Alle lieben Falke Garbus-Strauß und seinen Häkelbären Albert. Als “Herr Wolle” begeistert der Annenviertler tausende Fans auf Instagram. Auch seine Kameraden beim Bundesheer haben sein nicht “typisch männliches” Hobby ins Herz geschlossen.
Vom Motorradfreak, Sportliebhaber und Berufssoldat zu einer Berühmtheit in der Häkel-Szene? Klingt im ersten Moment nach einem etwas ungewöhnlichen Karriereweg. Doch nach einer Sportverletzung ersetzte der Annenviertler Falke Garbus-Strauß Fußbälle und Footbälle durch Häkelnadel und Wolle. Den Grundstein für „Herr Wolle“, wie sich Falke auf seinem Instagram Profil nennt, hat er allerdings nicht allein gelegt. Vielmehr war es der Wunsch seiner Tochter, ihr ein Herz zu basteln. Die Zeit dafür fand er, als er nach einer Verletzung acht Wochen lang auf Sport verzichten musste. „Ich habe schnell gemerkt, dass mich das total entspannt. Ich habe begonnen, etwas Neues zu lernen, das mir Spaß macht und das meinen Ehrgeiz weckt“, sagt Falke im Gespräch.
Vom Wollknäuel zum Internet-Star
Anfangs war es nicht der Plan, dass sich aus einem gebastelten Herz und Teddybären für seine Kinder eine beeindruckende Reichweite auf Instagram oder gar ein Onlineshop mit Merchandise-Artikeln entwickelt.
Auf den Erfolg, der nach den ersten Fotos seiner Häkeltiere auf Instagram zu wachsen begann, war Falke nicht vorbereitet. Die Häkelfans mussten vor zwei Jahren allerdings noch vertröstet werden: Seine selbstgehäkelten Bären durfte der Berufssoldat nicht verkaufen, weil ihm ein Prüfsiegel für Spielzeug fehlte. Auch eine zu lange Produktionszeit verhinderte den Verkauf der Häkeltiere.
Durch das rasche Anwachsen der Community auf Instagram sei der Ruf nach den selbst kreierten Stofftieren noch einmal lauter geworden. In weiterer Folge habe Herr Wolle die Möglichkeit bekommen, an einem Kurs für Spielzeugsicherheit teilzunehmen, der den Verkauf der Bären erst möglich gemacht hat. Auch seine Häkelanleitungen sind heutzutage sehr gefragt.
Vor allem der Teddybär „Albert“ hat es Falkes Fans angetan. Die Bilder des selbst entworfenen Bären erreichen fast 3000 Likes auf Instagram. Falke hat inzwischen neben verschiedenen Variationen des Kuscheltiers, auch noch Tassen und andere Merchandise-Produkte rund um den Bären „Albert“.
Wenn zwei Welten miteinander kollidieren
Dass das Bundesheer in Österreich ein von Männern dominierter Beruf ist, steht nicht zur Debatte. Hobbies wie Motorradfahren und Sport sind in den Kasernen Österreichs daher wohl nicht gerade ungewöhnlich. Doch hitzige Diskussionen über die Wahl des richtigen Garns sind auf den Kasernenhöfen mit Sicherheit eine Seltenheit. Als aus dem Unteroffizier „Herr Wolle“ wurde, sei dies ausschließlich positiv aufgenommen worden. „Viel mehr noch sind meine Kameraden meine besten Kunden“, erzählt der Soldat aus der ABC-Abwehrkompanie. Für ihn sei es im Alltag der perfekte Ausgleich. So genieße er es sehr, abends ein Hörbuch zu hören und nebenbei zu häkeln.
Aufbau einer Community
Mit Memes rund ums Thema Häkeln, Bildern aus dem Häkel-Alltag und natürlich mit Beiträgen zu fertigen Werken beglückt Herr Wolle mittlerweile eine große Community auf Instagram. Bereits 29.500 Follower hat der „Professional Soldier with wool addiction“, wie er sich selbst in seiner Instagram-Biografie beschreibt, in den Häkel-Bann gezogen. Ob Häkeln ein gewisses „Lifestyle-Potential“ birgt?Da ist sich Falke nicht sicher: „Ich denke, es ist immer das Gesamtpaket. Ein selbstgestrickter Schal wird immer cool aussehen. Man darf es halt nicht übertreiben. Und wie bei allen anderen Kleidungsstücken steht es dem Einen besser als dem Anderen.“
Auch in der Öffentlichkeit sei er mittlerweile schon öfters erkannt worden. Um seine Community auch im realen Leben zu stärken, veranstaltete Falke auch schon einen Häkelkurs.
Auf die Frage, ob in Zukunft noch weitere Projekte kommen werden, hat Herr Wolle eine klare Antwort parat: „Definitiv. Momentan arbeite ich an einer Kooperation bezüglich Häkelnadeln. Geplant sind einzeln angefertigte Unikate, die wie Zauberstäbe aussehen.“ Ein eigenes Buch sei sehr interessant, doch durch seine Vollzeitbeschäftigung beim Bundesheer und sein Familienleben komme er nur sehr langsam voran.
„Macht es einfach!“
Nicht jeder hat den Mut seiner Leidenschaft nachzugehen, weil diese eventuell nicht als „die Norm“ gesehen wird. Männern, die sich wegen möglichen gesellschaftlichen Drucks nicht trauen ihren Hobbys – wie dem Häkeln – nachzugehen, gibt Falke eine Botschaft mit auf den Weg: „Macht es einfach! Ich habe keine einzige negative Erfahrung gemacht. Vielmehr erhalte ich permanent positiven Zuspruch.“
Titelbild: Der Teddybär vom „Professional Soldier with wool addiction“ – Foto: Herr Wolle