Volkmar Schöberl-Mohr (Leiter Moja) und Marlene Haas (Stellvertretende Leiterin) Foto: Jonathan Kaspar

Moja: Immer auf Achse für die Jugendlichen

Lesezeit: 3 Minuten

Seit Anfang des Jahres gibt es im Lend das Projekt Mobile Jugendarbeit (MOJA) des Vereins LOGO. Dieser versteht sich als Schnittstelle für junge Menschen und möchte unmittelbar und niederschwellig helfen. Die Annenpost war vor Ort und hat sich ein Bild von der Arbeit der MOJA gemacht.

Der Bahnhofgürtel 55a ist ein Treffpunkt für Musikbegeisterte im Viertel. Dem großen Haus, auf dessen Fassade sich Graffitikünstler:innen wild ausgetobt haben, sieht man das auch sofort an. In den Räumlichkeiten des „Jugend und Kulturzentrums Explosiv“, findet man seit Anfang des Jahres auch das Hauptquartier der Mobilen Jugendarbeit, einem Projekt des Vereins LOGO, die sich dort eingemietet haben. Dreimal in der Woche ist diese für Jugendliche geöffnet und bietet neben Aufenthaltsräumen auch eine Ausstattung zur Grundversorgung, die aus Lebensmitteln und Hygieneartikeln besteht. Die Möglichkeit zu kochen und zu duschen ist ebenfalls vorhanden. „Wenn jemand zu uns kommt und Grundversorgung braucht, dann helfen wir natürlich sofort weiter. Denn jemand, der kein Dach über dem Kopf hat, braucht sofort Hilfe“, sagt Marlene Haas, die stellvertretende Leiterin des Projekts.

Jugendliche in ihren Lebensbereichen abholen

Eine der Kernkompetenzen der Mobilen Jugendarbeit ist es, Jugendliche zu informieren und sich mit ihnen über ihre Sorgen und Wünsche auszutauschen. Dieser Austausch geschieht auch im virtuellen Raum. Der Leiter der MOJA, Volkmar Schöberl-Mohr, erklärt warum: „In unserer Arbeit versuchen wir, junge Menschen so niederschwellig wie möglich zu erreichen. Social Media ist ein sehr nützliches Instrument, um Jugendliche über Angebote in ihrer Umgebung zu informieren.“  

Der verstärkte Onlineauftritt dient als Ergänzung zu den regelmäßig stattfindenden Sozialraumbegehungen, die für jedes Anliegen offen sind. Die Stadt Graz ist in vier Sozialräume unterteilt. Diese teilen sich ungefähr entlang der Mur und entlang einer verlängerten Linie der Annenstraße auf. Die Aufteilung in vier unterschiedliche Bereiche hilft dabei, Jugendliche in ihrem gewohnten Umfeld noch flexibler zu unterstützen. Jeder der vier Sozialräume hat eine eigene Charakteristik, wie die Verantwortlichen der MOJA erklären. Diese versucht das Team immer besser kennenzulernen.

Darstellung der Sozialräume in Graz von: Institut für Kind, Jugend und Familie http://www.ikjf.at/

Die Begehungen in den verschiedenen Sozialräumen sind sehr individuell gestaltet. Ziel ist es, mit Jugendlichen in Kontakt zu treten. Je nach Wetter und Uhrzeit verändern sich die Routen. Auch die Gesprächsbereitschaft der Jugendlichen verändert sich nach diesen Kriterien, genauso wie die Probleme, mit denen man konfrontiert wird. Während vormittags häufig schulische Probleme genannt werden, herrschen nachmittags familiäre vor. 

Jeder Sozialraum hat  stark frequentierte Orte, aber das Team versuche trotzdem, das gesamte Gebiet abzudecken, wie Marlene Haas erklärt. Unterwegs sind die Sozialarbeiter:innen immer zu zweit und für die Jugendlichen immer leicht zu erkennen. Für das Team ist es wichtig, für alle ein offenes Ohr zu haben. Marlene Haas erzählt, dass bei LOGO und in der Mobilen Jugendarbeit stark auf Transparenz und Offenheit im Team gesetzt wird, um mit den teilweise harten Schicksalen umzugehen, die man zu hören bekommt. Jugendliche sind eine sehr heterogene gesellschaftliche Gruppe und die Probleme, mit denen MOJA konfrontiert wird, reichen von Familienstreit über Drogensucht bis hin zu Obdachlosigkeit. Regelmäßig finden Treffen zur Supervision statt, in denen die Arbeit in den Sozialräumen nachbesprochen wird.

Unterwegs im Volkgarten, immer mit einem offenen Ohr für die Anliegen der Jugendlichen
Foto: Jonathan Kaspar

Jugendliche als Störfaktor

Auch mit dem Image von Jugendlichen im öffentlichen Raum beschäftigt sich die Mobile Jugendarbeit von LOGO. In der Öffentlichkeit werden Gruppen von Jugendlichen oft als störend betrachtet. Das liegt daran, dass häufig in der Öffentlichkeit propagiert wird, wie gefährlich Jugendliche sind. Und das schaffe Angst, so Haas. Das Ziel der Mobilen Jugendarbeit ist es, dass die Bevölkerung diese Angst gegenüber Jugendgruppen, die sich in Parks aufhalten, ablegt und stattdessen mit Jugendlichen in den Dialog geht.  

„Es ist doch völlig logisch, dass sich Jugendliche im öffentlichen Raum treffen. Junge Menschen haben im Gegensatz zu Erwachsenen weniger finanzielle Möglichkeiten, um essen zu gehen“, so Haas. Die Mobile Jugendarbeit nutzt auch hier ihr politisches Mandat und versucht, zwischen den beiden Gruppen Brücken zu schlagen. 

 

Zusammenarbeit groß geschrieben

Das Vermitteln zu anderen Organisationen spielt eine große Rolle für den Ansatz von LOGO. Es gibt beispielsweise Zusammenarbeit mit dem Schlupfhaus der Caritas, das Jugendlichen, die obdachlos sind, ein Dach über dem Kopf bietet. Man kann kein neues Schlupfhaus aufbauen, kann aber obdachlose junge Menschen in Kontakt mit Einrichtungen wie dem Schlupfhaus bringen. Man greift auf vorhandene Ressourcen zurück und möchte keine Parallelstrukturen aufbauen. Die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ist auch der Grund, warum die MOJA sich bewusst entschlossen hat, die Anflaufstelle am Montag zu öffnen, da die meisten Jugendzentren an diesem Tag geschlossen haben. So gibt es keine Lücke und es sind jederzeit Ansprechpartner:innen für die Jugendlichen erreichbar.  Ein wesentlicher Punkt der Arbeit ist es, Informationen unter die Leute zu bringen. Man sieht sich als Vertretung der Anliegen der Jugendlichen gegenüber der Stadt. Wenn zum Beispiel die Möglichkeit ein bestimmtes Hobby auszuüben nicht gegeben ist, setzt man sich dafür ein, dass Jugendliche Zugang zu einem breiten Freizeitangebot haben. Die Zusammenarbeit mit der Stadt funktioniert dabei bisher gut. Der Verein wurde im Jänner gegründet und man hat gleich einen Kooperationsvertrag mit der Stadt Graz über ein Jahr bekommen.

Das Explosiv: Früher vor allem für Konzerte bekannt, heute Zentrale der mobilen Jugendarbeit Foto: Jonathan Kaspar

 

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