Schwerpunkt ANNsichtssache. Joe Niedermayer, Vorsitzender der RosaLila Pantherinnen und Tuntenball-Veranstalter, über seine Verbindung zur Annenstraße und deren Entwicklung in den vergangenen Jahren.
Die RosaLila Partnerinnen sind mit ihrer offenen und bunten Präsenz zu einem fixen Bestandteil der Annenstraße geworden. In der Annenstraße 26 und gegenüber, auf Nummer 27, befindet sich seit Anfang 2023 das queere feel free Community-Center des Vereins.
Du bist unter anderem Organisator des Tuntenballs, der heuer am 22. Februar stattfindet. Wenn die Annenstraße eine Dragqueen wäre, wie würdest du sie dir vorstellen?
Sie wäre sicher eine Dragqueen der alten Schule, aber mit den alten Fahrrädern lernt man bekanntlich das Fahren. Das wäre ein bisschen die Dragpointe. Eine pessimistische Pointe mit ein bisschen österreichischen schwarzen Humor. So eine Dragqueen würde ich mir vorstellen.
Du bist seit 2012 Vereinsvorsitzender, wie würdest du die Veränderungen der Annenstraße der letzten Jahre beschreiben?
Eigentlich hat sich in den letzten Jahren nicht so viel verändert. Es gab die baulichen Änderungen: Zuerst wurde alles für die Unterführung am Bahnhof aufgerissen, dann wurden die Gehsteige erweitert und mehr Grünflächen angelegt. Unser Gebäude wurde ebenfalls renoviert und auch das Lokal, wo wir jetzt unser Community Center feel free haben, wurde für uns saniert. Eine der größten Investitionen war das Styria-Center, das vor ein paar Jahren massiv umgebaut wurde. Die Politik muss die Straße rekultivieren.
Wie würdest du diese Maßnahmen beurteilen?
Die Transformation der Straße war toll, es war etwas Sichtbares. Das hat sicher viel bewirkt und wir haben auch eine große Freude damit. Ich persönlich hätte es noch radikaler gemacht, zumindest die Autos aus der Straße verbannt und eine Fußgängerzone daraus gemacht – und das sage ich, obwohl ich eine Parallelstraße weiter wohne und auch Auto fahre.
Wenn man durch die Annenstraße schlendert, fallen einem teilweise die Leerstände auf. Wie erlebt ihr die aktuelle Situation der Straße?
Die Leerstände sind schade, ja. Wir würden uns natürlich über Neueröffnungen freuen, aber die Leerstände haben keinen großen Einfluss auf uns. Wir sind hier in einer sehr prominenten Position, wo fast alle Straßenbahnlinien halten.
Was gefällt dir besonders an der Annenstraße?
Ich mag die Annenstraße und das Viertel drumherum wirklich gern. Die Atmosphäre hier mit den Nachbarn und der Mischung an Menschen gefällt mir einfach, ich fühle mich sehr wohl. Natürlich gibt es auch negative Seiten, wie Migrationsthemen, Drogenstreitereien oder andere Dinge, die manche Menschen stören. Aber mich persönlich berührt das nicht negativ, im Gegenteil: Ich mag diese Vielfalt und die Eigenheiten des Viertels, ich bin gerne in so einem Grätzl. Es ist unkompliziert, lebendig, und ich finde es toll, dass hier auch mal lautere Musik oder eine Feier länger akzeptiert wird.
Zum Abschluss habe ich noch eine schnelle Fragenrunde:
Hast du – abgesehen vom feel free – ein Lieblingslokal in der Gegend?
Das Team und ich gehen gerne nach unseren Besprechungen in die Pizzeria Contra Punto.
In welchem Geschäft in der Annenstraße hast du zuletzt etwas gekauft?
Ich gehe sehr gerne in die Barbershops in der Annenstraße.
Gibt es ein Geschäft oder Lokal in der Annenstraße, an dem du immer vorbeigehst, aber noch nie drinnen warst?
Der Friseursalon „Fell Salon Annenstraße“ ist mir aufgefallen, der sieht ziemlich cool aus – war aber bis jetzt noch nie drinnen.
Die Ausstellung ANNsichtssache, kuratiert vom Masterstudiengang Ausstellungsdesign, setzt sich mit dem Potenzial und der Vielfalt der Annenstraße auseinander und präsentiert innovative Ideen und Visionen einer lebendigen Zukunft. Die Annenpost hat sich in diesem Rahmen auf den Weg gemacht und einen Blick hinter die Fassaden der Einkaufsmeile geworfen. Wir haben mit Menschen aus sieben verschiedenen Geschäften gesprochen und ihre Geschichten festgehalten. Die Interviews werden in der Annenpost veröffentlicht und ausgewählte Fragen sind in der Ausstellung zu hören. Hier geht es zu den weiteren Folgen. Ausstellung ANNsichtssache
Eröffnung: 22. Jänner 2025, 19:00 Uhr
Wann: 23. bis 30. Jänner 2025
Wo: Annenviertler Büro zur Rettung der Welt, Annenstraße 20, 8020 Graz
Titelbild: Joe Niedermayer im feel free – Foto: Bitarafhaghighi Foroozan