Freizeit mit Bunt

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Seit zehn Jahren sorgt das YAP dafür, dass Jugendliche im Annenviertel ihre Freizeit sinnvoll und ohne Konsumzwang verbringen können.

Es wird wieder Hand angelegt im Jugendzentrum „Young Active People“, kurz YAP, in der Orpheumgasse. Es riecht nach Farbe, Spraydosen zischen und die Nachwuchskünstler besprechen, wohin sie die nächsten Farbflächen und Tags setzen. Christian Magerl, leitender Mitarbeiter , beobachtet seine Kids, die von Graffiti-Profis aus der Nachbarschaft beraten werden.

Seit zehn Jahren bietet das YAP Jugendlichen zwischen 11 und 19 im Lend und Gries einen Zufluchtsort vom Alltag. An vier Nachmittagen der Woche besuchen täglich durchschnittlich sechzig bis siebzig Jungs und Mädchen die Jugendeinrichtung der Stadt Graz. Kids verschiedener Kulturen und Religionen können dort ohne Konsumzwang ihre Freizeit gemeinsam verbringen, Billard und Darts spielen oder im Internet surfen. . .

Das YAP öffnet seine Pforten für jedermann. Die Familien der Teenager kommen aus allen Teilen der Welt. Ein Jugendlicher mit türkischer Muttersprache spielt mit seinem kroatischen Kumpel Tischfußball, während an der Playstation das Ländermatch Ghana gegen Bosnien läuft. Laut Magerl ist die Zahl der Burschen deutlich höher, Mädchen kommen weniger, manche deshalb nicht, weil die Eltern finden, das gehöre sich aus religiösen Gründen nicht.

Graffitti -  Do it yourself
Tupac Shakur schmückt die Wände im Jugendzentrum

Beherrscht wird das Jugendzentrumvon einer langen Bar. Dahinter thront die Kommandozentrale der geräumigen Lounge, der Computer, auf dem Youtube-Clips laufen. Aus den Boxen dröhnt der neue PitBull Hit, ein im Takt kopfnickender Bursch steht davor und wartet auf bestätigende Blicke seiner Freunde.

Laut Magerl ist es vor allem die Musik, die einen reibungslosen Nachmittagsablauf ermöglicht. Die Chart-Erfolge des angesagten Hip Hop Stars feiert der dreizehnjährige Kurde genauso wie der neunzehnjährige Kroate.

Magerl will aber auch die Probleme der Jugendlichen nicht unter den Teppich kehren. Schlechte Deutschkenntnisse seien das größte Hindernis im Schulunterricht, sagt er. Die Folge: schlechte Noten. Dadurch sinke die Motivation, die Schulbesuche werden seltener. Das YAP versucht hier gegenzusteuern. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit der benachbarten „Lernbar“, einem Kooperationsprojekt des Steirischen Dachverbands für Offene Jugendarbeit, der Caritas und SALE Steiermark. Hier können die Jugendlichen dreimal wöchentlich kostenlos professionelle Hilfe bei Hausübungen und Lernproblemen in Anspruch nehmen.

YAP - Young Active People
Unter dem Motto: Get active versuchten sich die Jugendlichen als Graffittikünstler

Mehrmals im Jahr entführt das YAP die Teenager aus dem Viertel. Rodelausflüge auf den Schöckl, Thermenfahrten oder Grillagen im Volksgarten stehen jedes Jahr am Veranstaltungskalender – laut Magerl für viele Kids die einzige Möglichkeit, einmal aus der Stadt heraus zu kommen. In vielen Familien fehle einfach das Geld für Freizeitaktivitäten.

Was sich Christian Margerl für die Zukunft wünscht? Dass er die Mitarbeiterzahl von drei ausgebildeten Sozialarbeitern und zwei Zivildienern halten kann. Dann, meint er, steht einem Weiterbestand der Jugendeinrichtung nichts im Weg.

 

 

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