Diebstähle, Überfälle, schwere Körperverletzungen: allesamt Ereignisse, die sich vergangenen Sommer im Metahofpark abspielten. Der Metahofpark sei zum „Brennpunkt“ geworden, berichtete daraufhin die Kleine Zeitung im August. Eine gewaltbereite Szene bereite den Anrainern Sorgen und führte zu Hilferufen an die Stadt. In einem Interview kündigte Sozialstadträtin Martina Schröck eine Aufstockung der Ordnungswache und stärkere Präsenz von Streetworkern an. Seither herrscht mediale Funkstille.
„Aus unserer Sicht ist dort kein Brennpunkt“, sagt die Drogenstreetworkerin Gabriella Fassold vom Kontaktladen der Caritas. Denn Personen ihrer Zielgruppe, den Drogensüchtigen, habe sie und das Streetwork-Team während der Einsätze in den vergangenen drei Monaten im Metahofpark kaum getroffen. An einer Hand könne man sie abzählen: „Das ist tatsächlich eine Zahl, bei der wir uns überlegen müssen, ob es sich für uns überhaupt noch auszahlt regelmäßig -das heißt bei jedem Einsatz- dort hinzugehen.“ Andere auffällige Gruppierungen gebe es im Park kaum: ältere Männer, die im Park Bier trinken und ein paar Jugendliche, die auf den Bänken mit ihren Handys spielen. Ihnen haben die Streetworker in Gesprächen Hilfe angeboten. Spuren von Drogenkonsum, herumliegende Verpackungen etwa oder Spritzen, fand das Team keine. Ende November beendeten sie ihre Schwerpunktaktion daher, im Zuge derer sie drei Mal wöchentlich den Park aufsuchten.
Ihr komme der mediale Aufschrei vom Sommer überzogen vor, sagt Fassold. Es zeige sich, dass öffentliche Plätze und Räume absichtlich in Verruf gebracht werden, um Maßnahmen gegen Randgruppen und Minderheiten zu rechtfertigen und deren Nutzung des öffentlichen Raums einzuschränken. Ob das Ziel der medialen Berichterstattung über den Metahofpark war, könne sie jedoch nicht beurteilen, da sie und ihre Kolleginnen und Kollegen im Sommer dort noch nicht regelmäßig präsent waren. „Es kommt immer darauf an, ob man problematischen Situationen im öffentlichen Raum mit Verboten, Verdrängungen und Verweisen begegnet oder ob man wirklich hinschaut, was gebraucht wird. Momentan steht für die Stadt scheinbar Ordnungspolitik an erster Stelle und nicht unbedingt Sozialpolitik.“ Dabei gehe es nicht darum, Personen und deren Probleme verschwinden zu lassen, sondern darum, diese zu akzeptieren und Lösungen zu suchen, sagt Fassold.
Auch laut Walter Hadler von der Grazer Ordnungswache ist die Lage im Metahofpark weniger schlimm, als medial dargestellt. „Irgendjemand bauscht das auf, und die Medien übernehmen das dann.“ Der Aufschrei im Metahofpark sei so groß gewesen, weil sich im Park ein Spielplatz befindet, auf dem meist viele Kinder spielen. Die Mütter der Kinder hätten sich gesorgt, als aufgrund der Bauarbeiten am Bahnhof Alkohol- und Drogensüchtige vom Bahnhofsvorplatz in den Metahofpark abwanderten. Diese Besorgnis habe die Kleine Zeitung in ihrer Berichterstattung unreflektiert widergegeben. Das habe wiederum zu einer Verunsicherung bei den Anrainern geführt, die übertrieben war. „ Die Situation ist heute nicht anders als vor zwei Jahren. In anderen Parks ist die Lage prekärer.“ Hadler vermutet, dass Alkoholiker und Drogensüchtige nach dem Winter den Park nicht mehr frequentieren werden. Die starke Präsenz von Exekutive und Ordnungswache werde vermutlich dazu führen, dass die Szene sich verschiebt; vielleicht zum umgebauten Bahnhofsvorplatz.
„Unterschiedliche Gruppierungen übernehmen unterschiedliche öffentliche Flächen. Der Volksgarten beispielsweise entschärfte sich durch die stärkere Präsenz der Szene im Metahofpark gar nicht, “„ergänzt der Drogenkoordinator der Stadt Graz, Ulf Zeder. Einen einzigen Brennpunkt, der sich mit all den Leuten und Problemen verschiebt, gebe es nicht. Wenn es in einem Park zu Problemen komme, brauche es auf den Einzelfall abgestimmte Maßnahmen, meint er. Personen, die Hilfe annehmen, wie einige Suchtkranke und Obdachlose, müsse anders begegnet werden als Dealern und anderen vorsätzlich Kriminellen. Für Erstere brauche es ein breites sozialpolitisches Angebot, wie jenes der aufsuchenden sozialen Arbeit. Mit Zweiteren müsse sich die Exekutive beschäftigen.
Sanktionen jedoch müsse man differenziert sehen, weiß Zeder. Immerhin löse die scharfe Überwachung eines Parks diese Personen und ihre Absichten nicht in Luft auf, sondern führe nur dazu, dass sie sich andere Orte suchen. „Da muss man sich auch überlegen, was an Verlagerungsoptionen sinnvoller ist. Wo stört’s die Wohnbevölkerung mehr? Man muss schon ein bisserl nachdenken: Wenn No-Go-areas definiert werden, entstehen neue Go-areas.“ Gewisse Problemviertel werde es laut Zeder also immer geben. Bis zu einem gewissen Grad könne man diese jedoch verringern. Ein Lösungsansatz Zeders: mehr Kommunikation der Betroffenen untereinander. „Der Vater, dessen Sohn sagt: ‘Tu das nicht. ‘ Afrikaner, die zu den anderen sagen: ‚Bitte tut’s das nicht, das fällt auf uns zurück.“ Diese Kommunikation müsse die Stadt ermöglichen, so wie es teilweise schon bei der Siedlungs- und Polizeimediation geschieht. Nur Kontrolle von Seiten der Stadt sei zu wenig.
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Mit unserem 5jährigen Sohn haben wir den Metahofpark als Krabbelkind gemeinsam mit vielen anderen Familien in der Nachbarschaft täglich besucht. Dann vor ca. 2einhalb Jahren hat er sich total verändert. Die Rutsche im Kinderspielplatz wurde abgefackelt und nach mehrmaligem Bitten nie wieder aufgestellt. Am Spielplatzgelände (!!!!!!) schlafen im Sommer täglich Betrunkene ihren Rausch aus und auf den Bänken und Tischen nebenan wird in der Hitze so viel getrunken, dass Drohungen und Geschrei letzter Klasse an der Tagesordnung sind.Diese Leute tauchen auch regelmäßig im Speilbereich auf. Vor Jahren gab es noch eine Toilette dort – jetzt muss man als Parkbesucher (vor allem wenn man viel Alkohol trinkt) in die Büsche – dort wo sonst Kinder spielen. Schon möglich, dass das Leute, die hin und wieder ihre Klientell dort besuchen nicht so krass sehen. Der Park ist für uns Anwohner jedoch absolut unbrauchbar geworden.
Mit ganz freundlichen Grüßen von einer Mutter, die liebend gerne im Lend wohnt, die es liebt mit türkischen, kroatischen, afrikanischen Müttern und Kindern den Spielplatz zu teilen, die nicht gegen ein Bierverbot im öffentlichen Raum ist, und die auch mal wegsieht, wenn kleine Geschäfte im Park gemacht werden….