Eigentlich würde man einen Laden wie das perludi irgendwo zwischen Mariahilferplatz und Lendplatz vermuten – dort, wo sich das „junge, urbane“ Design in den letzten Jahren eine eigene Meile geschaffen hat. Allerdings lautet die Adresse von Thomas Maitz’ neu eröffneter Kindermöbel-Boutique Kernstockgasse 22. In einer Annen-Ecke also, wo gestaltungstechnisch bis dato nur das Büro der Nachbarschaften und (ausgerechnet) die Kirche aufgefallen ist. Die Eingewöhnung war trotzdem kein Problem: „Die Gegend hier hat schon fast so etwas wie Dorfcharakter. Wir haben den Mietvertrag unterschrieben und schon am nächsten Tag hat man von gegenüber gegrüßt. Alle haben Bescheid gewusst, dass da jetzt was Neues kommt.“
Thomas Maitz macht die Eröffnung amtlich
Vor zehn Jahren hat der leidenschaftliche Innenarchitekt nebenbei begonnen, Kindermöbel zu entwerfen. Fünf Jahre später war dann die Marke perludi geboren. „In unserem Unternehmen wird besonderer Wert auf die Qualität der Produkte gelegt – schon zu Beginn des Entstehungsprozesses. Es geht darum, sich zu fragen, wie so ein Ding zustande kommt. Wie wird es gemacht, welche Materialien werden verwendet, verdienen wirklich alle Beteiligten daran? Wie kann man den ökologischen Fußabdruck möglichst klein halten? Und wir wollen auch nicht, dass die Kundinnen und Kunden wiederkommen und kaufen, nur weil etwas kaputt gegangen ist. Das unterscheidet uns sicher sehr von diversen großen Einrichtungsketten.“
Preislich gesehen bewegt sich perludi laut Thomas Maitz im europäischen Durchschnitt. „Nach österreichischer Definition sind wir abgründig teuer, nach internationalen Standards im guten Mittelmaß. Hierzulande ist es wirklich so, dass Möbel kaum bis keinen Wert haben – und die für Kinder noch weniger. In Frankreich zum Beispiel ist das ganz anders. Dort haben wir einen Händler, der den Preis sogar extra noch hinaufsetzt.“
Auch Barbie wohnt jetzt bewusst und wertvoll
perludi ist ein kleines Unternehmen, das Fixteam besteht aus drei Leuten. Produziert wird in Deutschland. Und was das Design angeht, agieren neben Thomas Maitz selbst noch diverse andere kreative Köpfe: „Da haben wir ganz viele Partner. Design-Student/innen von der Uni oder der FH absolvieren Praktika und auch aus dem Ausland kommen regelmäßig Anfragen. Da haben wir schon einen ganzen Schrank voller Entwürfe von internationalen Designerinnen und Designern. Was uns davon passt und wir uns leisten können wird dann einmal pro Jahr umgesetzt.“
Kinderbett. Geschnürt.
Die Produktpalette reicht von Sitzmöbeln für Winzlinge ab acht Monaten über höhenverstellbare Schreibtische für die Schulzeit, freistehende Hochbetten, Holzfiguren oder mit Lodenstoff verkleidete Regale bis hin zu den üblichen Verdächtigen im Kinderzimmer: Schaukelpferd, Puppenhaus und Puppenwagen.
Die jüngere Entwicklung des Annenviertels sieht Thomas Maitz, selbst langjähriger Einwohner, nicht nur positiv. Den Niedergang der „Einkaufsmeile Annenstraße“ hat er damals direkt mitbekommen und auch bedauert. „Allerdings glaube ich nicht, dass so ein Stadtteil ‚gemacht‘ werden kann – das muss von der Basis aus passieren, nicht von oben. Ich habe immer große Angst, wenn die Stadt da ihre Hand drauflegt. Bisher war das einer der letzten zentralen Bereiche, von denen die Investoren ihre Finger gelassen haben – und die kommen jetzt verstärkt. Derzeit hat dieses Viertel eine sehr hohe Lebensqualität – vor allem für Leute, denen zwischenmenschliche Dinge wesentlich wichtiger sind als eine schicke Wohnsituation.“
[box]perludi. great design for small people.
Kernstockgasse 22
8020 Graz
Tel. +43 316 81 5678
[/box]