Die Musikerin Resi Reiner kommt am 11. November zum Tourabschluss in ihre Heimatstadt Graz zurück. Wie sie zum Schlager gefunden hat und welche Musik sie mit dem Annenviertel verbindet.
„Früher hab ich mir als 18-Jährige vor dem ppc wegen irgendeinem Typen die Augen ausgeheult”, erzählt Resi Reiner. “Und heute spiele ich einfach selber dort auf der Bühne.“ Die Zeiten ändern sich eben. Seither hat die Sängerin gelernt, die Traurigkeit, aber auch die Unbeschwertheit von damals in luftig-schwebende Songs zu verpacken. Seit Ende August gibt es auch ein erstes Album. Die Tour dazu schließt die gebürtige Grazerin am 11. November mit einem Konzert im ppc ab.
Ein bisschen Glück
Zur Musik hat es Resi Reiner zufällig verschlagen, wie sie im Interview verriet. „Denn“, so Reiner, „ in der Musikbranche kannst du so gut sein, wie du möchtest, du brauchst immer ein bisschen Glück und musst zum richtigen Moment am richtigen Ort sein.“ Das gerade sei das Aufregende, gleichzeitig aber auch Ungerechte an der Branche. Die notwendigen Connections in die kreative Szene hat Reiner als Schauspielerin bereits seit Kindertagen kennengelernt. Zuletzt war sie in einer kleinen Rolle in Marie Kreutzers “Corsage” zu sehen. Dazwischen fand sie Zeit für ein Politikwissenschaftsstudium in Wien, bevor sie im Redaktionsmanagement und in der Werbung tätig war. Langfristig war ihr die Werbebranche aber zu leistungsorientiert und „egogetrieben“, wie sie sagt.
Ihre Musik charakterisiert Reiner selbst als “Indieschlager”. Das Genre zeichnet sich durch seine Leichtigkeit und verspielte Klänge aus. Dabei schürfen einige der Texte durchaus tiefer. Mit ihren Songs schafft Resi es, melancholische, dunkle Gefühle mit Leichtigkeit ans Publikum zu bringen, ohne dabei genau vorzuschreiben, wie es sich beim Hören anfühlen muss. Im Song “Trittico” beispielsweise singt sie von ihrer Sehnsucht nach dem Antidepressivum, das die Stimmung aufhellt und den Schlaf leichter macht: “Trittico, Trittico… ich brauch dich so lang, bis ich ohne dich kann.” Und ein wenig wie ein Stimmungsaufheller funktioniert auch das restliche Album. Auch die Songs auf ihrer 2022 erschienenen EP “echsestieren” sind wie ein frühsommerlicher Spaziergang am schmalen Grat zwischen Leichtigkeit des Seins und Melancholie des Alltags.
Gute Freunde
Auf FM4 haben diese Songs sehr gute Resonanz gefunden. Privat hört sich die 27-Jährige quer durch die Musikgeschichte, von One Direction bis Robbie Williams. Ende August erschien nun Resis Debütalbum „Weißt du was ich mein?“ auf dem Hamburger Krokant-Label. Zurzeit tourt sie damit durch Deutschland und Österreich und wird dabei unter anderem von der Band Kobrakasino unterstützt. Die Grazer Band war Ende Oktober selbst für ein Heimspiel im Orpheum zu Gast. Aus dieser Freundschaft seit Kindertagen entstanden bereits einige Kollaborationen. Auch ihre Singles “Volare” (mit Rahel), “Angst vor der Stille” (Herr D.K.) oder “Du liegst falsch” (Picobello) haben sich aus Kooperationen entwickelt.
Die Tour sei rückblickend ein schönes Erlebnis gewesen – unvorhergesehene Momente wie ein kaputtes Auto inkludiert, so Resi. Ihr sei in dieser Zeit auch bewusst geworden, dass ihre Musik mittlerweile eine große Reichweite hat und ihre Shows ein breites Publikum begeistern. Vor dem krönenden Abschluss der Tour im ppc hat Reiner nun durchaus Respekt. Mittlerweile steht sie eben nicht mehr im Publikum wie mit 18, sondern als Künstlerin auf der Bühne. „Ich will, dass die Leute ein schönes Erlebnis haben, wenn sie ein Konzert von mir besuchen. Das bedeutet auch, dass ich vor einem Konzert nicht die ganze Nacht feiern gehe, sondern fit bin. Also bin ich quasi ein Anti-Rockstar“, scherzt Reiner.
Im Großen und Ganzen haben die letzten Jahre in der Musik so auch ein bisschen mehr Struktur und Eigenverantwortung in ihr Leben gebracht, meint Reiner. Sie fühle sich in ihrem Tun sicherer, gehe regelmäßig aus ihrer Komfortzone heraus. Ihre Musik habe sich in dieser Zeit ebenfalls verändert. Die aktuellen Lieder spiegeln mehr Ernsthaftigkeit wider und seien noch persönlicher und ehrlicher. Ihr Album erzähle mehr von ihr selbst. Und die Musik habe einfach eine höhere Priorität.
Auf die Frage, wo sie sich in fünf Jahren sehe, antwortete Resi mit einer Schlichtheit, die sich auch in ihren Songs wiedererkennen lässt: “Hoffentlich bin ich dann noch in der Musik, aber auf jeden Fall werde ich viel Neues ausprobiert haben.“
Im Vierteltakt
Im Lend groß geworden, verbindet sie natürlich auch einige musikalische Stücke mit dem Viertel. Wie klingt für Resi Reiner das Annenviertel?
The Angelcy – Giant Heart
Die aus Tel Aviv stammende Band war vor einigen Jahren im Volksgarten zu Gast. Das Freiluftkonzert hat Resis Mutter und Motorin des Annenviertels, Maria Reiner, organisiert. Beim Song „Giant Heart“ erinnert sich Resi gern an dieses Konzert und die Stimmung damals zurück.
Rahel – Schaffner
Bei der Zugfahrt von Wien, ihrem jetzigen Wohnsitz, nach Graz darf dieser Song der Wiener Sängerin, mit der Resi Reiner den gemeinsamen Song “Volare” aufgenommen hat, auf keinen Fall fehlen, denn er gibt ihr ein Gefühl von Ankommen.
Ronja – Sailing
Dieser Titel löst bei ihr ein Gefühl von Zuhause und Heimat aus, gleich wie Graz und das Annenviertel.
Kobrakasino – Melanie Mezzania
Ein Song von Kobrakasino ist für Reiner natürlich ein Muss in unserer Annenviertel-Playlist. „Melanie Mezzanin“ ist ihr Lieblingslied und garantiert einen Ohrwurm.
Resi Reiner – Tischtennis
Bei der Frage, welches ihrer eigenen Lieder sie in der Playlist sehen würde, kam ganz klar „Tischtennis“ als Antwort. Ihre Mutter Maria Reiner hat früher gerne in großen und kleineren Runden Tischtennis im Volksgarten gespielt.
Titelbild: Resi Reiner: Zwischen Endzeitstimmung und Sommergefühlen – Foto: Lisa Edi