Als Trapstars durch ihr Revier

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Die zwei „Nachwuchs-Rapper“ aus Graz, Noah Wiery und Emike Ibiabegwe, arbeiten gerade an ihrem ersten Album. Ein Gespräch über Freundschaft, Rap und Realness. 

Emike ist 19 Jahre alt und viel beschäftigt, seit er seine schulische Karriere am BG/BRG Oeverseegasse beendet hat. Derzeit absolviert er den Zivildienst im Aloisianum der Caritas, versucht sich als Friseur und gründete nebenbei noch eine Social-Media Agentur, die er weiter ausbauen möchte. Und natürlich ist da die Musik: Seit einem Jahr organisiert er mit dem Verein “Takeoverevent” Hip Hop-Events. Gemeinsam mit Noah Wiery haben die beiden als Emikeover X Noso auch schon erste eigene Tracks aufgenommen. 

Noah ist 17 Jahre alt und besucht das Akademische Gymnasium. Neben den Vorbereitungen auf die Matura und der Musik bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Hobbys. „Da komme ich eher schwer dazu, nebenbei auch noch zu arbeiten“, sagt er in unserem Gespräch im “Bakaliko” am Lendplatz. 

Im Doppelpack unterwegs

Noah und Emike kennen sich schon, seit sie vier Jahre alt sind, und haben dadurch, ihrer Meinung nach, eine ganz gute “Connection“. Nachdem sie immer wieder ihren Wohnort änderten und zwischen Gries, Geidorf, Lend und Deutschlandsberg aufgewachsen sind, hatten sie aber auch über einen längeren Zeitraum keinen Kontakt. „Dann haben wir wieder zueinander gefunden“, meint Emike. “Geidorf und Lend sind das Revier”, heißt es nun in ihrem Track “Schaden & Knaxx”, zu dem sie auch ein aufwendiges Musikvideo gedreht haben, das auf YouTube ein paar Tausend Views hat. 

Noah (links) und Emike bei einer Veranstaltung
„Bus Bahn Bim und nicht ICE“- Line von Noah (links) und Emike – Foto: Nicolas Glajncer

Gemeinsam Musik machen die beiden schon länger. ”Vor vier Jahren haben wir angefangen”, sagt Noah, ”aber eigentlich zum Spaß.“ Als sie aber im vergangenen Sommer „Schaden & Knaxx“ veröffentlichten, merkten sie, dass der Track beim Publikum ganz gut ankommen könnte. Daraufhin suchten sie einen Produzenten, um die ganze Sache etwas professioneller anzugehen „Und der Rest ist Geschichte“, fügt Noah lächelnd hinzu. Denn vor ihnen liegt noch immer ein weiter Weg.

Im Februar möchten sie nun ihr erstes Album veröffentlichen. „Auf jeden Fall wollen wir in nächster Zeit viel Musik machen“, meint Noah. Das Rapper-Duo möchte sich für die Zukunft aber alle Türen offen halten und sich nicht nur auf die Musik konzentrieren. Im nächsten Jahr wollen die beiden so viele verschiedene Dinge wie möglich ausprobieren.

Ohrwürmer produzieren

„Es ist schwer, in Graz richtig erfolgreich zu werden als Rapper. Ich glaube, da muss man schon ein Ausnahmetalent sein“, sagt Emike. In ihren eigenen Songs ist es ihnen deshalb wichtig, Ohrwürmer zu produzieren. Sie finden es wichtig, dass sich alles reimt, Insider eingebaut werden. Und in Zukunft möchten sie die Texte stärker an das anlehnen, was in ihrem Leben so passiert. Emike bestätigt: “Ich versuche jetzt bei neuen Tracks real zu bleiben, also keinen Cap-Rap zu produzieren.“ Kurz gesagt, in neuen Songs sollen die Lyrics nicht total aus der Luft gegriffen sein sondern eher realitätsnah. 

Die beiden rappen auf Deutsch. Das sei einfacher und das Publikum mag es auch lieber. “Oft sind einzelne Teile oder Lines in einer anderen Sprache, aber im Großen und Ganzen singen wir auf Deutsch”, sagt Noah. Auch Emike teilt seine Meinung: „Im Englischen hört man es einfach immer raus, wenn man nicht ganz akzentfrei singt.“

Zu ihren musikalischen Vorbildern zählen neben englischen Musikern wie Lil Baby, Drake und Lil Durk auch die deutschen Rapper Eljero Winchester, Yungpalo, Lucio101 und Ufo361, die sich ihrer Meinung nach von “Mainstream” Sängern abheben. Die Musik, die sie auch selbst gerne hören, ist gleichzeitig Inspiration für Noah und Emike. Inspiration für neue Beats, Texte und Videos. Diese dient aber nur als Grundlage, denn die beiden wollen ihren eigenen Stil entwickeln.

Rappen im Annenviertel

Über die Rap-Szene im Annenviertel und speziell im Bezirk Gries sind sich die beiden einig. Sie erzählen, dass einige ihrer Kollegen, wie zum Beispiel Kiso oder Geano, es auch mit Musik versuchen und wirklich Potenzial hätten. „Ich habe eine Zeit lang in Gries gewohnt und würde sagen, dass der Rap hier etwas aggressiver klingt als in anderen Gebieten“, sagt Emike. Ihrer Meinung nach bietet das Leben im Bezirk eine gute Möglichkeit, darüber zu rappen. Dass es deshalb aber zu mehr Rap kommt, bezweifeln sie. 

Auch Veranstaltungen im Annenviertel stehen an. „Das PPC haben wir schon angefragt, allerdings stehen wir da noch auf der Warteliste“, sagt Emike. Die Postgarage wäre eine andere Möglichkeit für sie. Für beide steht aber der Ort der Veranstaltung im Moment nicht an erster Stelle, sondern das Publikum. Das komme aus ganz Graz. „Das Coole an Rap ist, dass sich andere Wege öffnen. Man kann Kontakte knüpfen, mit anderen Rappern Songs produzieren und die Fans teilt man dann auch”, meint Noah zum Schluss des Gesprächs. Eine Frage bleibt jedoch noch offen. Mit der Line “Die Frage ist: Darf sie so?” aus “Schaden&Knaxx” befassen sich ihre Fans, seit der Song veröffentlicht wurde. Die Antwort darauf kennen wohl nur die beiden. 

 

Titelbild: Noah und Emike in ihrem Element – Foto: Nicolas Glajncer

Mein Name ist Karoline Pilich. Ich habe an der GIBS Graz maturiert, war dann ein Jahr als Au Pair in Spanien und studiere jetzt Journalismus und PR an der FH Joanneum.

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