„Kunst macht mich glücklich, Geld brauche ich zum Überleben.“

Vom Traum eines Meistertitels zum Mitveranstalter der österreichischen Meisterschaft: Yannick Steinkellner, Poetry-Slammer aus 8020, bringt mit dem ÖSLAM24 die 50 besten Poet:innen des Landes auf die andere Seite der Mur.

Von Nina Pachner und Anja Palme

In dem üblichen Getümmel an einem Dienstagnachmittag am Mariahilferplatz sticht der Künstler unverkennbar heraus. Lila Stoffhose, lässige Bauchtasche und eine weiße Beanie – alles an Steinkellner schreit nach kreativem Kopf. Doch im Gespräch mit dem Slam-Poeten wird klar, dass kreativ sein und das Sich-Behaupten in der Slam-Szene oft Schwierigkeiten mit sich bringt. Es ist eine ständige Diskrepanz zwischen Kunst, Einkommen und seinen eigenen Stil zu finden und diesem treu zu bleiben.

Dass Yannick Steinkellner in der Slam-Szene längst kein unbeschriebenes Blatt mehr ist, sollte inzwischen nicht nur Slam-Liebhaber:innen bekannt sein. Vor allem durch Texte wie “8020”, machte er sich einen Namen in der Grazer Slam-Community, authentische Texte aus dem “echten” Graz eben. Über die Jahre haben sich nicht nur seine Texte verändert, sondern auch seine Einstellung gegenüber Titeln und Preisen ist eine andere geworden. So träumte er in einem Annenpost Artikel aus dem Jahr 2016 noch von einem Meistertitel.

Aus heutiger Sicht

Mittlerweile muss sich Yannick in der Szene nicht mehr beweisen und möchte ihr etwas zurückgeben. Daraus folgt, dass Yannick, mit verschiedenen Kollektiven und Vereinen, immer häufiger eine organisatorische Rolle übernimmt und Poetry-Slams in Österreich und darüber hinaus veranstaltet. Ob seine Kunst dadurch zu kurz kommt? “Kunst macht mich glücklich, Geld brauche ich zum Überleben”, sagte er im Gespräch mit der Annenpost.

Mit dem SLAM KOLLEKTIV vereint Yannick seine Kunst mit der Notwendigkeit, damit Geld zu verdienen. Gemeinsam mit seinem Team – Agnes Maier und Christoph Steiner, beide sind etablierte Poetry-Slammer:innen und Gewinner:innen des ÖSLAM vergangener Jahre – eröffnen sie Slam-Poet:innen die Chance, sich künstlerisch weiterzuentwickeln.

Wo das Publikum entscheidet

Den diesjährigen Höhepunkt des Künster:innen-Kollektivs bildet der ÖSLAM24, die viertägige  österreichische Meisterschaft im Poetry Slam. Von 17.10 bis 20.10.2024 öffnen das Next Liberty und das Schauspielhaus ihre Vorhänge für die 50 besten Poet:innen aus ganz Österreich und Südtirol. Angetreten wird in Einzel- und Gruppenbewerben, alles mit der Hoffnung, sich über die Halbfinale bis zum Meistertitel slammen zu können. Darüber, wer sich den Meistertitel holt, wird auch in Graz das Publikum entscheiden. Jede:r Besucher:in wird so zum Jury-Mitglied, je vielfältiger die Hörer:innenschaft, desto unvorhersehbarer der Ausgang des Abends. 

“Ausverkauft” ist daher aus zweierlei Gründen die simple Antwort auf die Frage, was sich Yannick Steinkellner für den ÖSLAM24 wünscht. So sind volle Ränge nicht nur für den finanziellen Erfolg des Events relevant, vielmehr geht es dem Slammer auch darum, dass sich alle Künstler:innen auf der Bühne wohlfühlen. Letztlich zählt am Ende nicht nur die Anzahl der verkauften Karten, sondern auch die Stimmung im Raum, die die Qualität von jedem einzelnen Auftritt beeinflusst. Denn immerhin entstehe genau aus dieser gemeinsamen positiven Erfahrung bei Poetry Slams schlussendlich die Magie des Formats, so Steinkellner.

Titelbild: Yannick Steinkellner bei einem Auftritt. – Foto: SLAMKOLLEKTIV