Morgen wird in der Steiermark der Landtag gewählt, die Umfragen sagen einen Sieg der FPÖ voraus. Wir waren bei der Demo von „Offensive Gegen Rechts“ und haben einige Teilnehmer:innen befragt, welche Ängste und Sorgen sie durch den weltweiten Rechtsruck haben.
von Stefan Schweighofer, Vasily Muravyev
„Nur Wählen reicht nicht”, antwortet Demo-Geher Otto auf die Frage, warum er sich der Demonstration angeschlossen hat. Die Demo wird unter dem Banner der „Offensive Gegen Rechts” veranstaltet, einem österreichweiten antifaschistischen Bündnis, das 2011 gegründet wurde. Dem Bündnis gehören elf Organisationen an, darunter die KJÖ, F*Streik Graz oder die Seebrücke. Nach mehreren Kundgebungen setzt sich der Protestzug am 21. November vom Griesplatz in Richtung Stadthalle in Bewegung. Die österreichische Nachrichtenagentur APA wird die Zahl der Demonstrierenden später mit „rund hundert“ angeben.
Unter den Protestierenden ganz vorne dabei ist auch Marius Hörner, Mitglied der „Offensive Gegen Rechts”. Seit über sieben Jahren politisch aktiv, sorgt ihn als Umwelt- und Systemwissenschaft-Student die Gleichgültigkeit der FPÖ zum Klimawandel. Die FPÖ sei auch gegen die queere Community, Menschen mit Migrationsgeschichte, Asylwerber:innen und die Arbeiterschicht. „Die FPÖ steht für so viel Hass“, sagt Marius abschließend.
Donnerstage gegen Faschisten
Donnerstagsdemos sind in Österreich nichts Neues. Schon seit dem Jahr 2000, als gegen die erste schwarz-blaue Koalition der Haider-FPÖ mit der Schüssel-ÖVP protestiert wurde, gehen an Donnerstagen Menschen in Österreich auf die Straße. 2024 ist es wieder soweit: Die Ergebnisse der Nationalratswahl und weltweite Zugewinne von konservativen Parteien sowie der Sieg von Donald Trump in den USA bereiten politisch Andersdenkenden Sorgen. Die Demo beginnt im Annenviertel und das ist vielleicht kein Zufall: Bei der Nationalratswahl 2024 waren Gries, Lend und Eggenberg neben Jakomini für SPÖ und KPÖ die prozentstärksten Bezirke.
Aufsehen aller Art
„Wir sind hier, um einfach mal ein Zeichen zu setzen”, erklärt Lilly Jagl, die sich auch in ihrem Job als Leiterin der Kulturredaktion von Radio Helsinki für Queere und Frauen einsetzt. Das Auf-die-Straße-Gehen soll zeigen, „wie wichtig und schön Vielfalt ist und dass wir keine Angst davor haben müssen”. Aufmerksamkeit erregt die Demonstration auf jeden Fall: Während FPÖ-Parteichef Herbert Kickl und der freiheitliche Spitzenkandidat für die Steiermark, Mario Kunasek, zur selben Zeit ihren Wahlkampf in der Seifenfabrik beenden, marschieren die Demonstranten durch die Straßen. Eskortiert von fünf Polizeiwagen und einem gelben Van, aus dem Musik und antifaschistischen Parolen, so wie „Alerta, alerta, antifascista!”, ertönen, zieht die Menge das Interesse von Passant:innen auf sich. Vorbeigehende und Hausbewohner:innen filmen den Protest, eine ältere Dame schreit: „Geht´s Arbeiten!”
Zuversicht trotz der problematischen Situation
Am Ende kommt die Prozession zur Stadthalle. Dort wärmen sich die Leute mit Tee auf und hören Musik von „Bass gegen Hass”, einem österreichischen Musikernetzwerk, vermischt mit Reden von verschiedenen Organisator:innen der Demo. Trotz der schwierigen Umstände wollen sich die Protestierenden nicht unterkriegen lassen. Rednerin und Sozialistische-Jugend-Mitglied Lea Gailhofer versichert: „Lasst euch nicht in eure Angst und Verzweiflung fallen.” Und „Offensive”-Mitglied Marius Hörner betont: „Die Hoffnung stirbt auf jeden Fall zuletzt.”
Titelbild: Die Demonstration “Offensive Gegen Rechts” am 21.11.2024. – Foto: Stefan Schweighofer