Schloss Eggenberg - Foto: Clara Stubenrauch

Bedrohte Fledermäuse vs. Unesco Weltkulturerbe: Schloss Eggenberg in der Zwickmühle

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Österreichs letzte Große Hufeisennasen in höchster Gefahr: Eine Heizung im Dachboden könnte die bedrohte Fledermausart retten, doch stellt sie zugleich eine Brandgefahr für das Schloss Eggenberg dar. Wie können die Fledermäuse geschützt werden, ohne dass das Schloss dabei gefährdet wird?

Die allerletzte Kolonie der Großen Hufeisennase in Österreich nistet im Schloss Eggenberg. Trotz eines kürzlich ausgelaufenen Schutzprojekts blieb der große Fortpflanzungserfolg aus. Naturschützer:innen wie Fledermausexpertin Friederike Spitzenberger werfen dem Schloss nun vor, nicht schnell genug nach neuen Maßnahmen zu suchen. Schlossverwalter Paul Schuster bemängelt, dass der Denkmalschutz untergehe.

Bisherige Fördermittel und Maßnahmen

Aber warum klappt es denn nun nicht mit dem Nachwuchs? Die Weibchen nisten jedes Jahr im Dachboden des Schlosses. Wenn aber im Frühjahr die Jungen auf die Welt kommen, ist es oft zu kalt. Dies war in den vergangenen Jahren oft der Fall. Deshalb ist die Fledermausart vom Aussterben bedroht. Um die Große Hufeisennase zu retten, wurden mit Unterstützung von Land Steiermark und Europäischer Union im Rahmen eines Schutzprojekts circa 321.000 Euro ausgegeben. 

Während der Laufzeit des Schutzprojekts haben Expert:innen nach einer effektiven Schutzmaßnahme gesucht. Erwachen die Weibchen im Frühling in einer warmen Umgebung von mindestens 27 bis 30 Grad aus dem Winterschlaf, „funktioniert alles prächtig”, so Spitzenberger. Deshalb sind sich einige Naturschützer:innen einig, dass eine Beheizung genau die richtige Lösung ist. 

Deshalb wurden beheizte Wärmeglocken im Dachboden montiert. Aber laut Spitzenberger wurde keine der drei Wärmeglocken korrekt beheizt. Schlossverwalter Schuster entgegnet: “Was ich nicht mittragen werde, ist, dass da oben weiterhin elektrische Einbauten existieren, die einfach ein Brandrisiko darstellen, das, wenn etwas passiert, nicht mehr kontrollierbar ist.”

Technische Installationen im Dachboden von Schloss Eggenberg – Foto: Magdalena Roschitz

Kritik an Umsetzung der Maßnahmen

Die Fledermausexpertin Spitzenberger sieht den Umgang der Schlossverwaltung mit der Großen Hufeisennase äußerst kritisch: “Dass das Schloss jetzt wirklich größeren Wert darauf legt, seine schöne Kolonie zu behalten und zu verbessern, ist, glaube ich, nicht der Fall.” Das von der Schlossverwaltung versicherte Suchen nach alternativen Maßnahmen beruhige sie ganz und gar nicht: „Wenn man im September mit der Planung anfängt, dann ist im nächsten März, wenn die Jungen kommen, sicher noch nicht alles in Ordnung.“ Sie will nicht einsehen, wieso “der Schlossverwalter glaubt, dass er mehr weiß als der Brandschutzbeauftragte der Stadt Graz”. Dieser habe ihr amtlich bestätigt, dass keine Brandgefahr bestehe.

Hier sind die Einflugöffnungen – die quadratischen Luken oberhalb der Bögen – im Schloss Eggenberg zu sehen. – Foto: Magdalena Roschitz

Standpunkt der Schlossverwaltung

Schlossverwalter Paul Schuster sieht die Lage anders. Das Schloss sei schließlich dabei, Alternativen zu finden, um die Große Hufeisennase zu retten. Denn „das Risiko, das von einer spannungsführenden Leitung und einem Elektroheizkörper in einem 400 Jahre alten Dachboden ausgeht, muss nicht angenommen werden“. 

Schuster weist den Vorwurf einer fahrlässigen Haltung von Spitzenberger gegenüber der Thematik vehement zurück. Das Schloss habe bereits viele organisatorische Maßnahmen getroffen. Beispielsweise gebe es neue Einflugöffnungen. Was Schuster einfordert, ist, “dass man den Schutz dieses Hauses mit dem gleichen Wert beurteilt wie den Schutz der Tiere“.

Schlossverwalter Paul Schuster – Pressefoto

Aktuelle Situation

Die Fledermausexpertin sieht mittlerweile nur noch eine Lösung: sich an die EU-Kommission zu wenden. Sie will unter allen Umständen für eine korrekte Beheizung der Wärmeglocken im Dachboden sorgen. Schuster will von einer EU-Klage nichts hören, denn „keiner von uns tut etwas gegen den Fledermausschutz“. 

Laut Spitzenberger steht eines fest: Soll die Große Hufeisennase gerettet werden, muss eine funktionierende Schutzmaßnahme her – und das schnell. Bringt der kommende Frühling ähnlich wie der diesjährige eine Kälteperiode, steht es schlecht um die Fledermäuse. Spitzenberger erklärt, dass sich die Population dann gar nicht mehr erholen könne. Hakt man bei Schuster nach, ob es schon konkrete alternative Lösungsvorschläge gibt, heißt es, dass man noch mitten in der Planung stecke. 

Schloss Eggenberg – Foto: Clara Stubenrauch

Ob Naturschutz und Denkmalschutz im Schloss Eggenberg doch noch Hand in Hand gehen können und es für die Große Hufeisennase ein Happy End geben wird, bleibt offen. Ebenso, ob sich erfüllt, was Paul Schuster glaubt: „Naturschutz und Denkmalschutz sollten eigentlich nicht gegeneinander sein.“ 

 

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