Matthias Aberer und Philipp Schaudy laden dieses Wochenende zum “anderswo”-Reisefestival ins Orpheum ein – Fernweh garantiert. Beim Thementag „Trauminseln“ haben wir uns vorab angeschaut, warum Dia-Reisevorträge wieder so beliebt sind.
„Philipp Schaudy hat mich gefragt, ob ich glaube, dass ein Festival mit Reisevorträgen funktionieren würde. Und ich habe gesagt: Ja, versuchen wir das!“ So steigt Matthias Aberer in die Geschichte vom „anderswo“-Reisefestival ein. Von 3. bis 5. Februar erwarten die beiden Organisatoren erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie nun wieder mehrere tausend Besucher:innen im Orpheum. “Wir sind einfach froh, dass wir unser Festival wieder machen können.”
Fernweh im Blut
Der Erfolg ihres Festivals kommt aber nicht von ungefähr. Die Reise- und Abenteuerlust ist bei den beiden Organisatoren ganz tief verwurzelt.
Schaudy ist auch dann unternehmungslustig, wenn er nicht gerade Festivals organisiert: 80 Länder hat er schon bereist und über 120.000 Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt. Die Reisen mit seiner Frau Valeska und ihren Töchtern genießt er nicht nur, er hält sie auch fotografisch fest und erzählt davon in Multimedia-Vorträgen im deutschsprachigen Raum. Unter anderem berichtet er von seinen Radexpeditionen, die ihn um die ganze Welt führten – zum Beispiel vom Nordkap nach Südafrika.
Und Matthias Aberer, der selbstgelernte Kameramann, war schon immer am liebsten in den Bergen unterwegs. Es gefalle ihm überall, wo die Luft dünn wird, sagt er im Gespräch ein paar Tage vor dem Festivalstart. Dabei verschlug es ihn zum Beispiel schon in den Oman oder nach Pakistan. Jahrelang gestaltete Matthias auch das erfolgreiche Mountainfilm Festival in Graz mit. Hauptsächlich ist er nun als Kameramann, Drohnenpilot und Tonmann tätig und an Fernsehproduktionen wie „Universum” beteiligt.
Vor diesem Hintergrund wird besser verständlich, dass das Reisefestival, mit dem die beiden Abenteurer im Februar 2019 zum ersten Mal starteten, ein Erfolg wurde. Schon in der ersten Ausgabe freute sich das Festival über 4.300 Zuschauer:innen. Nach dem erfolgreichen Auftakt sei schnell klar gewesen, dass es weitergehen müsse, erzählt Matthias. 2020, gerade noch vor Beginn des ersten Corona-Lockdowns, fand dann das zweite Festival statt – abermals mit über 4.000 Leuten im Publikum.
Reisefestivals: Alter Hut, neuer Glanz
Reisereportagen: Ok, hat man schon gehört. Aber Diavorträge klingen nach einem verstaubten Konzept. Matthias erklärt: „In den 70er Jahren war ein riesiger finanzieller Aufschwung da. Da hat die Mobilität der Menschen erstmals zugenommen.“ So habe sich das Genre des Reisevortrags entwickelt, aber die Vorträge seien oft sehr amateurhaft gewesen.
Großartige Geschichten und starke Bilder – das mache das “anderswo”-Format aus. „Diese Leute machen das nicht zum ersten Mal, die haben mit ihren Vorträgen Erfolg und ziehen von Stadt zu Stadt“, sagt Matthias. Das Erlebte stehe bei den Reportagen im Vordergrund, die Bilder würden nur als Untermalung des Erzählten dienen. Den Live-Aspekt findet Matthias besonders wichtig. Der Abend lebt von seiner Vergänglichkeit
Beim Thementag “Trauminseln” geht es einen ganzen Nachmittag um die Inseln Sri Lanka, Sizilien und Kuba. Nachmittage wie diese haben Schaudy und Aberer zur Einstimmung auf das eigentliche Festival ins Programm genommen, das dieses Wochenende stattfindet.
Zurücklehnen und genießen
Den neuen Glanz des Formats erlebt das Publikum beim Thementag “Trauminseln”. Die erste Präsentation des Abends startet: Ein Mädchen lacht dem Publikum von der Leinwand im großen Saal des Orpheums entgegen. Es liegt auf dem Rücken eines Elefanten in einem Tümpel – eines von dutzenden Bildern in dieser Präsentation. Vor der Leinwand steht Barbara Vetter und erzählt: “Diese Elefantendame ist bekannt als eine der freundlichsten auf Sri Lanka.” Ihre Töchter haben mit dem zahmen Tier sehr viel Freude gehabt, erzählt sie und zeigt noch ein paar weitere Schnappschüsse mit dem Elefanten, der eine Touristenattraktion ist.
Den zweiten Vortrag des Abends hält Martin Engelmann, der seine Eindrücke von Aufenthalten auf Sizilien teilt. „Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren alle Probleme gehabt, uns frei zu bewegen. Und mit diesem Zwei-Stunden-Vortrag kommt die Leichtigkeit vielleicht ein bisschen zurück.“ Das ist seine Motivation für die Präsentation beim „anderswo“-Reisefestival
Unter dem Motto „Rhythmus, Rum und Revolution“, einer Reisereportage aus Kuba, schließt Pascal Violo den Abend ab. Er reiste rund um die Insel und hielt unzählige Momente und außergewöhnliche Charaktere auf seinen Bildern fest. Das bringt auch etwas Wärme in den Saal im Orpheum.
Kalte Zeiten, warme Bilder
In den 20-minütigen Pausen zwischen den Vorträgen füllt sich das Foyer des Orpheum. Dicht gedrängt stehen die Leute in kleinen Grüppchen beisammen und unterhalten sich. Was sie hierher zum Reisefestival bringt? „Sommerliche Bilder sind schön, wenn es kalt ist“, lacht ein Paar aus Andritz. „Es zieht mich zurzeit schon sehr ins Warme, da ist Kuba interessant“, sagt Tanja, die generell reisebegeistert ist. Eine Leidenschaft, die an diesem Abend viele teilen. Veronika und Markus wollen ihren Horizont erweitern: „Mit dem Geld ist es grade ein bisschen knapp, Reisen geht also nicht so gut.“ Hier könne man sich Inspiration für neue Reiseziele holen.
Einer, der das „anderswo“-Format schon gut kennt, ist Oliver: „Ich bin nicht zum ersten Mal hier, letztens habe ich mir Island angeschaut und heute Kuba.“ Der Weizer hat beim Vortrag über Island ein Ticket für die Sizilien-Reportage gewonnen und gleich ein Tagesticket für die „Trauminseln“ draufgebucht. Er sieht sich die Vorträge gerne an.
Der Auftakt zum Festival ist gut verlaufen und die letzten Gäste verlassen das Foyer des Orpheum. Hunderte Besucher:innen ließen sich von den Trauminseln begeistern und einige davon wollen zum Festival wiederkommen.
Titelbild: Barbara Vetter hält ihren Sri Lanka Vortrag – Foto: Jakob Grill