Lokale der recht nicen City

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In der Grazer Smart City kehrt langsam aber doch Leben ein. Auch wenn es ungewöhnliche Namen trägt und in Form von Pop-Up Lokalen, Coffee Labs oder Spots erscheint. Die Annenpost hat sich die neuen Lokale rund ums Smart-Quadrat genauer angesehen.

Wer mit der 6er-Bim durch die Smart City Waagner Biro fährt, landet eher später als früher bei der Endstation Peter Tunner-Gasse. Knapp nach der davorliegenden Station, die nach dem künftigen Nikolaus-Harnoncourt-Park benannt ist, macht sie eine Schleife nach rechts und umfährt einen Block, den findige Stadtplaner “Smart-Quadrat” benannt haben.

Man kann nicht behaupten, dass hier in den vergangenen Jahren bereits ein neues, quirliges Viertel entstanden wäre. Aber immerhin haben sich zuletzt wieder einige mutige Gastronomen angesiedelt. Den Bewohner:innen des nahen Studentenheims, das wie alles hier einen coolen Namen hat (Greenbox Coolcity), gefällt’s: „Die Smart City ist eh recht nice”, sagt uns einer. “Man hat alles, was man braucht, und der Bahnhof ist auch nicht weit weg.“

 

Fleisch mit Fusion

Direkt unter der Coolcity, wo die Bim in Richtung Hofer und Stadtlabor abbiegt, findet sich mit dem Steak’n Roll by el Gaucho ein erster kulinarischer “Hotspot”. Ganz neu ist er nicht, früher hieß das Lokal “Streets”, war das erste überhaupt im Viertel, und wechselte seine Teams nach dem Pop-Up Prinzip. Zum Grossauer-Konzern gehört das Lokal nach wie vor, doch mit dem Jahreswechsel wurde beschlossen, dass das Steak’n Roll gekommen ist, um zu bleiben.

Auf der Karte findet sich eine Kombination aus asiatischer Küche und dem Angebot des el Gaucho, wie man es aus dem Landhaus kennt. Das Klientel ist hier bunt durchgemischt. Wie im el Gaucho, nur “auf entspannt“, beschreibt die Kellnerin Bettina Knoblauch das Lokal. Auch die Student:innen aus der Greenbox schauen hier angeblich vorbei. Die Lunch-Kombi kostet 12,90, Steaks gibt´s ab 19 €.

Die Mitarbeiter:innen Bettina und Kathrin sind sich einig. Die selbstgemachten Spring Rolls, ob mit “BIO Pork” oder Veggie, sind ihre Favoriten auf der Speisekarte. Für Veganer:innen werden unter anderem „loaded chili cheese fries“ mit veganer Käsesauce angeboten. Visuelle Abwechslung vom Beef am Teller bieten die bunten Wandbilder des Grazer Kreativstudios Decasa, tanzende Disco-Lichter und der freie Blick auf die Küche.

Innenbereich des Steak’n Roll – Foto: Tabea Jonke

Kaffee, Café, Coffee

Nächster Halt: Pauls Kaffeewelt. Seit Oktober beherbergt das Glasgebäude an der Ecke Waagner-Biro-Straße und Peter-Tunner-Gasse, am ehemaligen Standort der Pappas Holding GmbH, das neue Headquarter von Paul & Bohne. Begonnen hat alles in der Grazer Josefigasse. Dort eröffneten Paul Sorger-Domenigg und Christoph Klescher aka “die Bohne” im September 2018 den ersten der nun drei Standorte.

Genau genommen gehört Pauls Kaffeewelt nicht mehr zur Smart City. Christoph Klescher ist Ureggenberger und schon zur Zeit, als das Glasgebäude hier noch Autos beherbergte, war er von den Räumen begeistert. Wer es wagt zu fragen, was Pauls Kaffeewelt besonders macht, erntet ein Grinsen und wild durch die Gegend fuchtelnde Hände. Hier sind Spezialitätenröster am Werk, hört man, noch dazu mit der angeblich längsten Rösterfahrung aller kleinen Röstereien in Graz.

