circulART – Erste Anlaufstelle für Material aus zweiter Hand

Lesezeit: 3 Minuten

Kunst soll inspirieren. Das geht nur, wenn sie weitergegeben wird! Das ist das Credo der circulART- Materialhalle, einer Initiative zur Förderung eines Materialkreislaufes für den Kunst- und Kulturbereich in Graz.

von Leonie Strametz und Helene Bauer

Als eine Ausstellung in der HALLE FÜR KUNST Steiermark in Graz dem Ende zuging, war eine Maturaklasse gerade auf der Suche nach Dekoration für ihren Maturaball zum Thema „Griechische Antike”. Die Klasse durfte Säulen aus der Ausstellung als Bühnendeko weiterverwenden. Claudia und Max Gansberger hat das inspiriert – Kunst kann und soll immer wiederverwendet werden. Die beiden kommen selbst aus dem künstlerischen Bereich und haben auch schon miterlebt, wenn das Budget eines Projektes knapp ist. „Auf der einen Seite wird weggeschmissen und auf der anderen Seite braucht das noch jemand”, sagt Claudia Gansberger. Aus diesem Grund haben sie den circulART-Verein gegründet.

 

Die Idee von Kunstmaterial im Kreislauf

Mit einer klaren Vorstellung ihrer Idee haben sie sich umgeschaut, welche Projekte dieser Art es bereits gibt.Vorbilder fanden Claudia und Max Gansberger in Material for the Arts in New York, eine ähnliche Initiative wie circulART, nur bereits besser etabliert und mehr gefördert, und den Initiativen für Materialkreisläufe. Hierbei haben sich Initiativen, vor allem aus Deutschland und der Schweiz, zusammengeschlossen. In Österreich sind sie mit dem circulART-Projekt aber die Ersten, mit der Idee, einen Materialkreislauf für Kunst und Kultur zu schaffen. „Aber wir werden nicht mehr lange die Einzigen sein”, meint Max Gansberger. Es mache schließlich keinen Sinn, Material von Linz nach Graz zu bringen.

Das Konzept hinter dem Materialkreislauf ist eigentlich ganz einfach. Kunst- und Kulturschaffende geben nicht mehr benötigte Materialien ab, das circulART-Team sammelt diese und bereitet sie auf. Anschließend können Künstler:innen sie für einen kleinen Betrag abnehmen. Vor allem mit dem Universalmuseum Joanneum, dem Grazer Kunstverein und dem Graz Museum arbeiten Claudia und Max Gansberger zusammen. Ein Projekt wie dieses braucht auch Platz. Den fand es in der Rösselmühle.

 

Rösselmühle als Ort für Kunstschaffende

Dass die beiden mit ihrem Projekt dort gelandet sind, wo sie jetzt sind, spricht wohl auch für Glück im Unglück. Ihr ursprünglicher Standort befand sich in dem Teil der Rösselmühle, welcher beim großen Brand im April letzten Jahres zerstört wurde. Danach sind Claudia und Max Gansberger mit ihrem Projekt in ein teilweise beschädigtes Areal der Rösselmühle weitergezogen – natürlich auf begrenzte Zeit. Schon nach kurzer Zeit musste die Materialhalle einer Abrissbirne weichen, denn die beiden Türme der Rösselmühle wurden abgerissen.

Mittlerweile ist die circulART-Materialhalle im historischen Trakt der Mühle untergebracht. Der derzeitige Standort bedarf jedoch einiges an Sanierungsarbeit. Vor allem das Erneuern habe den beiden und ihren Helfer:innen schon mehrere Male Kopfschütteln bereitet. „Wir haben Mehlsäcke gefunden, die bestimmt schon 25 Jahre alt waren. Ich sag euch, die haben gelebt”, erzählt Max Gansberger über die Ausräumarbeiten im historischen Teil. Mit ihrem Standort in der Rösselmühle sind die beiden aber sehr zufrieden. Mittlerweile gibt es unterschiedliche Künstler:innen und Kunstprojekte, die die Mühle und ihren Innenhof wieder beleben. So ist die alte Rösselmühle ein Ort der Begegnung für kreative Köpfe.

