„Unser Kautschuk kam aus Afrika“

Lesezeit: 2 Minuten

Es gibt Geschäfte, die sind schon so lange in einer Straße zu finden, dass man sie sich ohne  diese gar nicht mehr vorstellen kann. Diese Beschreibung passt auch perfekt zum Gummineger, der seit fast 100 Jahren in der Annenstraße zu finden ist!

von Andreas Leitner

 

„Früher war Gummineger noch ein geschützter Name!“, meint Heinz Siegl, Geschäftsführer des Gumminegers, lächelnd, „Aber ich zahle nichts mehr ein, denn wer würde sich heute noch freiwillig so nennen?“ Den Laden hat er vor rund 45 Jahren von seiner Mutter übernommen, die ihn wiederum gemeinsam mit ihrer Mutter im Jahr 1915 gegründet hat. Damals gab es freilich noch eine ganz andere Produktpalette. Von Parfüms über Spielwaren und Puppen, bis zu allerlei Haushaltswaren konnte man hier alles erstehen. Aber Siegl erkannte früh genug, dass man am Markt nur besteht wenn man Produkte anbietet, die es sonst nirgends gibt.

Und so hat er im Keller des Ladens einen Raum voller Schaumstoffe in verschiedensten Stärken und Größen eingerichtet, in dem er Kundenbestellungen auch maßgerecht zuschneiden kann. „Da ist viel Arbeit dabei, ich verkaufe nicht nur Waren sondern auch Kundendienst! Das ist es, was kleine Firmen am Leben erhält. Sowas bekommt man nicht einmal in den großen Bauhäusern!“ Auch was Dichtungen, Schläuche und Regenbekleidung betrifft, ist er die führende Adresse in Graz.

Geschäftsführer Heinz Siegl im Schaumstofflager

 

Geschäft trotz Großbaustelle

Mit diesem Nischenangebot konnte er sich soweit profilieren, dass die Kunden heute ihn aufsuchen. Er ist daher von einer durch die Annenstraße flanierenden Laufkundschaft längst nicht so abhängig wie einige andere Läden. Dennoch spürt auch er die negativen Auswirkungen der momentanen Baustellen. „Es kommen natürlich weniger Kunden, und jeder der kommt ist genervt vom Lärm da draußen.“, sagt Siegl. Ihn stören aber nicht die Baustellen, sondern vor allem die Haltung der Stadt. „Dieser Umbau wird von Leuten betrieben, die zwar die Theorie gut beherrschen, die Praxis scheinbar aber nicht!“ meint der Geschäftsführer dazu.

Für ihn ist die bloße Verschönerung der Straße keine Lösung, vielmehr sind es die Geschäfte die den Reiz einer Straße ausmachen. Hier ist seiner Meinung nach die Stadt gefragt. Kleinunternehmer können es sich nicht leisten, neben dem eigenen Laden auch noch eine ganze Straße zu bewerben. Tun sie es aber nicht, so kommt erst recht keiner in die Annenstraße. „Sie ist von der Einkaufsstraße zu einer Durchzugsstraße geworden.“ fasst er zusammen. Ideen, die dem entgegenwirken könnten hat er genug. Seine Vorschläge reichen von einer vollständigen Überdachung der Gehsteige, bis zu einem sektorenweißen Laufband. „Das habe ich auch hin und wieder vorgebracht, aber das ist zwecklos…“

 

Vom Kautschuk aus Afrika

Zwecklos ist es auch für jene, die ab und zu in das Geschäft hineinschneien um sich über die politische Korrektheit des Namens zu beschweren. „Bei denen weiß ich ganz genau, die kritisieren einfach um des Kritisierens Willen! Ihnen sage ich einfach, es wäre ein Familienname, und wenn sie alle, die sie im Telefonbuch unter „Neger“ finden, dazu bringen sich umzutaufen, dann mach ich natürlich auch mit!“

Dieses Geschäft ist aus der Annenstraße nicht mehr wegzudenken.

In Wirklichkeit stammt die Idee zu dem Namen aber von einem ehemaligen Mitbewerber in der Grazer Herrengasse. Dieser bezog seinen Kautschuk aus Amerika. Das war natürlich etwas besonderes, und da die amerikanischen Ureinwohner Indianer sind, hieß der Laden „Gummi-Indianer“. In der Annenstraße aber verwendete man Kautschuk aus Afrika, somit nannte man sich „Gummi-Neger“.
Kunden afrikanischer Herkunft hat auch der Gummi-Neger zu Hauf; beschwert haben sie sich bislang nie. Nur einer habe einmal nach der Herkunft des Namens gefragt, sagt Siegl. „Der fand die Geschichte ziemlich lustig, und hat gemeint, auf sowas wäre er nie gekommen!“

 

 

 

5 Comments

  1. Eine Espressomaschinendichtung gekauft. falsches Material, viel zu hart. Falsche Größe. Umtausch unmöglich. Extrem unfreundlich, herablassend, beleidigend!

    • So, jetzt haben sie auch schon jede möglichkeit genutzt sich aufzuregen! Ihre verunglimpfungen kann man ja überall im internet lesen. wenn sie zu dumm sind das richtige produkt zu kaufen, dann lassen sie es. ich bin sehr zufrieden mit diesem geschäft.

  2. @ joge901

    Ich kann Ihre Kritik auch nicht nachvollziehen. Und unfreundlich ist in dem Geschäft noch nie jemand zu mir gewesen.

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