Direktorin Andrea Schulte-Adrianakis und Jaquelyn Hafellner, die IB-Koordinatorin

Richtig Smart: internationale Volksschule in der Smart City

Lesezeit: 3 Minuten

Zwischen Baustelle und hochmodernen Wohnkomplexen: 330 Kinder lernen in der Volksschule Leopoldinum in der Smart City mithilfe von smarten pädagogischen Konzepten und einem internationalen Lehrplan die Basics, die sie brauchen, um später Global Citizens zu werden.

Von Sofia Müller Garcia und Simone Seifter

Inmitten von Wohnhäusern, Geschäften, dem Science Tower und der Helmut List Halle fällt einem das graue Betongebäude zunächst gar nicht auf. Doch bei näherem Betrachten entdeckt man Zeichnungen in den Fenstern und bunte Jacken in einer großen Garderobe.

 

Die bunt bemalten Fenster der internationalen Volkschule hauchen dem Betongebäude Leben ein. – Foto: Sofia Müller Garcia

 

IB: International Baccalaureate

Die Volksschule möchte in Zukunft das IB-Programm für ihre Schüler:innen anbieten. IB, International Baccalaureate, ist ein international anerkannter Abschluss. Die Ausbildung setzt sich aus vier Abschnitten zusammen: Primary Years, Middle Years, Diploma und Career-related Programme. Das Diploma Programme wird in Graz vom BG GIBS angeboten. Diese Ausbildung möchte mittels praxisnahem Lernen sogenannte Global Citizens ausbilden. „Das Ziel des IBs ist es, Kinder auf die Zukunft vorzubereiten, auf die Herausforderungen einer globalen Welt, damit sie mit unterschiedlichen Religionen, Sprachen und Kulturen umgehen können. Sie sollen Konflikte in diesem globalen Netzwerk lösen können. Das ist es, was die Welt braucht, sonst sind wir am Ende”, sagt die Direktorin Andrea Schulte-Adrianakis.

Die VS Leopoldinum befindet sich zur Zeit in der Kandidatur für eine IB-Zertifizierung für das Primary Years Programme. Schulqualitätsmanager Hans Christian Haberl erklärt: „Die Zertifizierung wird nach Abschluss einer Probezeit und nach entsprechender Qualitätsprüfung der Organisation du Baccalauréat International erteilt”. Bevor die Schule das Programm schlussendlich anbieten kann, müsse man noch rechtliche Aspekte prüfen.

Im Primary Years Programme (kurz PYP) geht es um die angeborene Neugier und die persönliche Entwicklung jedes Kindes. Spielerisch vergrößern die jungen Schüler:innen ihren englischen Wortschatz. Das Curriculum ist weltweit dasselbe, aber hierzulande wird Österreichs Lehrplan miteinbezogen.

 

Multilingual ≠ Bilingual 

Die VS Leopoldinum ist eine multilinguale Schule. Hierbei ist unbedingt anzumerken, dass bilingual nicht gleich multilingual ist. Die Kinder lernen Englisch nicht als Zweitsprache, sondern mit einem integrativen Zugang, so wie eine Hauptsprache”. Es ist einfach: Unterrichtsinhalte werden entweder auf Englisch oder auf Deutsch angeboten, aber nicht bilingual”, erklärt Andrea Schulte-Andrianakis den Unterschied. Das heißt, der Stoff, der gerade auf Deutsch durchgemacht wird, wird nicht extra auf Englisch übersetzt – und umgekehrt. Entweder ist jetzt diese Stunde auf Englisch oder auf Deutsch.”

 

Auch im Gebäude sind die Wände mit selbst gemalten Bildern geschmückt. – Foto: Sofia Müller Garcia

 

Junge Forscher:innen

In der sonst so ruhigen Schule öffnet sich plötzlich eine Tür, voll beklebt mit Schüler:innen-Attributen wie Denker:in oder Forscher:in. Heraus kommen vier Kinder mit ihrer Lehrerin. Die Stille weicht den aufgeregten Kinderstimmen. Vollbepackt mit Heften und Stiften tapsen sie in Zweierreihen die große Stiege hinunter.

Der Unterricht wird nicht klassisch frontal abgehalten, sondern die Kinder lernen durch eigenständiges Nachforschen, Recherchieren und Nachfragen. Dabei ist die Selbstreflexion der Kinder besonders wichtig. So lernen die Kinder früh, wie sie am besten lernen. Jedoch gibt es ein wesentliches Hindernis, um IB-zertifiziert zu werden: Lehrer:innen brauchen eine spezielle Ausbildung, die sehr kostspielig ist. Deshalb sind öffentliche Schulen in diesem Prozess auf Förderungen von Stadt und Land und auf Kooperationspartner:innen angewiesen. 

 

Die Rolle der Eltern 

Der Schuleinschreibungsprozess ist bei der Volksschule Leopoldinum etwas intensiver als bei anderen Schulen, denn ein wesentlicher Bestandteil ist ein Interview mit den Eltern. Sie müssen bereit sein, eng mit der Schule zusammenzuarbeiten, da es wichtig ist, dass gewisse Werte von den Eltern zu Hause weitergetragen werden. So vergessen die Kinder die Inhalte, die sie in der Schule lernen, zu Hause nicht wieder. Die Rolle der Erziehungsberechtigten in IB-Programmen ist es vor allem, die Kinder zu unterstützen, sei es bei der Verbindung des Gelernten mit der Muttersprache oder bei deren Projekten. „Erziehung ist Sache der Eltern und das wird oft vergessen”, meint die Direktorin. Deshalb sei es wichtig, von Anfang an offen mit den Eltern über ihre Rolle in der IB-Bildung der Kinder zu sprechen und zu schauen, wer wirklich bereit dafür ist.

Laut Hans Christian Haberl findet der Standort große Zustimmung bei den Eltern und deren Kindern. „Die Schüler:innenzahlen sind ein Zeichen für die Attraktivität der Schule im Umfeld der aufstrebenden Smart City.”

 

Infobox:

Die VS Leopoldinum wechselte 2019 ihren Standort von der Alten Poststraße zu ihrem jetzigen Sitz gegenüber der Helmut List Halle. Dort übernahmen sie ein neues Konzept: MINT. MINT bedeutet, einen Fokus auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu legen – und das praxisnah. Ab Herbst 2024 wird es an der Volksschule eine eigene Englisch-Klasse geben.

 

Titelbild: Direktorin Andrea Schulte-Adrianakis und IB-Koordinatorin Jacquelyn Hafellner – Foto: Sofia Müller Garcia

Ich wurde 2005 in Graz geboren und bin hier aufgewachsen. Nach acht Jahren am BG/BRG Carneri habe ich im Juni 2023 meine Matura absolviert. Jetzt studiere ich „Journalismus und PR“ an der FH Joanneum. In meiner Freizeit lese ich gerne und tanze Ballett, Contemporary und Jazz. Außerdem interessiere ich mich für Kultur und Fremdsprachen (vor allem Französisch).

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