Eine letzte motivierende Pose, bevor Claudia Müller und die Teilnehmer:innen ins Wasser springen – Foto: Julia Lettner

Ein Eisbad für den guten Zweck

Lesezeit: 3 Minuten

Claudia Müller legt mit „Wir schwimmen, du hülfst“ am Puchsteg an. Damit möchte die Extremsportlerin Spenden für die Aktion „Mama/Papa hat Krebs“ sammeln. Was das Projekt für sie bedeutet, haben wir hautnah bei einem Vorbereitungskurs beobachtet.

Obwohl der Dezember bereits begonnen hat, ist es am Nachmittag des ersten Adventsonntages recht warm. Zum Schwimmen wäre es den meisten dennoch viel zu kalt – vor allem in der Mur. Doch davon lassen sich um die 20 Menschen nicht beirren und werden mehr oder weniger von Claudia Müller  ins kalte Wasser “geworfen”. Während sie also bei einer Wassertemperatur zwischen 5 und 6 Grad ihr Durchhaltevermögen testen, sammelt sich eine Menge Schaulustiger am Ufer, um die unerwartete Aktion zu verfolgen. 

Wie das Spenden begann

Bevor das große Schwimmen losging, hieß das Event „Wir radeln, du hülfst“, das Claudia zusammen mit ihrem Verein vor 15 Jahren ins Leben rief. Sie sammelten mit der damals noch namenlosen Aktion Spenden für einen ihrer Sportkollegen. Nach einer längeren Pause wollte sie sich zusammen mit ihrem Mann dann wieder für einen guten Zweck einsetzen. Bis zum Beginn der Corona- Pandemie führte sie das Projekt auch weiter, wegen der Abstandsregeln  wechselte sie dann die Sportart. 

Bei den Vorbereitungseinheiten von Wir schwimmen, du hülfst, das an den ersten drei Adventsonntagen an der Mur stattfinden, können die Teilnehmer:innen ohne Zwang oder Längenvorgaben so lange schwimmen, wie sie  es im eisigen Wasser aushalten. Die finale Aktion startet dann am Samstag, dem 17. Dezember. Auch die Zuseher:innen können einen freiwilligen Beitrag leisten. Unterstützt wird jedes Jahr eine regionale wohltätige Organisation oder eine Person, die dringend Hilfe braucht. Heuer schwimmen Claudia Müller und die Grazer:innen, um der steirischen Krebshilfe bei ihrem Beratungsprogramm „Mama/ Papa hat Krebs unter die Arme zu greifen. Und um sich auf den großen Tag vorzubereiten, können Interessierte im Vorfeld zu mehreren Terminen zusammen mit Claudia Müller ihr Durchhaltevermögen am Puchsteg testen.

 

Claudia Müller (l.) mit Andrea Knoll- Nechutny (m.) und ihrer Mutter Siegrid Kurej (r.) vor ihrer Spendenbox – Foto: Julia Lettner

Eine treibende Kraft

Es ist kein Wunder, dass sich Claudia Müller an einem Projekt beteiligt, in dem es um Eisschwimmen geht. Als Extremsportlerin gewann sie bereits 5 Goldmedaillen bei der Winter- Schwimmeisterschaft in 2020, viele Bewerbe in dieser Disziplin und hält sogar den österreichischen Rekord. Außerdem kann sie sich als eine von nur 10 Frauen weltweit “Iron Ice Woman” nennen und bewältigte bereits eine Eismeile in Burghausen. Wenn sie nicht gerade durch Eisbäche krault, setzt sich Müller auch mit Natur- und vor allem Gewässerschutz auseinander und arbeitet momentan mit Filmregisseurin Sabine M. Probst an der Dokumentation „determination flows“. Doch ein Gespräch mit Claudia zeigt, wie lange sie sich auch ohne den Wettbewerbsgedanken im Hinterkopf mit der Benefizveranstaltung beschäftigt: „Wenn ich bewusst sage, ich will heute trainieren, schaue ich, dass es im kleinen Kreis passiert. Weil man den Fokus nicht behalten kann und ich ihn nicht verlieren will. Das sehe ich dann als Gewöhnen ans Wasser, nicht als Leistung.”

 

Claudia Müller zeigt einige Aufwärmübungen, um dem kalten Wasser besser Stand zu halten – Foto: Julia Lettner

Gemeinsam sind sie stark

Die Zusammenarbeit und die Freude aller Teilnehmenden ist spürbar, als das Übungsschwimmen an diesem Sonntag startet. Viele haben ihre eigene Ausrüstung mitgebracht, einige borgen sich schnell noch eine Schwimmboje oder erkundigen sich, wie man teilnehmen kann. Alle warten gespannt, bis Claudia Müller den Startschuss gibt. Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto steigen die ersten schon mutig in die kalten Fluten. Andere sind noch unsicher, werden langsam ins Wasser geführt und sind dann ganz stolz, wenn sie die eigenen Grenzen überwinden. Dabei behalten Claudia und Mitorganisatorin Andrea Knoll-Nechutny das Geschehen vom Wasser aus immer im Auge. Sie stellen sicher, dass keiner zurückbleibt oder sich selbst überschätzt. „Du kannst nicht eine Höchstleistung bringen und gleichzeitig schauen, dass es den Leuten gut geht. Spaß an der Sache ist am wichtigsten“, sagt Claudia Müller im Gespräch vor dem allerersten Probeschwimmen.

 

Wer es sich bereits zutraut, verlässt das Ufer und durchquert die Mur – Foto: Julia Lettner

Zusammenhalt zählt

Mit der Zeit hat sich am Rand des Puchstegs eine Menge Schaulustiger angesammelt. Für die Freiwilligen, die frierend, aber mit zufriedenen Mienen aus der Mur steigen, gibt es viel Applaus. Claudia Müller ist zufrieden mit den Leistungen. Einige der Teilnehmer:innen können es noch gar nicht glauben, es einmal quer durch den Fluss geschafft zu haben, andere konzentrieren sich nur auf den heißen Tee, den Claudias Mutter Siegrid Kurej ausschenkt. Die Kälte ist da schnell vergessen. 

 

Trainingsschwimmen
Das letzte Trainingsschwimmen ist am 11. Dezember, dem dritten Adventsonntag . Am Samstag, dem 17. Dezember, findet dann die große Spendenaktion am Puchsteg statt.

 

Titelfoto: Eine letzte motivierende Pose, bevor Claudia Müller und die Teilnehmer:innen ins Wasser springen – Foto: Julia Lettner

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