Die Kooperationspartner von "housing first österreich" bei der Pressekonferenz am 5. Dezember im Grand Café Kaiserfeld

Pressekonferenz zu "housing first österreich" - Foto: Stephanie Urbitsch

Der Kampf gegen die Wohnungsnot in der Steiermark

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Lesezeit: 2 Minuten

Ab sofort ziehen die wichtigsten Sozialeinrichtungen des Landes im Rahmen der Kampagne “housing first österreich” an einem Strang, um der Verwirklichung eines Menschenrechts auf Wohnen einen entscheidenden Schritt näherzukommen.

Von Larissa Zitz und Stephanie Urbitsch

Die Inflation und hohe Preise fürs Wohnen, für Lebensmittel, Strom und Gas haben das Budget vieler Familien im Würgegriff. “In den letzten Jahren wird es immer mehr, es brennt immer mehr”, sagte dazu Martin Urban von der Wohnplattform Steiermark anlässlich einer Pressekonferenz zur bundesweiten Kampagne “housing first österreich” am 5. Dezember.

Die neue Kampagne der österreichischen Wohnungslosenhilfe (BAWO) wird in der Steiermark außer der Wohnplattform auch von Jugend am Werk, der Caritas, der Wohnbaugruppe sowie den VinziWerken getragen. Sie hat das Ziel, bis September 2024 österreichweit bis zu 1.000 wohnungslose Menschen in eigenen Wohnungen unterzubringen. Notunterkünfte wie die der VinziWerke oder die Arche der Caritas sollen nur als kurzfristige Lösung fungieren. Ziel ist es, langfristig Wohnraum für die offiziell 1.851 steirischen Wohnungslosen (Stand 2021) zu schaffen. Vermutungen zufolge ist die Dunkelziffer noch einmal doppelt so hoch. Außerdem soll mit der Kampagne die Ratifizierung der europäischen Sozialcharta vorangetrieben werden, in der Wohnen als Menschenrecht verankert ist. Deren Revision hat Österreich bei der Anpassung zwar unterzeichnet, allerdings nicht wieder ratifiziert.

Kampagne, und jetzt?

In der Steiermark sollen 100 Wohnungen für ungefähr 200 Personen mit unbefristetem Mietvertrag von den Kooperationspartnern zur Verfügung gestellt werden. Das Budget dafür beträgt rund eine Million Euro.

Die Kooperationspartner von "housing first österreich" werden bei der Pressekonferenz am 5. Dezember vorgestellt
Von Links: Svjetlana Wisiak, Martin Urban (Wohnplattform), Amrita Böker (VinziWerke), Sandra Schimmler (Jugend am Werk), Michael Lintner (Caritas), Christoph Kalsberger (Wohnbaugruppe) – Foto: Stephanie Urbitsch

Martin Urban von der Wohnplattform betonte, dass es wichtig sein werde, das  Projekt zu den Menschen zu bringen. „Wir müssen ja die Menschen erreichen und die Menschen müssen das Projekt erreichen können. Deshalb arbeiten wir mit VinziWerken, Caritas und Jugend am Werk zusammen.” Die Wohnplattform und die Wohnbaugruppe übernehmen im Rahmen der Kampagne hauptsächlich die Wohnungsbeschaffung, die VinziWerke, Caritas und Jugend am Werk vermitteln die Wohnungen dann und stellen Sozialarbeiter:innen zur Seite.

Amrita Böker von VinziWerke Österreich im Interview bei der Pressekonferenz am 5. Dezember zu "housing first österreich"
Amrita Böker (VinziWerke) im Interview – Foto: Larissa Zitz

Die VinziWerke beispielsweise können schon auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken. Bereits 2017 haben die VinziWerke Eggenberg mehr als 60 Menschen – im Zuge des Projekts “Solido” – in Wohnungen begleitet. Durch das Erstellen von Haushaltsplänen und gemeinsamer Planung soll es den Betroffenen möglich werden, selbstständig ihre Wohnungssituation zu meistern. Bezahlt werden die Wohnungen auch künftig von den betroffenen Personen selbst. “Das Ziel unserer Sozialarbeiter:innen ist es, langfristige Lösungen zu bieten und zu unterstützen“, sagt Amrita Böker, Koordinatorin der VinziWerke Österreich. Als Beispiel führt sie einen jungen Mann an, der aus einem gewalttätigen Familienumfeld kam. Ihn habe man bei jedem kleinen Schritt in die Selbstständigkeit begleitet, heute stehe er vor seiner Lehrabschlussprüfung.

Das urbane Problem der Wohnungsnot

“Wohnungslosigkeit ist ein Problem der Ballungszentren, weil die Menschen vom Land in die Stadt ziehen, um anonym bleiben zu können“, beschreibt Amrita Böker im Gespräch die Situation. Hierbei spielt Scham die größte Rolle. Abhängigkeit und Gewalt führen bei Frauen häufiger zu Wohnungslosigkeit, weil der Schritt zu gehen gleichzeitig zu einer schwierigen finanziellen Situation führt. Martin Urban ist es besonders wichtig zu betonen, dass keine Viertel für wohnungslose Menschen entstehen sollen, „es soll keine abgeschlossenen Bereiche geben, sondern vielmehr möglichst aufgeteilt. Es geht um ein bewusstes Verteilen und bewusstes Integrieren.” Die ersten Wohnungen sollen demnächst übergeben werden, “Wir haben das Projekt bis September 2024 genehmigt bekommen”, sagt Urban abschließend. “Da die Betreuung aber weit mehr Zeit in Anspruch nimmt und wir mehr Betroffenen helfen möchten, versuchen wir eine Erweiterung des Projekts zu erwirken.”

 

Titelbild: Die Kooperationspartner der Steiermark von „housing first österreich“ bei der Pressekonferenz am 5. Dezember – Foto: Stephanie Urbitsch

 

Zusatzinformationen

BAWO steht für Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe

Europäische Sozialcharta

    • Basiert auf den UN-Menschenrechtskonventionen
    • Artikel 31 beschreibt das Recht auf Wohnung

 

1996 in Wien geboren, bin ich im Herbst 2017 nach einem Jahr in Kufstein (Tirol) nach Graz gezogen. Kurz darauf habe ich mit Tiersitting bei der Agentur Pfotenprinz begonnen und so neben einem begonnenen Geschichtestudium einige Kontakte in Graz geknüpft. Von Oktober 2019 bis März 2023 habe ich bei der Schlossbergrutsche Graz direkt unterm Uhrturm gearbeitet. Nachdem ich aus gesundheitlichen Gründen diese Arbeit aufgeben musste habe ich mich zum Studium an der FH beworben weil mich der Bereich Journalismus seit Jahren interessiert. Meine Interessen sind breit gefächert, wie zum Beispiel Lesen, Reisen, Geschichte, Politik, Sport etc.

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