Die circulART-Materialhalle ist in der alten Rösselmühle untergebracht. – Foto: Claudia Gansberger

 

Frischer Anstrich für circulART

Weitere Sanierungsarbeiten soll nun auch ein Crowdfunding-Projekt finanzieren. Die Halle soll neu gestrichen und die Böden einmal grundgereinigt werden. Auch einige Investitionen stehen an. „Wenn wir unserem Maximalziel von 15.000 Euro näherkommen würden, dann stehen eine große Waage und ein Stapler definitiv auf unserer Einkaufsliste”, meint Claudia Gansberger zum Crowdfunding. Das Minimalziel der circulART-Crowdfundings liegt bei 6.000 Euro. Noch haben sie dieses Ziel nicht erreicht, aber das Crowdfunding läuft noch bis 6. Mai.

Aufräumarbeiten in der Rösselmühle. – Foto: Claudia Gansberger

 

Die Finanzierung der Materialhalle gestaltete sich bereits zu Beginn eher schleppend. Fördergelder einzuholen sei eine der größten Herausforderungen des Projektes gewesen, da vielen Fördergeber:innen die circulART-Initiative zu wenig wirtschaftlich erschien. Durch den erhöhten Bekanntheitsgrad des Projektes wurden jedoch mehr Geldgeber:innen auf sie aufmerksam. Mittlerweile wird die Materialhalle von der Stadt Graz unterstützt. „Unser Traum wäre ja sowieso, dass wir es mal so machen wie in New York mit der „Material for the Arts“-Initiative. Die wird so viel gefördert, dass sie einfach alles weitergeben, ohne etwas dafür verlangen zu müssen”, erzählt Claudia Gansberger.

 

Ort für Inspiration

Die Materialhalle soll jedoch nicht nur als Lager für wiederverwendbares Material dienen. Sie soll auch ein Ort der Inspiration sein. “Die Leute können zu uns kommen und Anreize für Projekte und Ideen finden und sich austauschen”, sagt Max Gansberger. In die Zukunft der circulART-Initiative blickt das Paar, trotz noch nicht erreichtem Minimalziel des Crowdfundings, zuversichtlich. “Wir bekommen durchwegs positive Rückmeldungen in den sozialen Medien. Das treibt uns an, weiterzumachen“, meint Claudia Gansberger.

 

circulART-Materialhalle

Adresse: In der Rösselmühle, Oeverseegasse 1, 8020 Graz

Zu den Personen: Claudia Gansberger studierte Darstellende Kunst und Fotografie, Max Gansberger Bildende Kunst. Seit diesem Schuljahr unterrichtet er Bildhauerei an der Ortweinschule Graz.

Hier könnt ihr das Crowdfunding noch bis 6.Mai unterstützen: https://graz.welocally.at/crowdfunding/circulart-materialhalle

 

Titelbild: Claudia und Max Gansberger, das Gründerduo der circulART-Materialhalle. – Foto: Claudia Gansberger

 

Hallo, mein Name ist Helene Bauer. Ich studiere Journalismus & PR an der FH Joanneum. Dieses Semester darf ich gemeinsam mit meinen Studienkolleg:innen den hyperlokalen Weblog "Annenpost" betreuen. Dabei flanieren wir auf der Suche nach spannenden Geschichten durchs Annenviertel, hören und schauen uns um was die Menschen gerade bewegt und stellen diese Erlebnisse in Geschichten dar. Viel Freude beim Lesen der Annenpost! <3

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

4 × zwei =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

Annenpodcast: Lendwirbel-Klima-Special

Nächste Geschichte

Welt-Hebammentag: Situation im Annenviertel unter der Lupe

Letzter Post in KULTUR