Die Nonnen des Annunziata-Konvents müssen ihr Kloster im Wienerwald aufgeben – die Erhaltung ist zu teuer. Vorhang auf für einen berührenden Dokumentarfilm mit ernsthafter Frage: Wie funktioniert Loslassen? Die Annenpost war bei der Premiere mit anschließender Diskussion im Annenhof-Kino dabei.
Über 110 Jahre lebten die Missionsfranziskanerinnen Mariens in ihrem Annunziatakloster in Eichgraben („der schönste Platz im Wienerwald“). Doch aus finanziellen Gründen muss das Kloster jetzt geschlossen werden. Viele der Nonnen sind seit Jahrzehnten hier, der Umzug in ein anderes Kloster schmerzt – der österreichische Filmemacher Helmut Manninger begleitet sie in diesem Ausnahmezustand mit der Kamera.
Die Ordensschwestern gehen unterschiedlich mit der Situation um: Während die einen den Umzug als den Willen Gottes sehen und sich damit arrangieren, tun andere sich mit dem Umzug in ein Kloster in Wien oder in Seitenstetten schwerer. Schwester Martha wird dort nicht mehr ihre Salben und Tropfen aus selbstgezogenen Kräutern herstellen können, Schwester Ernestine muss mit 86 ihre Bienenstöcke zurücklassen.
„Es tut weh, das alles zu verlassen“, sagt die bettlägrige Schwester Hedemarie.
Doch das große Gebäude im neugotischen Stil hat zu hohe Erhaltungskosten. Früher gab es einen Kindergarten und ein Heim, doch jetzt leben nur mehr wenige Schwestern hier. Die meisten sind um die achtzig, aber es ist eine fröhliche Gemeinschaft. „Die Gemeinschaft ist immer das Schönste im Kloster“, findet auch Schwester Hedemarie.
„Ich hab‘ noch nicht eingepackt. Jetzt wart‘ ma noch a bissl ab“. Schwester Martha will unbedingt in Eichgraben bleiben.
„Die große Reise“ ist eine ruhige, sehr authentische Dokumentation, die wegen der Gelassenheit und Fröhlichkeit der Nonnen nicht im Drama versinkt. Der Film ist auch im Rennen um den Publikumspreis der Diagonale. „Zehn Punkte kriegt er von mir“, sagt eine junge Frau. „Ja“, nickt ihr Begleiter, „der Film wirkt so natürlich, ich hatte nie den Eindruck, dass da irgendwas gespielt ist.“ Auch von den Schwestern, die für die Filmvorführung angereist sind, gibt es Lob: „Als ich da gesessen bin und bei ein paar Stellen geweint hab‘, dacht‘ ich mir: Ja, genauso war es. Ich bin ganz erstaunt, dass man solche Filme machen kann. Da versucht man, etwas `rüberzubringen, was jeden einzelnen betrifft.“
Schwester Michaela und Mutter Oberin Theresa neben Regisseur Helmut Manninger
Für die Vorstellung am Samstag gibt es noch Restkarten.
[box] Die große Reise. Dokumentarfilm, AT 2012, OmeU
Samstag, 16.3.
18:30Uhr, Rechbauerkino
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