Lustig, gemeinschaftlich, anspruchsvoll – so beschreibt Joe Niedermayer, Chorsänger und Leiter der RosaLila PantherInnen, den Regenbogenchor, der am 11. April im Theater am Lend sein Konzertdebüt gab. Die Annenpost war bei der Vorstellung dabei und hat erforscht, was es mit dem Chor auf sich hat und welche Pläne es für die Zukunft gibt.
Im Theater am Lend herrscht an diesem Freitag reges Treiben: Menschen aller Altersgruppen füllen den Eingangsbereich, begrüßen sich herzlich und lachen miteinander. Die Mitglieder des Regenbogenchors, erkennbar an schwarzer Kleidung und Regenbogentuch oder -krawatte, stellen die letzten Kuchenstücke auf die Tische und verpassen der bunten Dekoration den letzten Schliff. Vor Beginn des Konzerts hört man hinter verschlossener Saaltür noch die letzten Aufwärmübungen des Chors.
Bühne frei für Vielfalt und Leidenschaft
Um Punkt 20 Uhr betritt Dragqueen Jodie Fox die Bühne. Mit kurzen Anekdoten und viel Charisma führt sie die Zuschauer:innen durch den Abend. Sie begeistert nicht nur mit ihrer Moderation, sondern auch mit vier beeindruckenden Outfitwechseln – darunter mit einem besonders auffälligen Kostüm als Nonne. Zwei Stunden lang erfüllt der rund dreißigköpfige Chor den Saal mit Songs wie „Viva la Vida“, „Born this way“, „Don‘t stop me now“ oder „Time warp“ – begleitet von einer vielseitigen Instrumentierung, darunter Klavier, Gitarre, Kontrabass und sogar einem Dudelsack. Gegen Viertel elf endet das Konzert mit einer gefeierten Zugabe und Standing Ovations.
Mitten in der Isolation – ein Chor formt sich
Der Regenbogenchor wurde 2021 gegründet – mitten in der Coronapandemie. Frühere Versuche, einen Vereinschor ins Leben zu rufen, scheiterten an einem Mangel an Teilnehmer:innen oder einem klaren Konzept. „Als dann in der Lockdown-Zeit die Idee erneut spruchreif wurde, war mein erster Gedanke Željka Hrestak anzurufen“, erinnert sich Joe Niedermayer. Die Chorleiterin kannte er aus einem früheren Job, bei dem sie bereits für einen Firmenchor verantwortlich war. Seit 1995 leitet die Dirigentin verschiedene Chöre in der Steiermark und bringt ihre langjährige Erfahrung nun in den Regenbogenchor ein.
Das Repertoire des Vereins reicht von Pop bis zu den 80er und 90er. Für Niedermayer sind die Songs mehr als nur musikalische Unterhaltung. So seien Lieder von Künstler:innen wie Gloria Gaynor, Elton John oder Lady Gaga Hymnen, die die queere Community begleiten und fester Teil der Bewegung sind. Manche davon wurden für den Chor zu regelrechten „Markensongs“ – wie „Born This Way“.

Gemeinschaft statt Perfektion
Trotz hoher musikalischer Ansprüche steht für den Regenbogenchor die Gemeinschaft im Mittelpunkt. „Mit der Zeit haben sich viele Freundschaften entwickelt und manche Sänger:innen empfinden den Chor sogar als neue Familie”, erzählt Niedermayer. Ignoriert wird die musikalische Qualität dennoch nicht: Chorleiterin Željka bringe viel Professionalität und einen hohen Anspruch mit. „Ein Chor ist immer nur so gut, wie seine Leitung. Diese kann sowohl für Streit als auch für Feiern sorgen”, erklärte der Chorsänger. Während einige Lieder höchste Präzision erfordern, geht es bei anderen vor allem um den Spaß am gemeinsamen Singen.
Um den Chor finanziell unabhängig zu halten, zahlt jedes Mitglied einen kleinen monatlichen Beitrag. Laut Niedermayer sorgt das auch für eine gewisse Verbindlichkeit: „Die Leute zahlen dafür, hingehen zu dürfen und kommen deshalb auch konsequenter.“ Geprobt wird immer sonntags am Abend, für etwa eineinhalb Stunden. Regelmäßig kommen neue Interessierte vorbei, um sich die Proben anzuschauen – wer will, bleibt.
Ein Theater mit Haltung
Die Entscheidung, im Theater am Lend aufzutreten, war laut Niedermayer eine pragmatische. „Wenn man sich das Programm anschaut, sieht man, dass es ein feministisches Theater ist. Meiner Meinung nach gehören Queerness und Feminismus zusammen – es sind immer dieselben patriarchalen Strukturen, die Frauen schlecht behandeln“, erklärt Niedermayer. Zudem verbindet den Verein der RosaLila PantherInnen eine lange Veranstaltungsgeschichte mit dem Theater am Lend. Es haben nämlich auch andere Events, wie das Drag Race, hier im Rahmen des Tuntenballs stattgefunden.
Singen mit Perspektive
Auch wenn das Konzert im Theater am Lend das erste eigene war, ist der Regenbogenchor kein unbeschriebenes Blatt: Aufgetreten ist dieser bereits bei Pride-Paraden und diversen Festen. Für die Zukunft erhofft sich der Chor jetzt, die Kosten bald durch Auftritte finanzieren zu können, sodass das Singen für jede:n kostenlos wird. Man wünsche sich vor allem viele Aufträge. Wird der Chor gebucht, fällt viel organisatorischer Aufwand – etwa die Suche nach einer passenden Location oder die Dekoration – weg. Trotzdem soll es auch künftig weitere eigene Konzerte geben – aber eben nicht ausschließlich.
Titelbild: Erstes Konzert des Regenbogenchors im Theater am Lend – Foto: Katharina Fromm