Der erwartete Kaffeeduft beim Betreten der Rösterei grüßt nur leicht die Sinne, denn erst ungefähr nach zwei Tagen Lagerung entfaltet der frisch geröstete Kaffee sein intensives Aroma. Pauls Kaffewelt beherbergt nicht nur einen Coffeeshop und eine Kaffeerösterei, sondern auch ein liebevoll eingerichtetes Coffee Lab, in welchem drei unterschiedliche Workshops zum Thema Kaffee angeboten werden.

Coffee Lab in Pauls Kaffeewelt – Foto: Tabea Jonke

Mehr aus der Kaffeewelt

Über die Corona-Krise hinweg hat den beiden ihr Webshop geholfen. Hier gibt es neben den Klassikern auch jede Menge experimentelle Kaffeesorten, wie einen kolumbianischen mit Limetten fermentierten, der weniger nach Kaffee und mehr Richtung gelbes Curry und Lemongras schmeckt. Derzeit versuchen sie sich an einer neuen Sorte mit Mammutquitten und Vogelkirschensaft. Christoph Klescher – Geschäftsführer, Barista, Sommelier und “Mädchen für alles” – trinkt morgens am liebsten einen Flat White. Das ist, einfach formuliert, ein kräftigerer Cappuccino mit weniger Schaum. Kaffee ist ein vielfältiges Produkt. “Er macht munter, ist komplex und man kann danach noch Auto fahren”, meinte Christoph.

Geröstet wird mit der unübersehbar ausgestellten Probat UG22, einer Trommelröstmaschine mit Gasheizung, die einen schnellen, leicht steuerbaren Temperaturauf- und abbau ermöglicht. Die 22 kennzeichnet, dass bis zu 22 kg Rohkaffee eingeführt werden können. „Es macht Spaß mit ihr zu rösten, weil man genau auf das Produkt eingehen kann”, erzählt Christoph. Die Kunst am Rösten ist es, die perfekte Röstung für die unterschiedlichen Bohnen zu entwickeln, um den Konsument:innen eine immer gleichbleibende Qualität bieten zu können. Die Bohnen schmecken, abhängig von den Witterungsbedingungen, jedes Jahr anders. Deshalb ist es essentiell, das Röstverfahren anzupassen und vor allem auf die Umgebungstemperatur und den Luftdruck zu achten; auf die kleinen Barometer kommt es an.

Die gerösteten Bohnen werden unter anderem an die Filialen des Mutterkonzerns Albin Sorger GmbH geliefert. Auch die gegenüberliegende Sorger Filiale im Smart-Quadrat bezieht Ihre Kaffeebohnen direkt vom Sorger-Sohn.

Die Probat UG22 in Betrieb – Foto: Paul & Bohne GmbH

 

Karibische Kulinarik

Nahe der Endstation des 6ers befindet sich ein Lokal, in dem karibisches ‘Home-Cooking’ serviert wird. Essen mit der Hand? Fingerablecken? Im Liming Spot ist das bei manchen Speisen sogar empfohlen. Tischmanieren variieren von Land zu Land und so ist es Tradition, Paratha, ein ungesäuertes Fladenbrot, mit den Händen zu essen und sich im Nachhinein die Dip-Reste von den Fingern zu lecken. Andreas Sczcypiorski und Bevil Byam “verkaribisieren” hier europäische Gerichte. Zu bestimmten Terminen bieten sie auch ein Neun-Gänge-Menü nach Voranmeldung an – so war das auch am Valentinstag der Fall. Ziel ist es, dass sich die Gäste hier, trotz der ungewohnt exotischen Gerichte, wie zu Hause fühlen. Die Grazer Hektik ist hier kaum wahrnehmbar. Südländische Musik und die angenehm ruhige Art der Gastgeber erzeugen eine gemütliche Stimmung.

 

Titelbild: Mitarbeiterinnen des Steak’n Roll – Foto: Tabea Jonke

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