Das Jugendzentrum (JUZ) Don Bosco inspiriert Jugendliche, mehr Zeit im Freien zu verbringen. Ungenutzte Flächen werden dazu in Gemüsegärten verwandelt. Wie Nina Sukular und Raimund Vaseghi Jugendliche für Nachhaltigkeit und Gemeinschaft begeistern.
Im Sommer darf man sich den Garten des JUZ Don Bosco als kleines Paradies vorstellen. Nina Sukular, die Leiterin des JUZ, erzählt von Jugendlichen, die dort in der Nachmittagssonne Unkraut jäten und frisches Gemüse und Beeren ernten. Jetzt, wo der Winter anbricht, ist davon weniger zu sehen. Derzeit sind die Jugendlichen damit beschäftigt, die Pflanzen vor der Kälte zu schützen. Viele haben sie ganz zurückgeschnitten, andere werden winterfest verpackt.
Sicherer Ort
Das Jugendzentrum Don Bosco, eines von 15 Jugendzentren in Graz, orientiert sich an den pädagogischen Zielen des Namensgebers Giovanni Bosco, der im 19. Jahrhundert als Priester und Seelsorger wirkte. Sein Motto ist auch das des JUZ: „Allein zu wissen, dass ihr jung seid, genügt mir, euch zu lieben.”
Junge Erwachsene können hier Fußball spielen, im Lerncafé gemeinsam Aufgaben erledigen oder in Workshops Kochen lernen. Bedeutend ist dabei, dass sie frei entscheiden können, wann sie kommen und gehen und an welchen Projekten sie teilhaben wollen. Vollkommen ohne starres Programm und Zeitplan.
Oft besuchen Jugendliche das Zentrum, die es „Zuhause“ nicht so leicht haben“, verrät Nina. Um hier ihre Freunde zu treffen oder den Mitarbeiter:innen ihre Probleme anzuvertrauen. „Das JUZ soll ein sicherer und einladender Ort für Jugendliche sein und sie unterstützen, wo immer es möglich ist“, sagt Nina, eine Sozial- und Berufspädagogin, die sich gut mit Natur und Landwirtschaft auskennt. Besonders die Thematik der Persönlichkeitsentwicklung und der Pädagogik sind für sie von Bedeutung.
Naturbezug stärken
Finanziert wird das Projekt über die Schiene „Jugend FREI“, die 2021 ins Leben gerufen wurde, um Jugendgruppen bei Projekten in der Natur zu unterstützen, Naturverbundenheit zu fördern und gegen Insektensterben, Klimawandel und Bodenversiegelung aktiv zu werden. Gemeinsam mit den Jugendlichen sollen dabei ungenutzte Freiflächen zu wertvollen Grünflächen transformiert werden. Eine Gartenpädagogin von der Grazer Naturschwärmerei unterstützt sie dabei.
Zum Start des Projekts im JUZ Don Bosco haben die Jugendlichen zunächst eine ausführliche Recherche über verschiedene Pflanzen durchgeführt, dann ging es gemeinsam in den Baumarkt. Die Gruppe, die aus Jugendlichen mit diversen kulturellen Hintergründen besteht, entschied sich unter anderem für Himbeeren, Lauch und Sanddorn. „Es war uns wichtig, die Jugendlichen, wo immer es möglich ist, mit einzubeziehen“, sagt Nina. „Durch“ dieses Mitgestalten wird der Bezug zur Natur stärker. „Vom“ Aussuchen der Gewächse bis hin zum Anpflanzen, Gießen, Düngen und zur späteren Verwertung waren die Jugendlichen immer mit dabei.
Gemeinsam lernen
Der Mensch müsse mehr in der Natur sein, es sei unnatürlich und ungesund, den ganzen Tag in geschlossenen Räumen zu verbringen, erläutert die Leiterin des JUZ. „Das Draußensein ist eigentlich das Menschliche, durch das urbane Leben wird aber genau das oft vergessen.“
Zum Draußensein gehört für sie mehr als das bloße Spielen im Freien. Im Projekt gehe es darum, Wissen über verschiedene Pflanzen zu sammeln und die optimalen Bedingungen für diese Pflanzen herauszufinden. Von Tag eins an soll beim Gärtnern auch der Jahreszeitenzyklus im Mittelpunkt stehen. Und auch bei den Überlegungen, wie das Geerntete in der Gemeinschaftsküche möglichst ohne Verschwendung wertvoller Ressourcen verarbeitet wird, sind die Jugendlichen beteiligt.
Überraschungen und Erfolge
Am überraschendsten für die JUZ-Mitarbeiter:innen war das große Interesse an der Initiative und die zahlreichen Teilnehmer:innen, die teils sogar auf das Fußballspielen verzichteten, um stattdessen Sträucher einzubuddeln. „Vielleicht ist es Schubladendenken, aber es hat mich wirklich überrascht“, erzählt Raimund Vaseghi, der eine Ausbildung als Jugendarbeiter absolviert und langjährige Erfahrung mit Gewaltprävention hat. Er ist nicht nur im JUZ, sondern auch in Schulen oder Kindergärten tätig. Hier hat ihn überrascht, dass die Junggärtner:innen hohe Eigenverantwortung übernommen hätten. Bald besuchten sie auch außerhalb der Öffnungszeiten begeistert das Grundstück, um die Pflanzen zu gießen oder die Beerensträucher zu pflegen. Und wenn eine Gruppe Fußballspieler gefährlich nahe an den Beeten spielt, schreiten die Gärtner ein, um ihre Gewächse zu verteidigen.
Titelbild: Großzügige Freiflächen lassen sich hier gemeinsam gestalten, Nina Sukular ist sichtlich stolz auf das “grüne Projekt” und den „Safe Space”, den sie mit dem JUV erschaffen kann. Foto- Luisa Wassnig