Dieses Wochenende feiert die Postgarage ihr 20-jähriges Jubiläum. Was ist ihr Erfolgsrezept? Mitgründer Guido Granitz blickt auf den Werdegang des (Kult-)Clubs zurück.
Vor dem unscheinbaren Eingang, der um die Ecke des industriell wirkenden Garagengebäudes liegt, wartet Guido Granitz auf uns. Er führt uns in einen großen Saal – den Mainfloor – mit Lichttechnik behangen, überfüllt mit Getränkekisten. Ein Ort, der Zeuge von unzähligen, lange zurückliegenden Partynächten ist. Die Vorbereitungen für die nächste bedeutsame Party in der Clubgeschichte der Postgarage laufen auf Hochtouren.
Die PoGa gehört zu den ältesten und beliebtesten Clubs in Graz. Ihren Anfang nahm sie im Kulturhauptstadtjahr 2003. Damals entschlossen sich Guido Granitz und Günter Brodtrager dazu, die alte Garage, Lagerstätte und Werkstatt der Grazer Postbusse zur Partylocation umzubauen. In den letzten 20 Jahren hat sich der Club als ein wichtiges Zentrum der elektronischen Musikszene etabliert und ist stets gut besucht. Gemeinsam mit dem ehemaligen Techno-DJ und Mitbegründer Guido Granitz blicken wir auf die Geschichte der Postgarage zurück und gehen ihrem Erfolgsrezept auf den Grund.
Ein Gegenspiel von Konstanz und Anpassungsfähigkeit
Seit der ersten Party am 21. März 2003 hat sich in der Postgarage nicht viel verändert. „Wir haben von vornherein eine klare Linie gehabt – dass wir elektronische Musik machen”, betont Granitz. Im Grunde sieht sowohl der Mainfloor als auch der Second Floor noch immer so aus wie bei der Eröffnung vor 20 Jahren. Einige Veranstaltungsformate kamen neu hinzu, wie beispielsweise „Worst of 90s” oder „Best of 80s”. 2012 kamen zudem eine dritte, kleinere Stage und ein Café neu dazu, wo experimentelle Veranstaltungen stattfinden. Das Grundkonzept ist immer dasselbe, weil es auch nach wie vor erfolgreich sei: „So wie die Dinge sind, funktionieren sie”, sagt Granitz.
Hier spielt die Musik
Guido Granitz veranstaltete schon in den 90ern Techno-Parties und kennt die elektronische Musikszene in Graz. Wer ein Event veranstalten will, wird von Guido unter die Lupe genommen. Wichtig dabei sind die Referenzen, die der Veranstalter vorweisen kann, und vor allem das Niveau der Musik. Die Postgarage sei kein kommerzieller Veranstaltungsort und setze somit auf qualitativ hochwertige Sounds. Das Programm ist breit aufgestellt und reicht von Techno, House und Drum’n’Bass bis hin zu Pop. Zu den Klassikern unter den Veranstaltungen gehören zum Beispiel „The FAGtory Club” und „Best of 80’s” – aber auch Konzerte und Rave Partys finden sich im Repertoire.
Qualität statt Profit
Neben der Musik spielt auch in anderen Bereichen die Qualität eine wichtige Rolle. Beispielsweise beim Getränkeangebot. Seit jeher bietet die Postgarage hochwertigen Alkohol an. Dieser ist zwar im Einkauf teurer, wirkt sich im Großen und Ganzen aber positiver auf das Publikum und die Atmosphäre aus. Gäste bringen tendenziell weniger selbst gekaufte Getränke mit und der Konsum ist nicht exzessiv. Billigere Getränke wären zwar profitabler, doch das entspräche nicht dem Konzept der Postgarage, meint Guido: „Das ist eine Frage der Philosophie.”
Come as you are
Das Zusammenspiel von Qualität im Angebot und Individualität der Sounds sorgt für das entsprechende Publikum. Die Postgarage hat keine „harte Tür”, Leute müssen nicht „aussortiert” werden. „Die Leute, die zu uns kommen, haben im Gegensatz zu anderen Klubs schon von vornherein einen anderen Bezug zu Alkohol. Sie kommen wegen der Musik”, sagt Granitz. Doch die Regeln, die man an der Eingangstür demonstrativ plakatiert sieht, sind in ihrer Aussage klar: Sexismus, Rassismus, Homophobie und Gewalt finden in der PoGa keinen Platz.
Nur unter 18-Jährige müssen draußen bleiben. Das begründet sich vor allem durch den Jugendschutz, denn als Betreiber sei man für minderjährige Club-Gäste verantwortlich. “Ich habe nichts gegen die Kids, es ist einfach pragmatisch schwer zu lösen, vor allem, wenn sie betrunken herumliegen”, meint Granitz.
Jubiläumswochenende
Um die 20-jährigen Bestandszeit gebührend zu feiern, lädt die PoGa in der Dreihackengasse 42 zum Jubiläumswochenende am 24. und 25. März ein. Mit heimischen DJ-Kollektiven sowie internationalen Stars der elektronischen Musikszene will man die Vielfalt und Geschichte des Klubs hochleben lassen. Der Freitag steht in der Tradition des früheren Veranstaltungsformats „m3 – mädchen machen musik”, in dem ausschließlich Frauen veranstalten. Samstags ist neben dem umfangreichen Line Up auch Elektro-Urgestein Roman Flügel anzutreffen. Zudem wird im Postgarage-Café ein poetischer Auftakt mit dem Künstlerkollektiv VOLT der 1sten Grazer Lesebühne stattfinden.
Titelbild: Guido Granitz vor den Regeln der PoGa – Foto: Till Alexander Vedder