nicht nur zu betrachten, sondern auch anzugreifen.
Aktives Rahmenprogramm und positives Feedback
Zusätzlich werden in der Ausstellung auch viele interaktive Elemente angeboten. Beispielsweise ist es möglich auf einer Weltkarte seinen Geburtsort zu markieren. Dadurch erfahren die Leute mehr über die kulturellen Hintergründe von anderen Besucher:innen. Neben der Ausstellung wird auch ein Rahmenprogramm angeboten. Die Menschen werden dazu eingeladen bei Aktivitäten, wie beispielsweise Workshops, Stadtführungen oder auch Lesungen, teilzunehmen. Als Abschluss des Projekts findet am 27. November ein Entrümpelungs- Flohmarkt statt, bei dem einige Objekte der Ausstellung verkauft werden.
„Bisher waren die Rückmeldungen durchwegs positiv und die Menschen finden es gemütlich bei uns“, erzählt Ausstellungsdesignerin Guggi Schneider über das Feedback der Besuchenden. Vor allem das Wiederfinden des eigenen Alltags scheine bei vielen Menschen das Interesse zu wecken. „Zukünftig werden wir möglicherweise sogar an einer Publikation zur Ausstellung arbeiten.“, berichtet Rajković über die Zukunftspläne des Vereins.
Titelbild: Christina Rajković und Guggi Schneider bei der Ausstellung „Zu dir, zu mir, zu uns“ am Griesplatz- Foto: Elias Tockner