„Schandflecke“: zum Sehen und Hören

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Michael Merkusch will mit seinem Verein ARTist’s spartenübergreifende Kulturprojekte fördern und den interkulturellen Austausch mit Neu-Grazer:innen pflegen. Derzeit macht er mit der Fotografin Julia Seiler in der  Ausstellung „Audible Visions Of The Unseen“ urbane „Schandflecke“ erlebbar. 

Der abgedunkelte Raum, den die Besucher:innen betreten, wird von leuchtenden Billboards aufgehellt. Allesamt zeigen sie „Schandflecke“. Unter  diesem Titel hat die junge Fotokünstlerin Julia Seiler vermeintlich Unschönes mit ihrer Kamera eingefangen. Zerbrochenes Glas, Plakatreste und Farbflecken auf Wänden – scheinbar chaotische Fundstücke aus dem Stadtraum, denen Seiler durch den Bildausschnitt zu Kontur, Muster und jedenfalls Sichtbarkeit verhilft.  

Das Unsichtbare steht im Mittelpunkt des gesamten Projekts, mit dem der Grazer Musiker Michael Merkusch noch bis Ende des Jahres seinen ARTist´s Kunstraum im Gries bespielt. “Audible Visions Of The Unseen“ heißt das Projekt, das neben der fotografischen eben auch eine interessante akustische Komponente hat. 

ARTIST’S – Die Geschichte

Untergebracht ist das ARTist´s in der Schützgasse in einem Flügel des Volkshauses der KPÖ. Früher war hier das feine Theaterprojekt “dramagraz” des Theatermachers Ernst M. Binder beheimatet, mit dem Merkusch viele Jahre lang zusammengearbeitet hat. Auch dramagraz habe bisweilen eher unbekannten  Autor:innen ein Publikum verschafft. Diese Idee wollte Merkusch weiterführen, als er nach dem Tod Binders 2019 den Verein übernahm und in ARTist’s umbenannte. 

Den Kulturverein zeichnet das breit gefächerte Angebot der Veranstaltungen aus. Es reicht von Theaterstücken, Lesungen und Ausstellungen bis hin zu Konzerten. Genauso vielfältig wie das Veranstaltungsprogramm sei die Kulturszene auch generell, meint Merkusch. „Irgendwann bin ich drauf gekommen, dass fast die Hälfte der Musiker:innen einen Migrationshintergrund haben.” Der Verein versucht, Kunst ab einem gewissen „qualitativen Niveau“ zu fördern. Der wichtigste Partner sei das Theater Kaendace, das in den Räumen fix eingemietet ist. 

Wie Musik und Kunst zueinander fanden

Im aktuellen Projekt geht es Merkusch auch darum, Fotografie und Musik zu verknüpfen. Auf Julia Seiler stieß er durch Illustrationen in einem Kinderbuch, Seiler hat zwar die Meisterklasse für Bildhauerei an der Ortweinschule absolviert, ist aber vorwiegend als Zeichnerin tätig. An ihren Fotografien bewundere er ihr gutes Auge für Motive. 

Michael Merkusch vor „Schandflecken“ – FOTO: Amelie Schenk

Die „Schandflecke“ – Bilder, die das Abgenützte, das Negative einer Stadt zeigen – inspirierten ihn schließlich zu einer Ausstellung. Die 16 ausgewählten Fotos zeigt Seiler  alle unbearbeitet im A0-Format auf Billboards, ein gängiges Werbeformat, das einen Bezug zu all den Ablenkungen und Lichtern herstellt, die in dieser Welt im Überfluss vorkommen und von den „Schandflecken“ ablenken. 

Merkusch hatte schon lange eine Ausstellung im Sinn, bei der Bilder “klingen”. Er beauftragte außerdem zehn Grazer Musiker:innen, sich mit den Bildern und dem Thema „Stadt“ auseinanderzusetzen und zu vertonen. Diese Tonspuren sind im Ausstellungsraum zu den Billboards zu hören, ein Durchlauf dauert um die 45 Minuten, erklärt Merkusch in dem Gespräch. An manchen Tagen sind Musik und Gesang auch live in der Ausstellung zu erleben. Am 16., 17., 22. und 23. Dezember, jeweils ab 19 Uhr spielt zum Beispiel  “irish blues”. 

https://art.ists.at

 

 

Titelbild: Die Ausstellung „Audible Visions of The Unseen“ – Foto: Amelie Schenk

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