So könnte der Grieskai nach der Umgestaltung aussehen

Die Jahrhundertchance für das Annenviertel

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Die Baustelle der Straßenbahn-Entlastungsstrecke am Grieskai würde die ideale Möglichkeit bieten, das linke Murufer umzugestalten, doch ein Umbau ist hier nicht geplant. Das Projekt „Jahrhundertchance” fordert ein Umdenken.

Viele europäische Städte wie Laibach, Paris oder Gent haben bereits vorgelegt – eine Innenstadt, die weniger auf Autos setzt, hat Erfolg! Damit sich die Gegend entlang um Gries- und Lendkai in eine fast autofreie Erholungszone wandeln kann, wären auch nur geringe bauliche Maßnahmen fällig. „Die Devise lautet: Hinfahren statt durchfahren“, betont Karl-Heinz Posch, Leiter des Instituts für Verkehrspädagogik und einer der beiden Initiatoren für die „Jahrhundertchance”.

Die Baustelle am Grieskai lässt nur wenig Platz zum entspannten Flanieren. – Foto: Bianca Klein

Ein „aufgelegter 11er”

Durch die dauerhafte Einschränkung des Durchgangsverkehrs könnten im Annenviertel bis zu sechs Ampelanlagen und somit auch Kosten eingespart werden. Aufgrund der aktuellen Baustelle müssten sich Autofahrer:innen ohnehin neu orientieren, entweder per öffentlicher Verkehrsmittel oder Ausweichstrecken. Die Fahrzeiten ändern sich dabei kaum. „Man kann schon jetzt konkrete Verhaltensänderungen durch die Baustelle beobachten. Der Verkehr verlagert sich stärker auf die Volksgartenstraße, aber über 7000 Fahrten verschwinden von der Bildfläche. Wir könnten jetzt den Gewöhnungs-Vorteil der Autofahrenden nutzen“, sagt Posch. Eine Baustelle dieser Größenordnung gäbe es nicht oft, anstatt die betroffenen Straßen wieder nachzubauen, könne man sie im Zuge dieser Bauarbeiten mit „geringerem Aufwand” neu gestalten. Das sei ein „aufgelegter 11er” für das Annenviertel – man müsse sich nur trauen, ihn auch zu schießen.

Karl-Heinz Posch und das Verkehrskonzept des Projektes. Ein Großteil der Änderungen betrifft das Annenviertel. – Grafik: Karl-Heinz Posch

Ein Signal fürs Klima setzen

Die „Jahrhundertchance“ liegt auch auf einer Wellenlänge mit den Klimazielen der Stadt Graz. Diese sehen eine Reduktion der Emissionen durch den Verkehr um zehn Prozent bis 2030 und ausgebaute Radwegenetze vor. „Damit weniger Autos fahren, brauchen wir mehr Radwege und Fußgängerzonen. Mit der Umgestaltung könnte man ein starkes Signal senden”, sagt Posch. Für das neue Straßenkonzept müsste nur ein sehr geringer Anteil an Parkplätzen eingespart werden und der neu gewonnene Platz könnte für Begegnungszonen und Grünflächen genutzt werden. „Diese Änderungen würden nicht nur dem Klima, sondern auch der Lebensqualität der Gegend zu Gute kommen”, betont Posch, der auch selbst im Annenviertel wohnt. Für ihn lebt ein Viertel durch die Vielfalt seiner Mobilität, da gäbe es noch Nachholbedarf. Man müsse die Straßen als Stadtleben und Lebensraum wahrnehmen und dementsprechend barrierefrei gestalten, um sie zu einer Erholungszone für alle zu machen.

Nachher & Vorher, die gedachte Veränderung des Grieskais. – Grafik: Karl-Heinz Posch

Ein neuer Ansatz

Die Idee zum Projekt hatten die Initiatoren Karl-Heinz Posch und Karl Reiter schon vor einigen Jahren, wobei die Konzeptentwicklung seit Beginn der Baustelle für die Entlastungsstrecke 2023 auf Hochtouren läuft. Auch wenn das Projekt in über 40 Präsentationen bereits zahlreiche positive Stimmen und Unterstützer aus dem Viertel erhalten hat, darunter etwa Hotelier Florian Weitzer, bleibt der Beschluss noch aus. Vor wenigen Tagen hieß es dazu von Vizebürgermeisterin Judith Schwentner im Namen der gesamten Rathauskoalition:

Die Jahrhundertchance ist eine spannende Idee und wäre ein Mega-Projekt für die Stadt Graz. Um diese Idee allerdings zu einem Projekt werden zu lassen, braucht es viel Zeit und beträchtliche Ressourcen. Daher ist eine schnelle Realisierung im Rahmen der aktuellen Planungen und Vorhaben nicht möglich.“

Damit die „Jahrhundertchance“ ihrem Namen gerecht wird, müsste sie allerdings noch vor dem Sommer beschlossen werden. „Ich glaube an das Projekt und daran, dass wir Veränderung brauchen, aber alleine können wir das nicht stemmen”, meint Posch. Darum soll in Kooperation mit MoVe-iT Graz eine Kampagne für das Projekt starten. Auch eine Unterschriftensammlung soll es in Kürze geben in der Hoffnung, doch noch einen Meinungsumschwung herbeiführen zu können, denn die großen Veränderungen könnten nur in der Stadt stattfinden, sagt Karl-Heinz Posch.

 

 

Titelbild: Wie der Grieskai nach der Umsetzung des Projektes aussehen könnte. – Grafik: Karl-Heinz Posch, Jahrhundertchance

Geboren 2004 Nähe München in Deutschland und seit 2010 in Österreich. Schreibt eigentlich schon immer gerne und durch das Journalismus & PR Studium an der FH Joanneum Graz auch ziemlich viel. Hat milde Informatik-Kenntnisse, die werden aber eher nicht so gerne eingesetzt.

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